Alles auf Anfang

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Im Zuge der langersehnten Wiedereröffnung stellt sich für viele Gastronomen die Frage, wie sie bekannte und neue Gäste auf sich aufmerksam machen können. Lisa Reichkendler hat sich auf Marketing-Beratung von Gastronomiebetrieben spezialisiert. Im Gespräch mit PRODUKT gibt sie einige Tipps.

Kategorie: Stories
PRODUKT: Welche Marketingmaßnahmen empfehlen Sie Gastronomen für die Zeit der Wiedereröffnung?
Reichkendler: Je nach Budget und Kapazitäten rate ich zu strategischem Social Media Marketing und PR. Es sind zwei Bausteine des Marketings, die sich ergänzen, gegenseitig unterstützen, aber auch unterschiedliche Kanäle und andere Zielgruppen erreichen können. Social Media kann direkt inhouse (also ohne Fremdunterstützung) betreut werden – somit fließt der persönliche Touch des Gastronomen mit ein. Es ist eine kostengünstige Marketingmaßnahme, die stark und gewinnbringend eingesetzt werden kann. Allerdings sollte hier auf Planung und wertvolle Inhalte geachtet werden – oft wird das volle Potential bei weitem nicht ausgeschöpft. Bei guter PR Arbeit bedarf es einer Expertin, die dafür sorgt, dass Print- und Online-Medien, ja sogar TV und Radio über das Lokal berichten. Viele Leser erfahren aus der Zeitung von Neueröffnungen oder Veranstaltungen. Regelmäßig betrieben führt die mediale Berichterstattung nachhaltig zu Markenbekanntheit, Vertrauen und Reichweite. 
PRODUKT: Werden im Bereich Marketing andere Anforderungen gelten als vor der Pandemie?
Reichkendler: Die Werte und die Personen hinter den Marken werden wichtiger sein als je zuvor. Emotionale Inhalte werden Post-COVID bedeutender, weil viele Unternehmen vor allem jetzt in Marketing investieren. Zudem ist die Aufmerksamkeit des Online-Users sehr gering. Mit authentischen Werten und emotionalen Inhalten kann man jedoch punkten. 
PRODUKT: Werden Preis-Aktionen nötig sein, um die Gäste anzulocken? Warum (nicht)?
Reichkendler: Die Preisfrage ist immer eine Frage der Zielgruppe. Daher kann man da gar keine allgemeine Aussage treffen. Meiner Meinung nach ist vor allem in der Generation Y – also bei den 1980 bis 1995 Geborenen – das Bewusstsein in punkto Nachhaltigkeit während der Pandemie gewachsen. Diese sind eher bereit, für bessere Qualität mehr zu bezahlen. 
PRODUKT: Wie können skeptische Gäste davon überzeugt werden, dass Gastronomiebetriebe trotz zahlreicher Hygienemaßnahmen Freude bereiten?
Reichkendler: Hier kann man mit Transparenz punkten, indem man ehrlich kommuniziert und mit unterschiedlichen Marketingaktivitäten – z.B. Social Media oder PR – auf das eigene Hygienekonzept hinweist. Das muss nicht unbedingt klassisch erfolgen, indem man eine Checkliste an seine Tür hängt, sondern kann auch kreativ oder humorvoll kommuniziert werden. Ich empfehle Gastronomen, die Kraft des Storytellings zu nutzen, d.h. die Entstehungsgeschichte des Betriebs oder auch die Hygienemaßnahmen in eine Geschichte zu verpacken, die sich wie ein roter Faden durch das Lokal zieht. 
PRODUKT: Digitalisierung und Marketing über Social Media ist in aller Munde – was raten Sie nicht so internetaffinen Gastronomen?
Reichkendler: Entweder sich Hilfe von Expertinnen zu holen oder auf ein analoges Konzept zu setzen, das dann auch als solches positioniert ist und als Marke dafür steht. Was ich aber oft beobachte, ist die Lösung irgendwo dazwischen und die ist meiner Meinung nach nicht ideal. Eine Website zu haben, auf der man keinen Tisch buchen kann oder nicht per Klick das angepriesene Menü bestellen kann, ist nicht mehr zeitgemäß. Hier lohnt es sich, Support durch Experten zu holen. 

Weitere Informationen unter www.lisareichkendler.com

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