Es ist 4:45, als ich mich beim Bio-Heumilch-Bauernhof der Familie Widlroither einparke. Sogar die Kühe liegen in diesem Moment noch gemütlich im Halbdunkel auf der Weide. Veronika und Alois Widlroither treffe ich aber wie vereinbart bereits in der Milchkammer an. Wie jeden Tag bereiten sie alles vor, damit ihre 27 Milchkühe in Kürze gemolken werden können. Kurz darauf heißt es aufstehen für die Herde. Veronika treibt ihre Kühe Richtung Melkstand, und diese machen offensichtlich gerne mit. Fast scheint es, als würden sie sich anstellen, um bald dranzukommen. Es zeigt sich schon jetzt, dass die Milchkühe ganz individuelle Persönlichkeiten sind. Veronika Widlroither: „Manche kommen gerne ganz am Anfang dran und andere lieber erst gegen Ende.“ Sie wissen jedenfalls alle, wie´s läuft: Rein in den Melkstand, einen freien Platz aufsuchen und schon geht´s ans Werk: Veronika und Alois reinigen das Euter und melken händisch vor, den Rest übernimmt die Maschine. Danach gibt´s noch eine kurze Hygiene-Behandlung der Zitzen und schon heißt es ab in den Stall. Kühe mit gelbem Band am Bein sind übrigens gerade trockengestellt, werden also derzeit – etwa kurz vor der Geburt eines Kälbchens – nicht gemolken. Aber dies haben Veronika und Alois gut im Blick, schläfrig wirkt hier trotz der frühen Morgenstunde niemand. Außer mir vielleicht.
Abgeholt. Gegen 6 Uhr, während Alois und Veronika die Milchkammer und den Melkstand säubern, kommt der Milchwagen und holt die eben gemolkene Milch sowie jene vom Vorabend ab. Der Wagen fährt ab und für Alois geht es ab in den Stall. Mit dem Kran sorgt er für Futter-Nachschub vom Heuboden, anschließend wird das Heu sowie ausreichend Kraftfutter (das in Bio-Qualität übrigens doppelt so viel kostet wie konventionell) händisch so verteilt, dass an jedem Futterplatz genug da ist. Dass vom selbst eingebrachten Heu alle satt werden, ist übrigens keineswegs selbstverständlich: „In guten Jahren reicht das Heu“, berichtet mir Alois. Doch das muss nicht immer so sein. 2017 und 2018 etwa fiel die Menge wegen mangelnden Niederschlags gering aus. Und nachdem es allen Landwirten diesbzgl. gleich ging, gab es auch kein Heu zu kaufen. Acht Kühe mussten die Widlroithers damals verkaufen, weil es schlicht nicht genug Futter gab. Mittlerweile hat man den Bestand aber wieder aufgestockt. Die Kühe sowie die beiden Stiere, die am Widlroither-Hof für den Nachwuchs sorgen dürfen, lassen es sich jedenfalls nun im Stall schmecken, bevor sie sich in ihre Liegeboxen zurückziehen. Diese müssen natürlich täglich gereinigt und bei Bedarf aufgefüllt werden.













Abend. Gegen 17 Uhr startet das gleiche Prozedere, mit dem unser Tag am Bauernhof begonnen hat. Die Kühe werden gemolken und dürfen danach wieder hinaus auf die Weide. Etwa um sieben Uhr abends ist man im Stall fertig. Oft wird danach noch erledigt, was sich untertags nicht ausgegangen ist. An diesem Tag haben die Widlroithers jedoch Feierabend. Bis morgen um 4:15 ein neuer Tag am Hof beginnt.
