Antizipierend

Unilever Austria GF Nikolaus Huber

Für unser Heft-Thema „Megatrends – Themen mit Potential“ haben wir natürlich auch mit Unilever Austria GF Nikolaus Huber gesprochen. Schließlich gelingt es dem globalen Konzern, Trends frühzeitig zu erkennen und sie mitzuprägen.

Kategorie: Stories
PRODUKT: Was sind aus Ihrer Sicht die aktuell wichtigsten Trends der FMCG-Branche?
Huber: Wir erleben einen starken Trend hin zu einem verantwortungsvollen Konsum. Die Coronakrise hat unser tägliches Leben in nie dagewesener Weise verändert und diesen Trend verstärkt. Die Menschen konsumieren noch bewusster und geben dem Nahen wieder mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung, ja möchten es neu entdecken. Das ändert natürlich auch das Anforderungsprofil an große Marken. Die jüngst präsentierte Kronbergstudie der GfK fasst es ganz gut zusammen: Die Bedürfnispyramiden der Shopper verändern sich. War im „alten Normal“ vorrangig eine Segmentierung der Sortimente von Preiseinstiegsmarken über Mittelmarken zu Premiummarken gegeben, so wird sich der Shopper im „Neuen Normal“ neben den Funktionsmarken, also dem sog. Preis­einstieg, vor allem an „Sozial- oder Visions-Marken“ orientieren. Also Marken, die für eine nachhaltige Überzeugung stehen und ihren USP entlang der Produkt- & Markenarchitektur durchdeklinieren.

PRODUKT: Welche Bedeutung hat hier das Thema fleischlose Ernährung?
Huber: Es gibt ein immer stärkeres Bewusstsein, dass weniger Fleischkonsum auch eine positive Auswirkung auf das ökologische Gleichgewicht hat. Gleichzeitig bietet es Flexitariern die Möglichkeit, ihre Ernährung gesünder und breiter aufzustellen. Das zeigt sich auch in den Einkaufskörben: Die Kategorie der pflanzenbasierten Fleischalternativen wächst sehr dynamisch Jahr für Jahr im zweistelligen Bereich. Mit der Einführung von „The Vegetarian Butcher“ tragen wir genau diesem Trend Rechnung, aber auch dadurch, dass wir die Sortimente bestehender Marken, wie „Knorr“, „Hellmann’s“ und „Ben & Jerry’s“ um vegane Sorten erweitern.

PRODUKT: Welche Hebelwirkung hat es, wenn ein Unternehmen wie Unilever auf einen Megatrend wie z.B. Fleischfrei setzt?
Huber: Wir denken, dass eine stärkere Etablierung von pflanzlicher und pflanzenbasierter Ernährung einen sehr großen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten kann. Und gleichzeitig ist es gut für die Gesundheit. Unilever erreicht jeden Tag weltweit Millionen von KonsumentInnen und wir arbeiten daran, weltweit Menschen zu einer gesünderen, nachhaltigeren Ernährung zu bewegen. Wenn uns das gelingt und auch viele andere Anbieter mitmachen, dann wird das den Planeten nachhaltig positiv beeinflussen.

PRODUKT: Wie sieht es im Putz- & Reiniger-Markt aus?
Huber: Der Trend geht ganz stark hin zu natürlichen Inhaltsstoffen, biologischer Abbaubarkeit und einer Reduktion von Verpackung und Neuplastik. Die ökologische Krise erfordert große Antworten der FMCG-Branche. Die Konsumenten fordern diese ein. Entsprechend wird sich hier seitens Unilever in den nächsten Jahren sehr viel tun. Unsere Vision ist, dass diese Kategorie künftig komplett ohne mineralölbasierte Inhaltsstoffe auskommen soll und sich alle unserer Inhalts- und Verpackungsstoffe nahtlos in ein Kreislaufprinzip einfügen. Ich hoffe, dass unsere Wettbewerber das genau so ernst nehmen wie wir.

PRODUKT: Natürlich schön? Was bedeutet das für den Beauty- und Personal-Care-Markt?
Huber: Hier hat die Naturkosmetik in den letzten Jahren einen großen Wandel hingelegt. Weg von der Öko-Nische, hin zu einem generellen Bewusstsein für die Inhaltsstoffe. Dabei spielen neben neuen Marken auch bekannte Ankermarken wie „Dove“ eine wichtige Rolle. Besonders stark zeigt sich darüber hinaus im Beauty-Bereich der Trend hin zu authentischer Schönheit, also weg von einem verklärten Schönheitsideal und hin zum „sich schön fühlen“. Hier geht es darum einer breiteren, inklusiveren Definition von Schönheit Rechnung zu tragen. Genau in diesem Sinne hat Unilever sein „Positive Beauty“-Announcement gemacht und bekannt gegeben, wie wir unsere Markenstrategie in diesem Bereich aufstellen.

PRODUKT: Bei all der Natürlichkeit: Wie passt hier Digitalisierung hinein?
Huber: Wir sehen unverändert ein starkes Anwachsen der Bedeutung von digitalen Absatzwegen und damit verbunden auch die Notwendigkeit, Kommunikation zielgruppenspezifischer und vor allem digitaler auszurichten. Der E-Commerce-Anteil mag im FMCG-Bereich in Österreich noch verhältnismäßig klein sein, aber hat definitiv eine Relevanz erreicht, die von niemandem mehr ausgeblendet werden kann. Das zeigt sich auch im Auftreten neuer Player und Plattformen.

PRODUKT: Wie groß muss ein Trend sein, damit Unilever ihn in der Produktentwicklung aufgreift?
Huber: Die Kunst ist es, große Bewegungen frühzeitig zu antizipieren, deren Relevanz für die Konsumenten zu erkennen und diese in relevante Technologien und Innovationen zu übersetzen. Damit gestaltet man Trends aktiv mit. Das gelingt uns seit Jahren sehr gut. Zum einen bei unseren bestehenden großen Marken. Zum anderen aber auch mit neuen Brands, die Trends aufgreifen, die wir als vielversprechend ansehen. Vor über zehn Jahren haben wir mit „Ben & Jerry’s“ als erste begonnen, das damals junge Becher-Segment mit einer authentischen, sozial agierenden Marke aufzubauen. Mit „The Vegetarian Butcher“ haben wir nun den richtigen Zeitpunkt gewählt, um den Markt für Fleischalternativen mit echten Innovationen zu bereichern und mit viel Kommunikation voranzubringen.

PRODUKT: Vegane Produkte und Naturkosmetik von Unilever – wäre das vor 20 Jahren denkbar gewesen?
Huber: Erste „Dove“-Naturkosmetik-Produkte hatten wir auch schon vor knapp 20 Jahren entwickelt. Die KonsumentInnen waren damals aber noch nicht so bereit dafür wie heute.

PRODUKT: Fleischfrei, Naturkosmetik, Nachfüll-Gebinde – wie sieht es damit in Ihrem Haushalt aus?
Huber: Finden Sie alles bei uns im Haushalt. Auch ich entwickle mich sehr gerne weiter!

PRODUKT: Danke für das Gespräch!

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