Aufgeholt

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Nach jahrelang geringen Erträgen wies der Wein-Jahrgang 2017 endlich wieder vernünftige Mengen (und Qualitäten) auf. Im Vorjahr konnten daher die unterschiedlichen Absatzwege im In- und Ausland entsprechend bedient und forciert werden. Auch im LEH steht Wein aus Österreich daher so gut wie selten zuvor da.

Kategorie: Stories

Der Rückblick auf 2018 zeichnet sich daher sowohl durch einen Rekord im Export von österreichischem Wein aus als auch durch ein Rekordhoch im Lebensmittel­einzelhandel. So wurden 52,6 Mio. L im Wert von 170,3 Mio. € in Auslandsmärkten abgesetzt, was einem Mengenplus von 10,5% und einem Umsatzzuwachs von 6,9% im Vergleich mit dem Vorjahr entspricht. Im LEH konnten ebenfalls wieder alle Segmente bedient werden, was zu einem Marktanteilszuwachs (im Absatz) von 6,9% führte, während sich die internationalen Weine mit -10,5% rückläufig entwickelten. Betrachtet man den Marktanteil am Umsatz, so beanspruchen rot-weiß-rote Weine rund 70,5%, was einem Plus von 5% und einem Gesamtwert von 253,7 Mio. € entspricht (Nielsen, LEH, FY 2017 vs. 2018). 

Es tut sich was.
Angesichts dieser Entwicklungen ist man auch bei Lenz Moser zuversichtlich gestimmt. Mit der Ernte 2018 ist man aktiv in den Absatz gegangen und rechnet insgesamt mit einer positiven Entwicklung. Ohnehin ist man es beim größten Weingut Österreichs gewohnt, dass nicht jedes Jahr wie das davor ist, wichtiger ist es hier in Sachen Qualität Kontinuität an den Tag zu legen. Bisher war dafür Ernest Großauer als Kellereileiter maßgeblich verantwortlich, mit dem Jahr 2019 hat er sich nach 42 Dienstjahren in den Ruhestand be- und die Agenden an Michael Rethaller übergeben. Mit Rethaller ist die Kontinuität jedenfalls gesichert, denn der Önologe hat bereits in den vergangenen Jahren große Projekte wie den Bau des legendären 1.000-Eimer-Fasses und die kürzlich erfolgte Einführung des alkoholarmen „Servus 5%“ gemeinsam mit Großauer geleitet.
Betriebsam.
Damit auch schon zu den Trends, die man natürlich bei Lenz Moser genau beobachtet. Auf die anhaltende Lust der Verbraucher nach weniger stark alkoholischen Getränken reagiert man mit dem erwähnten „Servus 5%“. Marketing-Leiter Friedrich Wimmer: „Der ‚Servus 5%‘ entwickelt sich seit Einführung sehr zufriedenstellend und wir gehen daher stark davon aus, dass er sich zu einer fixen Größe in den Regalen des LEH entwickelt.“ Last but not least investiert Lenz Moser aktuell auch gehörig in die Zukunft: Für mehr Flexibilität in der Verarbeitung ist man bald mit dem Bau eines neuen Presshauses fertig. 5 Mio. € kostet diese dritte Presse, die die Traubenmenge, die direkt bei Lenz Moser verarbeitet wird (bzw. werden kann) von 2,5 Mio. kg auf 4 Mio. kg erhöht. Damit stärkt die Kellerei auch ihre Rolle als verlässlicher Abnehmer des Traubenmaterials seiner Lieferanten, insbesondere in Jahren mit guten Ernten. Die größten Chancen für zukünftiges Wachstum sieht man auch hier insbesondere im Export und freut sich dementsprechend über Auszeichnungen wie 10 mal Gold für „Lenz Moser“-Weine bei der Berliner Weintrophy 2019. Michael Rethaller: „Wir sind stolz auf diese Medaillen, sie sind Auszeichnungen von Weltruf.“
Alles richtig.
Das Auslandsgeschäft hat auch bei Winzer Krems im abgelaufenen Jahr Grund zur Freude gegeben. Stephan Nessl, Marketingleiter: „Wir hatten im Vergleich zum Vorjahr einen stabilen Umsatz im Inland und ein schönes Umsatzwachstum von 5% im Export zu verzeichnen. Durch unsere Preis-Stabilität haben sich die Mengen parallel zum Umsatz gesteigert.“ Dass Wein im LEH für den Verbraucher ein gutes Preis-Leistungsverhältnis haben muss, ist für Nessl unbestritten: „Durch eine sehr ansprechende Ausstattung kann man zwar zum Erstkauf animieren, den Wiederkauf des Weins gewährleistet aber nur eine im Verhältnis zum Preis entsprechende Qualität. Unserer Meinung nach macht der LEH hier alles richtig.“ 
Angebot und Nachfrage.
Jemand, der hier natürlich genau Bescheid weiß, ist Hermann Toifl, GF Wegenstein: „Der Trend geht zu Weinen mit bestem Preis-Leistungsverhältnis, egal in welchem Segment. Im LEH müssen zudem Sorten-Stilistik, Herkunft, Regionalität und Preis besonders klar konzipiert und für die Konsumenten nachvollziehbar sein. Hier haben Klassiker und klare Kommunikation Vorrang.“ Das Jahr 2018 hat man auch bei Wegenstein und seinen rund 600 Lieferanten als ein – hinsichtlich Menge und Qualität  – gutes Jahr wahrgenommen, Toifl merkt jedoch die Krux an, die sich aus guten Jahren ergibt: „2018 hat aufgrund der höheren Erträge ein Absatzwettbewerb stattgefunden, der für die Konsumenten schlussendlich in geringeren Preisen resultierte. Für die Weinwirtschaft, allen voran für die Produzenten, sind Jahrgänge mit höheren Erträgen daher immer eine wirtschaftliche Herausforderung. Wir sind bestrebt, in mengenmäßig kleinen und auch großen Jahrgängen möglichst stabil zu sein.“ 
Klare Profile.
Egal ob im Preis-Einstiegsbereich oder in der Premium-Klasse: Weine im LEH müssen, so ist sich die Branche einig, ein klares Profil haben. Peter Stelzl, GF Erzherzog Johann Weine: „Wichtig sind klare Profile der Weine und eine Kontinuität sowohl in der Qualität der Produkte als auch in der Belieferung.“ Klar in der Kommunikation ist daher auch die zuletzt eingeführte Low-Budget-Linie „Huat“, die in den Sorten Welschriesling, Weißburgunder und Rosé steirische Qualitäts-Weine ohne Jahrgangsbezeichnung bietet. 
Nachhaltig.
Vermutlich bei den Verbrauchern in der Kategorie Wein noch etwas in den Kinderschuhen, aber mit Entwicklungs-Potential für eine Differenzierung am PoS, ist das Thema Nachhaltigkeit. Die Domäne Wachau hat sich des Themas jetzt jedenfalls angenommen und ist seit Kurzem „Nachhaltig Austria“ zertifiziert. Roman Horvath, GF Domäne Wachau: „Mit dieser Zertifizierung sind wir der größte Weinbau-Betrieb Österreichs mit Nachhaltigkeits-Zertifikat und mit einem Schlag wurde 1/3 aller Wachauer Weingärten zertifiziert.“ 
Prost.
Zusammengefasst zeigt unser kleiner Rundgang durch ein paar der wichtigsten Weingärten Österreichs: Große Mengen sind erfreulich, man muss sie aber auch bewältigen können. Und: Österreichischer Wein – insbesondere jener für den LEH – erfreut die Verbraucher mit typischen Stilistiken, kontinuierlichen Qualitäten und zunehmend leichten bis hin zu alkoholreduzierten Varianten.