Denn um die Umweltauswirkungen von Treibhausgasen zu vergleichen, gibt es verschiedene Berechnungsmöglichkeiten. Als bisheriger Standard zur Bewertung galt die GWP100-Methode (kurz für global warming potential, dt. Treibhausgaspotenziale). Dabei wird die Wirkung eines Gases in einem bestimmten Zeitraum (beim GWP100 sind es 100 Jahre) mit der Wirkung von Kohlendioxid im selben zeitlichen Abschnitt verglichen. Das Ergebnis dieser Berechnung sind die sogenannten CO2-Äquivalente. Sie dienen als Maßeinheit um den Effekt von Treibhausgasen zu bestimmen und machen deren Wirkung vergleichbar. Eines dieser sehr schädlichen Gase ist Methan, das Wiederkäuer aus Stoffwechselgründen in die Atmosphäre ausscheiden. Der Ruf der Rinderhaltung ist vor allem dadurch massiv in Mitleidenschaft gezogen worden.
Abbauzeit.
Kritik an dieser Berechnung gab es schon öfter, da diese die Verweildauer der Gase in der Umwelt nicht miteinbezieht. Methan etwa benötigt keine 100 Jahre, um abgebaut zu werden. Nach rund zwölf Jahren verwandelt sich dieses in CO2. Infolgedessen muss es ab diesem Zeitpunkt in der Berechnung auch nicht mehr wie Methan bewertet werden. Der Weltklimarat schlägt nun eine neue Methode vor, die die Kurzlebigkeit solcher Gase berücksichtigt, nämlich GWP* (GWP-Stern). Eine Studie (Hörtenhuber u.a. 2022) der Universität für Bodenkultur (Boku) berechnete nun erstmals die Klimabilanz der österreichischen Tierhaltung anhand der GWP*-Metrik. Damit schneidet diese deutlich besser ab als mit den herkömmlichen GWP100-Werten. Lag die Milchproduktion zuvor bei knapp unter 1kg CO2-Äquivalenten, sind es nun 0,5kg. Bei Rindfleisch waren es 14kg CO2-Äquivalente, nun sind es rd. 8kg. Damit reduziert sich bei dieser Berechnung die Klimawirkung der Milchproduktion um 49% und bei Rindfleisch um 40%.
Datengrundlage.
Zugute kommt der hiesigen Landwirtschaft, dass sie primär in den Händen von Familienbetrieben liegt. Die flächengebundene Nutztierhaltung mit regionaler Fütterung ohne künstliche Bewässerung zeichnet ein völlig anderes Bild als in Ländern außerhalb Mitteleuropas, heißt es aus der Landwirtschaftskammer Oberösterreich (LKOÖ). „Nur durch korrekte Datengrundlagen können treffsichere politische Entscheidungen zur Eindämmung des Klimawandels erfolgen. Eine pauschale Kritik an der Haltung von Wiederkäuern ist nicht gerechtfertigt. Vielmehr ist sie differenziert im globalen und internationalen Vergleich hinsichtlich ihrer Auswirkungen anzustellen sowie hinsichtlich ihres Ressourcenverbrauchs und ihrer Wirkungen auf die Umwelt“, betont LKOÖ-Präsident Franz Waldenberger. Ebenso wenig will man dies als Persilschein für Intensivtierhaltung verstanden wissen. Im Gegenteil, dies bestärkt das Bekenntnis der Branche, auch in Zukunft Methanemissionen weiter zu senken oder zumindest konstant zu halten. Zudem wird in der öffentlichen Diskussion oft der Beitrag vergessen, den die Landwirtschaft zum Klimaschutz leistet – nicht zuletzt durch die regionale Versorgungssicherheit oder den Erhalt von Grünland durch die Weidehaltung.