Das große Suchen

Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer StepStone Österreich

Die Ungewissheit über die Entwicklungen und Kurzarbeit hat viele Fachkräften aus der Gastronomie getrieben. Recruiting stellt aktuell eine große Herausforderung dar. PRODUKT hat mit Nikolai Dürhammer, GF StepStone Österreich, über Lösungsmöglichkeiten gesprochen.

Kategorie: Stories
PRODUKT: Wie konnte es passieren, dass die Coronakrise solche Probleme im Fachkräftebereich mit sich bringt?
Dürhammer: Dass sich gerade jetzt die Lage so zuspitzt, ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zuallererst die instabile Lage in der Pandemie. Dann die neue Problematik bei grenzüberschreitenden Anstellungsverhältnissen: Personal aus den Nachbarländern hat oft keinen Impfstatus. Dazu kommt das bereits seit längerem angeschlagene Branchenimage: Mangelnde Wertschätzung und verabsäumte Weiterbildung der Mitarbeiter machen sich jetzt bei einigen Betrieben bemerkbar. Und nicht zuletzt sind auch die Arbeitszeiten für viele wenig attraktiv.
PRODUKT: Was heißt das für die Zukunft?
Dürhammer: Unternehmen müssen attraktiver werden, um die dringend benötigten Arbeitskräfte anzusprechen. Die Arbeitgebermarke wird künftig mindestens genauso wichtig für den Unternehmenserfolg sein wie die Consumer Brand selbst. Letztlich wird es unvermeidbar sein, auf bessere Gehälter, flexiblere Arbeitszeiten sowie Aufstiegs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu setzen. Was Benefits angeht, gibt es viele gute Ideen innerhalb der Branche: Sonntagsbonus, Sabbaticals, interne Weiterbildung, 4-Tage-Woche etc. Mit einer Überzahlung können sich Unternehmen abheben – in nur 8% aller Jobausschreibungen wird die Bereitschaft zur Überzahlung thematisiert. Doch Mitarbeiter zu binden, muss nicht immer mit Kosten verbunden sein: Offene Kommunikation und ein wertschätzendes Arbeitsklima bewirken auch ganz viel. 
PRODUKT: Was ist entscheidend, um leichter an geeignete Mitarbeiter zu kommen?
Dürhammer: Noch nie war es einfacher als heute, hinter falsche Fassaden zu blicken und geschönte Auftritte zu entlarven. Unser Tipp: Ehrlich bleiben und klare Stellenprofile mit allen Details ausschreiben. Wichtig: Was wirklich gefordert ist, anführen, aber nicht übertreiben. Außerdem sollten Betriebe Informationen zur Arbeitgebermarke bereitstellen. Kandidaten wollen sich identifizieren können und wissen, dass sie ins Team passen. Last but not least geht es auch darum, die Vorstellung vom idealen Mitarbeiter zu hinterfragen: Ein Drittel der arbeitssuchenden Personen gehört zur Generation 50+; vielleicht gibt es doch mehr Möglichkeiten diese Personengruppe einzusetzen als auf den ersten Blick erkennbar.
PRODUKT: Vielen Dank für das Gespräch!