Efko ist in diesem besonderen Jahr, wie viele andere auch, damit konfrontiert, dass das Personal auf den Feldern fehlen könnte – denn, ebenso wie der Pflegebereich, ist auch die heimische Landwirtschaft zu einem entscheidenden Teil von Arbeitskräften aus den östlichen Nachbarländern abhängig.
An Aha-Momenten mangelte es in den letzten Wochen wahrlich nicht. Bundesländer, die ausländische Pflegekräfte einfliegen ließen, Soldaten, die die Regale des Lebensmittelhandels einschlichteten… Und, bereits ganz zu Beginn der Krise: Ein landesweiter Appell an die Bevölkerung, sich als Erntehelfer zu engagieren. Bezahlterweise natürlich, denn ein Großteil derjenigen, die bisher Spargel und Erdbeeren ernteten oder Bio Rote Rüben-Felder von Unkraut befreiten, sitzen in ihren Heimatländern, unseren östlichen Nachbarländern, fest. Die Rechnung wäre prinzipiell eine einfache: Österreicher, die aufgrund der Krise ihren Job gerade nicht ausüben können, könnten jetzt auf den Feldern mithelfen. Aber so einfach ist das nicht. Klaus Hraby, GF Efko: „Es haben sich zig-tausende Menschen gemeldet, um als Erntehelfer irgendwie eingesetzt zu werden. Wobei die Betonung auf ‚irgendwie‘ liegt. Stundenweise, tageweise, mal probieren…. So kann man einen landwirtschaftlichen Betrieb nicht führen. Um als Erntehelfer effizient zu arbeiten, ist eine harte Arbeit über Wochen hinweg notwendig und es erfordert Übung und auch eine gewisse Einschulungszeit, um für die Landwirte wirklich Unterstützung zu bieten.“
Reiche Ernte?
Prinzipiell ist es so, dass alle Kulturen, bei denen wenig Landtechnik eingesetzt werden kann und die daher personalintensiv sind, wie u.a. Bio-Gemüse, in der aktuellen Situation gefährdet sind. Hraby: „Die Folgen wären: Keine oder Minderernten und wir könnten den inländischen Bedarf nicht aus dem Inland decken.“ Ein möglicher, langfristiger Ausweg, der auch aufgrund der Folgen des Klimawandels vorangetrieben werden muss, ist lt. Hraby die weitere Technisierung der Landwirtschaft. „Denn“, so Hraby, „die größte Herausforderung – auch schon in Zeiten vor Corona – ist die Aufbringung heimischen Rohstoffes. Auch wenn wir in Österreich eine hohe Arbeitslosigkeit haben – es können Menschen nicht zu Arbeiten gezwungen werden, die sie nicht machen wollen oder können. Diese Arbeiten über hohe Stundenlöhne attraktiver zu machen, würde natürlich zu einem erheblichen Preisanstieg der betroffenen Produkte führen.“ Ein anderer Ausweg ist der Import von günstigeren Angeboten aus dem Ausland. Hraby: „Es wird auch heuer wieder ‚verlockende‘ Angebote von Produkten aus weiter entfernten Billiglohnländern geben. Dort wird eben unter ganz anderen Umständen gearbeitet, was bei uns völlig undenkbar wäre. Letztlich wird man sehen, wie sehr alle Spieler entlang der Wertschöpfungskette tatsächlich zu Produkten aus Österreich stehen.“
Wertvoll.
Das Ziel der Branche ist immer ein gutes Miteinander von Handel, Industrie und Konsumenten und es scheint, als würde das aktuell in den allermeisten Bereichen sehr gut funktionieren. Allerdings werden aktuell auch kritische Bereiche sichtbar, die zwar alles andere als neu sind, jetzt aber virulent werden. Der Stellenwert der heimischen Landwirtschaft ist einer dieser kritischen Bereiche. Hraby: „Wenn es tatsächlich in unser aller Interesse ist, entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Landwirt bis zum Konsumenten – verlässlich zu funktionieren, muss jeder entlang dieser Kette leben können. Wir in Österreich sind mit hohen Sozialstandards gesegnet. Dadurch werden einzelne Produkte teurer als im näheren oder weiteren Ausland. Dieser Gap kann nicht immer geschlossen werden. Das Anerkennen der Notwendigkeiten der verschiedenen Wertschöpfungsstufen würde wohl einfachere Gespräche ergeben, als Produkte oder Dienstleistungen nur auf den Preis zu reduzieren.“
Veröffentlicht am
28. April 2020
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