Die so genannte „Snackification“ – der Trend hin zum Genuss kleinerer Mahlzeiten (oft unterwegs und meist besteckfrei) anstelle von regulären Gerichten – ist ganz klar ein Phänomen, das den Bäcker:innen des Landes entgegenkommt. Nachdem die klassische Jause am Abend und in vielen Familien auch das gemeinsame Frühstück mit Marmeladebrot und Honigsemmerl weniger wird, werden im Gegenzug dazu jene Momente häufiger, in denen man unterwegs z.B. zu einer Wurstsemmel oder einer Topfengolatsche greift. Gabriele Ströck, GF der gleichnamigen Bäckerei, erklärt: „Neue Arbeitswelten und auch veränderte Ernährungsgewohnheiten wirken sich positiv auf unser Geschäft aus, weil die Menschen mobiler sind.“ Und Johannes Pilz, GF Backwelt Pilz, ergänzt: „Das Thema Snacking spielt bei uns eine wichtige Rolle, da ein Großteil unseres Gebäck-Sortiments im Feinkostbereich des LEHs als gefülltes Jausenweckerl veredelt wird.“
Entscheidungsfreiheit.
Mobiler zu sein bedeutet nicht nur, dass man möglichst ohne Besteck satt werden möchte, sondern auch, dass man freier ist bei der Wahl, was man isst. Denn im Gegensatz zu einem gemeinsamen Essen mit der Familie muss man sich allein und unterwegs nicht mit anderen abstimmen. Jeder darf ganz allein für sich entscheiden und dabei seinem ganz individuellen Appetit bzw. seinen Ernährungsvorlieben nachgehen. Snacks werden dabei oftmals schon gezielt eingeplant. Verena Steinzer, Marketingleitung Jomo: „Während die schnelle Extrawurstsemmel oder die Topfengolatsche bisweilen eher eine rasche Notlösung waren, ist Snacking heutzutage eine bewusste, fast schon habitualisierte Art des Essens. Dadurch vollzieht sich auch ein Wandel hin vom reinen Essen aus Heißhunger hin zu Snacking als Mahlzeit. Wodurch vermehrt auch individuelle Ansprüche erfüllt werden sollen.“
Vielfalt.
Das führt ergo auch dazu, dass gerade der Snack-Bereich in den Frische-Zonen des LEH sowie auch in den Filial-Bäckereien eine immer größere Vielfalt aufweist. Hier soll quasi jedem etwas Passendes geboten werden, von der Zimtschnecke für den süßen Heißhunger über eine warme Schnitzelsemmel bis hin zum vegan gefüllten Weckerl. Edwin Tomanek, Vertriebsleiter bei Kuchen-Peter: „Die Klassiker werden immer ihren Platz haben. Natürlich werden aber die Füllungen und Varianten immer kreativer und passen sich an die aktuellen Ernährungstrends bzw. veränderten Essgewohnheiten der Konsument:innen an.“ So ist das Thema Snacks auch ein gefundenes Fressen für die Produktentwickler:innen der Hersteller und es liefert die Möglichkeit, nicht nur saisonalen Themen, sondern auch regionalen Vorlieben und darüber hinaus jeder nur erdenklichen Ernährungsweise (vegetarisch, vegan, proteinreich, weizenfrei, und, und, und) mit passenden Produkten zu begegnen. Gabriele Ströck: „Snacks bieten viel Raum für Kreativität, Innovation, höhere Qualitäten und – für uns – auch die Möglichkeit uns vom Mitbewerb zu differenzieren.“
Impulsiv.
Wer alleine und unterwegs entscheidet, was gesnackt wird, der entscheidet für normal auch wesentlich impulsiver. Gegessen wird was, wann und wo es gerade passt. Verena Steinzer, Marketingleitung Jomo: „Durch Snacking anstelle von traditionellen Mahlzeiten erfolgt die Entscheidung, was gegessen wird, viel spontaner und impulsgesteuerter, nach Verfügbarkeit, Zeit und Lust. Snacking ermöglicht viel einfacher und in weitaus größerem Ausmaß eine individuelle, dem jeweiligen Lifestyle entsprechende Wahl, was gegessen wird.“ Das ist natürlich ein wesentlicher Ansporn, die Kreationen im Geschäft verführerisch zu präsentieren und die Verkaufsflächen einladend zu gestalten. Ströck: „Mit einem zeitgeistigen Snack-Sortiment und ansprechend designten Filialen lassen sich neue Kundenschichten ansprechen. Diese Investition hat sich für uns langfristig bezahlt gemacht.“
Anziehend.
Womit wir bei der Frage nach der Gestaltung des Sortiments – und den angesagten Trends und Neuheiten – angelangt sind. Über die Must Haves – wie z.B. klassische Käse- und Wurstsemmeln, Süßes wie Krapfen, Schnecken und Golatschen und Warmes wie etwa Leberkäse- oder Schnitzel-Semmel – ist man sich schnell einig. Danach wird es diffiziler.
Vegan/ Vegetarisch.
Deftige Hausmannskost mit Fleisch und Wurst hat zweifelsohne ihre Berechtigung, allerdings sucht – insbesondere – die Jugend zunehmend nach ausgefalleneren, oftmals internationalen und v.a. fleischfreien Angeboten. Tina Schrettner, Marketingleitung Ankerbrot, berichtet etwa: „Unser Sortiment in den Filialen umfasst ein vielfältiges Angebot an pikanten und süßen Köstlichkeiten für zwischendurch. Dabei stehen gerade die Klassiker – etwa das ‚Schinken-Ei-Croissant‘ oder die ‚Topfengolatsche‘ ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Dennoch ist im Snackbereich Abwechslung gefragt und so bekommt z.B. das vegetarische ‚Käse-Ei-Croissant mit Blattspinat‘ eine immer größere Fangemeinde.“ Den vegetarischen und veganen Appetit bedient man zudem mit einer vierten Sorte für die „Jausen-Brote“-Range, bei der der „G’staubte Wecken“ mit Avocado, Rucola und getrockneten Tomaten belegt wird.
Erprobt.
Außerdem baut Anker aktuell die Kooperation mit iglo weiter aus – und auch dabei sind Innnovationen für Verbraucher:innen, die auf der Suche nach einem innovativen veganen Snack sind, im Fokus. Und zwar nicht nur für den Verkauf in den „Anker“-Filialen, sondern v.a. auch im Lebensmitteleinzelhandel. Schrettner: „Unsere ersten Kooperationsprodukte haben gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert. Die ‚Marchfelder Spinatschnecke‘ war nicht nur in den Filialen ein voller Erfolg, sondern auch im LEH.“ So wurden bereits mehrere 100.000 Stück über die Frische-Theken des Handels verkauft. Schrettner: „Der große Vorteil dabei: Den Praxistest haben die „iglo“-Produkte bereits in den ‚Anker‘-Filialen bestanden. Die beste Basis für einen erfolgreichen Launch im LEH!“ Neu ist jetzt das vegane „Gemüsetascherl mit iglo Zarte Mischung“, das mit einem Sesamtopping und dem Kontrast aus saftiger Fülle und knuspriger Blätterteig-Hülle punktet.
Spezialisiert.
Den starken Trend in Richtung vegan und vegetarische Ernährung sieht man auch an den aktuellen Launches in den Ströck-Filialen. Gabriele Ströck erzählt: „Immer mehr Konsument:innen greifen gerne auch mal zu veganen und vegetarischen Alternativen und lassen sich etwa ein Gemüseweckerl schmecken. Und auch bei den süßen Angeboten spüren wir das bewusste Ernährungsverhalten der Menschen.“ Ob „Bananen Muffin vegan“, „Dinkel-Cranberry-Spitz vegan“, „Karottenkuchen vegan“ oder das vegane „Marillen-Eck“ – sie alle treffen laut Ströck den aktuellen Geschmack der Verbraucher:innen.
Für die Süßen.
Womit wir bei Snacks wären, die nicht den pikanten, sondern eben den süßen Gusto der Konsument:innen ansprechen. Krapfen, wie jene aus dem Hause Kuchen-Peter, gehören da mittlerweile in das Ganzjahres-Sortiment des Handels und sind auch in den SB-Boxen ein fixer Umsatzbringer. Für Veganer:innen hat man mit dem „Vrapfen“ bereits länger ein entsprechendes Angebot bei der Hand.
Mit dabei.
Gern gesehener Gast bei jeder Kaffeepause ist die Marke „Jomo“ mit Rouladen und Kuchen unterschiedlichster Ausführungen. Dass in diesem Bereich auch kleinformatige Produkte, nicht nur für Singlehaushalte, sondern eben auch für den spontanen Snack-Gusto ein Thema sind, hat man längst realisiert und bietet seit wenigen Monaten „Gugelhupf’erl“ Mini-Kuchen (250g) in den Sorten „Zitrone“ und „Marmor“ an. Den Bereich möchte man in Zukunft weiter ausbauen. Marketingleiterin Verena Steinzer: „Wir möchten zukünftig noch mehr und noch gezielter auch To-Go-Produkte entwickeln, die sich für den Verzehr unterwegs eignen und somit weitere Segmente im Bereich Snacking erschließen.“
Ganz groß.
Ein Mini-Kuchen, nämlich das „Ölz Schoko Küchlein“ geht gerade auch bei Ölz an den Verkaufsstart und ergänzt das Snack-Segment, das erfolgreiche Produkte wie die „Ölz Schulmaus“ oder die „Ölz Linzer Schnitte“ umfasst. Auch bei dieser letzten Produktentwicklung punktet man bei den Verbraucher:innen mit Fairtrade-Schokolade und dem Einsatz von Freilandeiern, Eigenschaften, die auf den Wunsch nach nachhaltigen Produkten abzielen. Generell ist man mit dem Segment Snacking auch beim Meisterbäcker zufrieden. Ölz GF Daniela Kapelari-Langebner: „Der Bereich Jause/Snack ist bei uns ein wichtiger – schließlich werden Snacks sehr nachgefragt. Vor allem seit die Verbraucher:innen ihren gewohnten Lebensrhythmus zurückhaben, unterwegs und auf Reisen sind.“
Reduziert.
Nachhaltigkeit spielt auch bei Mondelez mit „Milka Tender“ aktuell eine wichtige Rolle, denn der kleinformatige Kuchen mit „Milka“-Schokomantel kommt jetzt in einer neuen Verpackung auf den Markt. Christine Benesch, Corporate & Government Affairs Manager DACH: „Wenn es um Snacks geht, ist ganz klar ‚Milka Tender‘ seit vielen Jahren eines der beliebtesten Produkte in Österreich! Ab dem Sommer sogar in einer neuen Verpackung aus Karton, was 60% an Plastik einspart.“
Snackzeit.
Gerade der Snackingbereich im Segment Brot- und Backwaren zeigt, wie breit gefächert die Vorlieben der Verbraucher:innen sind und wie spontan und kreativ dementsprechend auch die Sortimentsgestalter:innen und Produktentwickler:innen sein müssen. Klassiker werden hier bestimmt noch lange die erste Geige spielen, Neuheiten, Fleischfreies und Produkte mit nachhaltigen Argumenten sorgen zusätzlich für rege Umsätze.
Factbox
Trends & Themen
- Snacking-Trend fördert den individuellen Genuss mit immer neuen Kreationen
- Impulsiv – die Entscheidung erfolgt meist direkt am PoS
- Klassiker bilden eine solide Basis – Vegetarisches, Veganes, Proteinreiches und auch Weizenfreies ziehen neue Käufer:innen an.
- Kleine Kuchen, einzeln verpackt
- Nachhaltigkeit