PRODUKT: Bitte geben Sie uns einen Überblick: Wie geht es den österreichischen Winzer:innen generell? Wie entwickeln sich maßgebliche Indikatoren wie Menge, Preis, …
Yorke: Die Situation ist nicht einfach! Es kommen aktuell einige Entwicklungen zusammen, die die gesamte Weinbranche vor große Herausforderungen stellen – übrigens nicht nur in Österreich. Die hohe Inflation sorgt für schmerzhafte Kostensteigerungen bei den Betrieben und drückt die Konsumlaune der Verbraucher:innen. Das merken wir u.a. in der Gastronomie, hier sind wir immer noch nicht auf Vor-Corona-Niveau. Auch im LEH macht sich der verhaltene Konsum bemerkbar, hier hatten wir letztes Jahr einen kleinen Rückgang von -3,5% im Absatz und -2,2% beim Umsatz. Wir merken es aber auch im Export, da diese Probleme ja in vielen Ländern vorherrschen. Letztes Jahr hatten wir daher erstmals nach vielen Jahren wieder ein kleines Minus bei den Weinexporten. Da hilft es auch nicht, dass wir in den USA, dem größten Weinimportmarkt der Welt, nun auch noch mit Zöllen konfrontiert sind. Und dann gibt es noch das große Thema des Generationenwechsels bei den Weinkonsument:innen: Die jüngeren Generationen trinken insgesamt weniger Alkohol, das ist bekannt. Daher werden wir einen großen Marketingschwerpunkt setzen, um den Wein und die jungen Leute zusammenzubringen. Das ist zentral für die Zukunftssicherung der Weinbranche.
PRODUKT: Welchen Stellenwert hat österreichischer Wein im heimischen LEH?
Yorke: Im LEH hat der Weinverkauf seit 2012 konstant zugenommen. 2012 wurden 69,6 Mio. L abgesetzt und der Wert betrug 265,2 Mio. €. Letztes Jahr war die Menge bei 71,7
Mio. L und der Wert bei 387,4 Mio. €. Dabei konnte der österreichische Wein seinen Marktanteil stark ausbauen: von 49% auf 69% bei der Menge und von 63% auf 77% beim Wert. Heute werden also im LEH zwei Drittel heimische Weine verkauft, die über drei Viertel des Weinumsatzes ausmachen.
PRODUKT: Der Klimawandel macht auch den österr. Weinbäuer:innen zu schaffen – verändert sich der Wein?
Yorke: Es ist ein zweischneidiges Schwert: Denn einerseits sehen wir, dass wir im Vergleich zu früher kaum noch Probleme haben, dass Trauben nicht ausreifen. Andererseits müssen die Winzer:innen aufpassen, dass die Reife nicht zu hoch wird, weil dadurch die Weine zu alkoholisch werden würden. Und es nehmen auch die Wetterextreme zu, von langen Trockenperioden bis zu heftigem Starkregen und Hagel. Aber es gibt viele Anpassungsstrategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen: etwa frühere Lesezeitpunkte, andere Rebschnitt-Techniken, Anpassungen bei der Laubarbeit und Bodenbearbeitung oder auch technische Lösungen wie z.B. Hagelnetze. So etwas ist aber immer auch mit einem Kostenaufwand verbunden, den ein Betrieb stemmen muss. Den Grünen Veltliner aber wird es auch in Zukunft geben, davon bin ich überzeugt.
PRODUKT: Bei Wein sind die Österreicher:innen sehr patriotisch – bei Schaumwein noch nicht ganz so?
Yorke: Das stimmt, beim Schaumwein spüren wir die Konkurrenz aus anderen Ländern besonders stark. Hier haben wir es natürlich auch mit Playern am Markt zu tun, die teils sehr große Mittel zur Bewerbung zur Verfügung haben. Wenn wir uns die Zahlen anschauen, sehen wir, dass der österreichische Sekt im LEH seit vielen Jahren konstante Verkaufszahlen hat. Unser Ziel ist aber natürlich, dass die Zahlen steigen. Daher müssen wir die Konsument:innen auch beim Schaumwein von der Qualität der österreichischen Produkte überzeugen. Das ist ein langfristiges Projekt, an dem wir gemeinsam mit dem Österreichischen Sektkomitee und den Sekterzeugern arbeiten.

