Feldarbeit

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Reis ist global gesehen eines der wichtigsten Nahrungsmittel überhaupt und finanzielle Lebensgrundlage für viele (Klein)-Bauern. Aber: Der Reisanbau ist auch verantwortlich für einen nicht unerheblichen Teil der weltweiten klimaschädlichen Methangas-Emissionen.

Kategorie: Stories

Methan gehört wie CO2 zu den Treibhausgasen, die in der Atmosphäre Strahlung aufnehmen und die Luft erwärmen. Nach Kohlendioxid ist es das zweitwichtigste vom Menschen verursachte Treibhausgas und hat dabei einen deutlich stärkeren Input auf den Treibhauseffekt als etwa CO2. Aus der öffentlichen Diskussion kennt man Methan in Bezug auf die klimaschädlichen Auswirkungen der Rinderzucht. Längst ist aber klar, dass sich auch der Reisanbau auf die Klimakrise auswirkt. Der Grund ist einfach: Fast überall auf der Welt wird Reis im sog. Nassanbau kultiviert. Reis hält es nämlich wunderbar in gefluteten Feldern aus – ganz im Gegensatz zu anderen Pflanzen, die im Wasser nicht gedeihen können. Das wiederum bedeutet, dass im Nassanbau kein Unkraut dem Reis die Nährstoffe streitig macht und daher auf Unkrautvernichtungsmethoden vielfach verzichtet werden kann. Großartig, eigentlich. Jedoch: Im Wasser zersetzen sich organische Bestandteile, die verfaulen und Methangas emittieren. Soweit das Problem. An Lösungen wird freilich bereits gearbeitet, denn: Die Klimaproblematik zu forcieren ist ganz und gar nicht im Sinne jener Bauern, Verarbeiter und Händler, die von einem guten Klima für eine gute Reisernte abhängig sind.

Fairteilung.
Andrea Reitinger, zuständig für die Kommunikation bei EZA Fairer Handel erzählt etwa: „Die Bauern unserer Partnerorganisationen setzen sich seit langem mit den Folgen der Klimakrise auseinander, die sie ganz unmittelbar als Landwirte zu spüren bekommen.“ So zerstören die immer extremer werdenden Wetterereignisse Ernten, führen zu geringeren Erträgen und erschweren insgesamt die Arbeitsbedingungen auf den Feldern. Reitinger: „Für den Reisanbau geeignetes Land wird, so die Prognose, insgesamt weiter zurückgehen.“ Angesichts des weltweit steigenden Bedarfs sind das keine guten Aussichten. Gegenzusteuern ist daher keine Frage von gutem Karma, sondern überlebenswichtig. Reitinger: „Sämtliche Partnerorganisationen, deren Reis wir zum Verkauf anbieten, unternehmen vielfache Anstrengungen, um ihre Reisanbausysteme klimafreundlich zu gestalten. So erproben die Bauern Anbaumethoden, die den Wasserverbrauch senken, die Erträge steigern und den Ausstoß klimaschädlicher Gase verringern. Zentral dabei ist, dass sie nicht auf sich alleine gestellt sind, sondern Rückhalt durch ihre Organisationen erhalten, die sie schulen, weiterbilden, ihre Erfahrungen aufgreifen und in die landwirtschaftliche Praxis integrieren.“
reis eza
In Umstellung.
Ganz ähnliche Schritte sieht man bei Mars. Petra Kaufmann, Corporate Affairs Manager: „Als Eigentümer der weltweit größten Reismarke ‚Uncle Ben´s‘ sind wir uns unserer Verantwortung für die Menschen entlang der Reis-Lieferkette bewusst und möchten daher eine Vorreiterrolle einnehmen, um die Nachhaltigkeit von Reis zu verbessern.“ Mars hat sich infolge dessen das Ziel gesetzt, als erstes Unternehmen der Branche 100% seines Reises von Bauern zu beziehen, die auf einen SRP (Sustainable Rice Plattform)-Standard hinarbeiten. Ende 2020 stammten, so Kaufmann, bereits 99% des Reises von Landwirtschaften, die sich in Umstellung befinden. Die Multistakeholder-Allianz SRP arbeitet daran, den globalen Reissektor zu verändern, indem sie die Lebensbedingungen der Bauern ebenso im Blick hat wie die ökologischen und klimatischen Folgen der Reisproduktion.
reis unclebens neu
Überzeugungsarbeit.
Dazu gehört natürlich auch die Reduktion von Methangas-Emissionen. Diese zu reduzieren ist per se kein komplexes Problem: Reis gedeiht schließlich auch im Trockenanbau bzw. muss er nicht unbedingt dauerhaft geflutet werden. Die Abkehr von dieser traditionellen und über Generationen gelebten und gelernten Methode erfordert jedoch Überzeugungs- und Zusammenarbeit, denn Reis wird eben, ähnlich wie Kaffee, zu einem Großteil von kleineren Bauern und Gemeinschaften angebaut. Kaufmann: „Es beginnt damit, dass bei den Reisbauern ein Bewusstsein dafür geschaffen werden muss, dass überflutete Reisfelder Treibhausgasquellen sind und dass eine Möglichkeit diese zu reduzieren darin besteht, die Zeitdauer zu verringern, in der ein Feld geflutet wird.“ Davon, dass diese Thematik auch bei den Verbrauchern zunehmend in den Fokus rücken und man das eigene Engagement dementsprechend vermehrt kommunizieren wird müssen, ist man bei Mars überzeugt. Kaufmann: „Nachhaltigkeit in all ihren Facetten ist sowohl bei unseren Handelspartnern als auch bei den Konsumenten in Österreich ein sehr wichtiges Thema. Wir haben daher im Februar auch unseren ersten Mars Food Purpose in Action-Report vorgestellt und Pressemeldungen veröffentlicht. Alle Informationen sind zudem auch auf unserer Website einsehbar.“ 
Guter Stoff.
Seit 40 Jahren am österreichischen Markt erhältlich und seit kurzem im Portfolio von Winkelbauer ist „Everest“-Basmatireis. Hannes Winkelbauer: „Die Frage nach der Nachhaltigkeit von Reis erreicht zwar erst langsam das Bewusstsein der Verbraucher, ist aber natürlich relevant.“ Mit „Everest“ hat man jedenfalls einen Reis in den Regalen, der auf nicht dauerhaft gefluteten Feldern gewachsen ist. Denn auch Winkelbauer weiß: „Das ist klimaschonender, Methangas wird hier weniger freigesetzt.“
reis winkelbauer everest
Italia.
Reis kommt natürlich nicht nur von weit her aus dem asiatischen Raum, sondern durchaus auch aus Europa. Die bekannteste italienische Marke hierzulande ist „Riso Gallo“. Und auch hier ist man bereits letztes Jahr mit Nachhaltigkeitsaspekten in die Kommunikation gegangen. Robert Mair, Vertriebsleiter Österreich für Riso Gallo: „Riso Gallo unterstützt die regionale Landwirtschaft, umfassende umweltverträgliche Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Wir haben zwei Jahre vorbereitet, jetzt können wir die Produkte endlich zeigen und auch davon reden.“ Im Bereich Methangas-Emissionen ist etwa seit 2017 eine Reduktion zu verzeichnen und für eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks wurde zudem verpackungsseitig einiges umgestellt.
gallo
Ganz nah.
Es geht aber noch näher: Reis wird nämlich – nicht zuletzt ist auch das eine Folge der Klimakrise – seit einigen Jahren auch in Österreich angebaut. Wobei man gleich sagen muss: Autark wird Österreich in Sachen Reis nie sein, dafür ist der Ertrag dann doch deutlich zu gering, wie Reisbauer und „ÖsterReis“-Gründer Gregor Neumayr erzählt: „Der Reisanbau in Österreich wird vielleicht auf 1000 bis 1200ha ansteigen, aber sicher immer eine Nische bleiben.“ Schließlich ist „regionaler“ Reis preislich ganz woanders – nämlich mindestens doppelt so teuer – wie importierter. Das liegt u.a. daran, dass er in Österreich in der klimaschonenden Variante, also im Trockenanbau, wächst und die klimatischen Bedingungen noch immer ein enormes Risiko für Ernteausfälle oder Missernten mit sich bringen. Neumayr: „Ich denke, Reis kann für unsere Bauern eine gute Ergänzung in der Fruchtfolge sein, zumindest dann, wenn er stabiler funktioniert. Derzeit ist das Ganze aber eher noch eine Investition und v.a. ein spannendes, zu erforschendes Neuland.“
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