Flaschendrehen

Zwei Drinks im Wettbewerb – was bestellt die Redaktion?

Kategorie: Stories

Bei der diesmaligen Verkostung gab es ein Ländermatch: In der Kategorie Whisky traten Schottland („Tomatin Legacy“) gegen Japan („Tenjaku Blended Whisky“) an. Ein Heimspiel für den schottischen Kandidaten, sollte man meinen – aber der japanische Kontrahent sorgte für viel Diskussionsstoff.

Optik.
Beim „Tomatin Legacy“ ist bereits bei einem flüchtigen Blick auf die Flasche klar, dass es sich um Whisky handelt: Die leicht bauchige Flasche wirkt durch die fast goldene Schrift und die geschwungenen Gravuren sehr edel. Die Verkosterinnen zeigen sich durchwegs angetan – bis eine beinahe unhörbar murmelt: „Aber der Name…“ Der Rest der Runde stimmt zu: Ja, es gibt wahrlich Whisky-Brands, deren Name man dem Barkeeper sexier über den Tresen zuraunen kann – aber das ist freilich nur ein Detail am Rande. Der „Tenjaku Blended Whisky“ verhält sich optisch deutlich geheimnisvoller: Die Flasche ist schlanker, weniger bauchig, und durch die japanischen Schriftzeichen wirkt sie exotisch, geheimnisvoll und macht neugierig. 
Geschmack.
Der „Klassiker“ tritt zuerst zur Verkostung an. Und zur Freude der Runde hat der „Tomatin Legacy“ keine – für die Schotten oft so typischen – Rauchnoten; durch die Reifung in Bourbon- und Virgin Oak-Fässern bekommt der Highland Single Malt einen leicht süßlichen, fruchtigen Geschmack, der „auch gar nicht brennt“, wie die Whisky-Einsteigerin der Runde erfreut feststellt. Mit japanischen Whiskys hatte bislang noch keine der Verkosterinnen Erfahrung – die „fortgeschrittenen“ Whisky-Trinkerinnen nippen also umso neugieriger am „Tenjaku Blended Whisky“. „Oha, da ist was los“, entfährt es einer von ihnen spontan, denn der Geschmack, der sich in der Nase bereits durch leicht blumige Noten ankündigte, entfaltet sich äußerst geschmeidig am Gaumen – zumindest für einen Teil der Gruppe; die Whisky-Einsteigerin und die „traditionelleren“ Trinkerinnen fühlen sich geschmacklich überfordert. 
Versus.
Ein Vergleich der beiden Kandidaten fällt dementsprechend schwer. Einigkeit herrscht darin, dass der „Tomatin Legacy“ ein solider und wohlschmeckender Kandidat ist – der allerdings für die Verkosterinnen mit Whisky-Erfahrung beinahe schon „zu klassisch“ ist. Der „Tenjaku Blended Whisky“ ist da vergleichsweise exotisch – und genau das ist für die Whisky-Anfängerinnen der Grund, sich für den Schotten zu entscheiden.
Fazit.
 Da die Whisky-Neulinge unter den Verkosterinnen überwiegen, fällt die Entscheidung schließlich auf den „Klassiker“ – wobei der „Exot“ zwei sehr laute und insistierende Stimmen erhält.


Das Ergebnis: 3:2 für den „Tomatin Legacy“

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