Flaschendrehen

Nach der Sommerpause starten wir mit einer prickelnden Verkostung in die Herbstsaison: Zwei heimische Sekte treten gegeneinander an, der „Pinot Noir Sans Souci 2020“ und der „Traminer Failed 2016“, beide von der niederösterreichischen Winzerin Christina Hugl.

Kategorie: Stories
Optik.
Die Flaschen machen Eindruck auf die versammelte Belegschaft: verspielt, aber gleichzeitig elegant wirken die Etiketten im Scherenschnittlook, auf denen sich – am „Sans Souci“ goldene, am „Failed“ silberne – Vögelchen, Blümchen und Lämmchen finden. „Sieht fast aus wie gebastelt – definitiv was Anderes“, meint eine Verkosterin. Und „anders“ soll diese Verkostung tatsächlich werden.
Geruch.
Zunächst kommt der olfaktorische Eindruck. Beim „Sans Souci“ denken wir sofort an einen klassischen Rosé: beerig-fruchtig, frisch und „sprudelt in der Nase“. Dann wenden wir uns dem „Failed“ zu. „Ua, nicht leiwand!“, lautet das erste spontane Urteil, das nach mehrmaligem, beinahe ungläubigem Schnuppern von den Kolleginnen bestätigt wird. Wir versuchen, das Erlebte in Worte zu fassen: Kleber, Käse, Kunststoff, Benzin lauten die irritierten Assoziationen. 
Geschmack.
Es folgt der Geschmackstest. Wir stellen fest: Der Rosé „Sans Souci“ trägt seinen Namen zu Recht, mit diesem kann man seine Sorgen vergessen. Er ist sehr klar und rein im Geschmack, für einen Rosé nur wenig süß und dadurch sehr erfrischend. Wir sehen uns mit diesem Sekt am See oder am Weinberg, bei einem Picknick, mit einer Antipasti-Platte und bemerken ein Lächeln auf unseren Gesichtern. Dieser Rosé ist der optimale Begleiter: Zu einem feierlichen Anlass mit z.B. Meeresfrüchten passt er genauso gut wie zu einem gemütlichen Abend daheim auf der Couch. 
Anders.
Zögerlich wenden wir uns dem „Failed“ zu. Und dieser Geschmackstest hat es in sich: Die Reaktionen variieren von „Er schmeckt nicht so schlecht, wie er riecht“ bis hin zu Würgegeräuschen. Wir einigen uns schließlich darauf, dass er im Anfang leichte Traubenzuckernoten aufweist, die im Nachhang zu intensiven Bitternoten werden – und die sind nicht jedermanns Geschmack. Der „Failed“ ist jedenfalls weit von dem entfernt, was man bei Sekt gewohnt ist. „Ein Sekt für absolute Exzentriker“, finden wir – und auch wenn eine Verkosterin meint, „es kommt was Interessantes nach, wenn man ein paar Schluck getrunken hat“ – der „Failed“ findet in unserer Verkostungsrunde keinen Beifall.
Fazit.
Die Entscheidung ist eindeutig – vielleicht sind unsere Geschmacksknospen einfach zu konservativ für einen Exzentriker.
Ergebnis: 5:0 für den „Pinot Noir Sans Souci“
kandidat 6