Flaschendrehen

Wieder einmal war es eine Verkostung der „anderen Art“ – diesmal gab es zwischen den Verkosterinnen aber nicht nur eine räumliche Distanz, sondern zusätzlich eine zeitliche, bedingt durch Zustellungsprobleme der Verkostungsproben ins Home Office. Ja, dieses Jahr zeichnet sich durch Flexibilität aus – insofern war es nahezu beruhigend, diesmal echte „Klassiker“ verkosten zu dürfen; Verlässlichkeit in flüssiger Form sozusagen: der „Veuve Clicquot Yellow Label“ und der „Veuve Clicquot Rosé“.

Kategorie: Stories
Optik.
Rein äußerlich sticht sofort das „Veuve Clicquot“-typische Orange der Etiketten ins Auge. Während das beim „Yellow Label“ durchwegs für Zustimmung sorgte, schieden sich beim Rosé die Geister: Nur eine Verkosterin empfand die Kombination Orange-Rosa als „sinnlichen Hingucker“, dem Rest war dies „nicht edel genug“. Auch im Glas sorgen die beiden Getränke – wenig überraschend – für ein unterschiedliches Farbenspiel. Ein zartes Weißgelb gegen ein dezentes Rosa, in das sich leichte Orangetöne mischen – die polarisierende Farbkombination des Etiketts der Rosé-Flasche macht also durchaus Sinn. Die Perlage ist bei beiden Kandidaten deutlich sichtbar – und das sei vorweggenommen – im Mund nicht zu überschäumend. „Perlage-Lesen könnte das neue Bleigießen werden“, meinte eine der Verkosterinnen begeistert – und schon wurden Herzen herausgelesen, der Eiffelturm gesichtet – beste Vorzeichen für 2021.
Geschmack.
Der „Yellow Label“ ist keineswegs ein Geheimtipp. Ein Schluck reicht, um zu wissen, warum dieser Champagner als Klassiker gilt: ausgewogen, mit einer feinen Säure und dezenten Fruchtnoten, dazu das sanfte Prickeln – der passt einfach. Zu jedem Anlass, zu jeder Speise. Sprudelnder Rosé wird ja gerne als „Mädchengetränk“ abgetan, weil erstens rosa und zweitens süßlich. Der „Veuve Clicquot Rosé“ macht schnell klar, dass seine Zielgruppe weiter gefasst ist. Das beginnt bei der ausgefallenen Farbe und geht weiter beim Geschmack: Süße tritt hier zugunsten von Fruchtigkeit in den Hintergrund. Vollmundig, frisch, begleitet von der angenehmen Perlage hat der Rosé ein wunderbares Trinkgefühl, frei von Kitsch. 
Entscheidung.
Bei der Entscheidung für den Favoriten drehte sich diesmal alles um die Frage: Gewohnter Klassiker oder doch etwas mehr Extravaganz. Aber das ist natürlich auch immer eine Situationsfrage. Insofern ist die Entscheidung nicht verwunderlich.


DAS ERGEBNIS: Ein ausgewogenes 2:2. In diesem Sinne erheben wir unsere Gläser – mit dem Wunsch auf ein mindestens ebenso fein ausbalanciertes 2021.

kandidat 1