In der Warengruppe Fleisch- und Wurstwaren sind die Eigenmarken des Handels stark und nehmen immer mehr Raum für sich ein. Umso wichtiger ist es daher – für ein ausbalanciertes Kräfteverhältnis, für Vielfalt im Regal und für eine fortschrittliche Entwicklung der Sortimente –, auf die Leistungen der Herstellermarken aufmerksam zu machen.
Und diese Leistungen sind mannigfach. So sind die allermeisten fleischverarbeitenden Markenartikler in Österreich traditionelle Familienbetriebe, die seit Jahrzehnten verlässliche Partner von (regionalen) Landwirten sind. Hier werden, oft nach über Generationen überlieferten Rezepten, Produkte hergestellt, ohne die die österreichische Küche um einiges ärmer wäre. Radatz z.B. ist ein Familienunternehmen, das tief in der Wiener Tradition des Fleischerhandwerks verwurzelt ist. Die 23 Fleischereien und 13 Wurst-Großmärkte in Ostösterreich, aber insbesondere auch die Präsenz der Marke „Radatz“ im Lebensmitteleinzelhandel sind durchaus identitätsstiftend. Ganz abgesehen davon, dass in diesem Betrieb die Käsekrainer, die eng mit der Wiener Würstelstand-Kultur verbunden ist, erfunden wurde. Franz Radatz: „Unabhängige Produzenten wie wir stehen mit ihrer eigenen Persönlichkeit hinter der Marke und ihrer Qualität, das gibt Vertrauen. Auf unsere hohe Qualität ist einfach seit Jahrzehnten Verlass.“ Verlass ist aber auch darauf, dass Markenartikler wie Radatz hellhörig in Sachen Konsument:innenwünsche und top in Bezug auf Innovationen sind. Radatz: „Unser Geschäft ist herausfordernder geworden, weil wir auch Flexitariern und Vegetariern unsere Genusswelt öffnen wollen. Dafür werden ständig neue Produkte entwickelt, etwa mit dem Team der Radatz Next Generation. Innovation hat bei uns eben seit 1962 Tradition.“
Stichwort Innovation.
Eine 133-jährige Firmengeschichte und rund 60 verschiedene Kochschinken-Spezialitäten machen das Familienunternehmen Berger zu einem echten Experten auf seinem Gebiet. Für Innovationen ist dennoch immer noch Platz, egal ob es um das Produkt an sich, die Verpackungen oder Themen wie Tierwohl und Klimaschutz geht. Gaby Kritsch, Verkaufschefin: „Diese Vielfalt und Spezialisierung auf Kochschinken ist einmalig – die gibt es nur von ‚Berger‘. Wir forcieren und treiben aber auch Innovation an. Das tun wir, indem wir eng mit Landwirt:innen der Region zusammenarbeiten und laufend Produktlinien auf den Markt bringen, die dem Zeitgeist entsprechen.“ Und dieser Zeitgeist fordert heute mehr denn je Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Tierwohl. Bereiche, denen man sich bei Berger längst intensiv widmet. Etwa mit der Reduktion von Verpackungsmaterial, Einsatz von recyclingfähigen Folien oder der Lancierung von Tierwohl-Produkten. Besonders im Fokus ist aber insbesondere die „Regional Optimal“-Linie, die u.a. auf 100% heimische Futtermittel sowie regionale (max. 50km entfernte) Fleisch-Lieferanten setzt und deren Benefits jetzt auch wissenschaftlich durch das Forschungsinstitut FiBl bestätigt wurden. Rudolf Berger, GF: „Die Klimakrise wird nicht vergehen, und jede einzelne Kaufentscheidung macht den Unterschied. Wir forcieren daher unser Klimaschutz- und Regionalitäts-Programm ‚Regional Optimal‘ und werden auch in angespannten Zeiten nicht müde, die Vorteile von Tierwohl zu betonen.“
Kontinuierlich.
Den Mix aus Tradition und Fortschritt sieht man auch bei Wiesbauer als den Schlüssel zum Erfolg an. Der Name „Wiesbauer“ steht seit über 90 Jahren für Wurstspezialitäten, die nach typisch österreichischer Rezeptur und Machart hergestellt werden. Thomas Schmiedbauer, GF Wiesbauer Österreichische Wurstspezialitäten: „Diese Kontinuität – die immer gleichbleibend hohe Qualität der Produkte – ist das Erfolgsgeheimnis von Wiesbauer. Gerade Fleisch- und Wurstwaren stehen ja oft in der Kritik. Deshalb greifen die Konsument:innen gerne auf Marken zurück, deren Hersteller sie vertrauen. In Zeiten wie diesen ist die Markenstärke ein zentraler Wettbewerbsfaktor.“ Innovationsgeist beweist Wiesbauer aktuell mit neuen Snackprodukten („Snack Me“), aber natürlich ebenso im Bereich nachhaltigere SB-Verpackungen, wo man mittlerweile 30% weniger Kunststoff einsetzt und den RPet-Anteil auf 80% hochgeschraubt hat. Schmiedbauer: „Weit mehr als die Hälfte aller ‚Wiesbauer‘-Wurstspezialitäten werden mittlerweile aufgeschnitten in SB-Packungen verkauft. Deshalb arbeiten wir laufend daran, diese im Sinne der Nachhaltigkeit zu optimieren.“
Offen für Neues.
Unter dem Dach der Marcher Fleischwerke werden u.a. die Marken „Landhof“ und „Loidl“, aber auch „die Ohne“ produziert. Sonja Vikas, zuständig für die Unternehmens-Kommunikation: „Für alle unsere Produkte gilt: Qualität und Geschmack müssen perfekt sein. Wobei wir dieses Credo nicht nur auf unsere Markenprodukte einschränken möchten. Unsere Marken stehen allerdings zusätzlich für Innovation – hier wird ein großer Aufwand betrieben, neue Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.“ Während man sowohl bei Loidl (mit einem neuen Rohschinken) und bei „Landhof“ jetzt wieder mit zahlreichen Grillprodukten präsent ist, hat insbesondere der Relaunch der „die Ohne“-Range (neues Design, neue vegane Rezeptur und die Erweiterung um eine Käse-Alternative) zuletzt für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Innovationen kommen bei Marcher also am laufenden Band. Vikas: „Gerade im Fleisch- und Wurstwarenbereich sind Handelsmarken sehr stark im Vormarsch. Hier gilt es sicherlich darauf zu achten, dass die Vielfalt nicht leidet. Innovationen werden nach wie vor nur von Herstellermarken geleistet. Eine tragfähige Balance zwischen Hersteller- und Handelsmarke zu finden, wird von großer Bedeutung sein.“
Unverkennbar.
Hermann Neuburger („Hermann Bio. Fungi Pad“ und „Neuburger“) bringt schließlich auf den Punkt, was Marken leisten bzw. leisten sollten: „Natürlich muss zuallererst in der Packung das drin sein, was außen mit der Marke versprochen wird. Aber bei Marken sollte zudem auch darauf Verlass sein, dass im Gegensatz zu Handelsmarken Neues und Besseres entwickelt und neue Kategorien geschaffen werden, die nicht nur den Ansprüchen der Konsument:innen entsprechen, sondern echte Innovationen sind. Letztlich werden die dann aber meist von den Handelsmarken kopiert…“ Hermann Neuburger spricht damit das Dilemma an, dass die Entwicklung einer Marke – von der Produktidee bis hin zum Marketing – ein langer und kostenintensiver Prozess ist, den man sich immer schwieriger leisten kann. Neuburger: „Steigt der Anteil der Handelsmarken weiter, ist zu befürchten, dass die echten Innovationen und starken Markenauftritte immer weniger werden, da dafür einfach kein Budget mehr vorhanden ist. Das Sortiment wird dann immer langweiliger und austauschbarer und die Wertschöpfung für Erzeuger und Handel nimmt ab.“
Fazit.
Vertrauen und Vielfalt zählt auch Rudi Stückler, AMA Marketing, als die wichtigsten Leistungen von Marken im Fleischbereich auf. Und warum Innovation überhaupt wichtig ist, erläutert er auch: „Marken sorgen für Differenzierung: Je mehr Marken, desto breiter das Angebot – und über dieses vielfältige Angebot vermittelt der Handel letztlich Kompetenz.“ Diese Auswahl und Kompetenz schätzt die Kundschaft wiederum und wird – so ist zu hoffen – auch trotz Teuerung entsprechend zugreifen.
Günter Thumser, GF des Markenartikelverbands, über die Leistungen von Marken im Bereich Fleisch- und Wurstwaren:
Die Marken in diesem Segment bekennen sich meist zu ihren regionalen Wurzeln und vermitteln dadurch schon einen besonders ausgeprägten Qualitätsanspruch. Die „Kunst der Herstellung“ wurde in den letzten Jahren durch die besondere Wahl der Rohstoffe (Stichwort Herkunft, Tierhaltung etc.) deutlich getoppt. Die Konsument:innen erwarten die Rückverfolgbarkeit der Ware – am besten bis zum Bauernhof. Daraus folgt ein Versprechen des Marken-Herstellers, das hohen Aufwand erfordert. Gleichzeitig bedient es jedoch genau jene Dimension der Wert-Schätzung und Sicherheit in der Qualität, die Markenprodukte auszeichnet.
Veröffentlicht am
19. April 2023
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