PRODUKT: Das „Fungi Pad“ ist vegetarisch – nicht vegan. Warum?
Thomas Neuburger: Gerade bei so komplexen Themen wie unserer Ernährung ist es verlockend, die Welt dogmatisch in Kategorien einzuteilen. So einfach ist es aber nicht und vegan ist nicht gleich gesund. Ja, man kann heute vegane Produkte mit Methylcellulose, Carrageen und diversen anderen Kunstzusatzstoffen herstellen. Das ist aber nicht unser Weg. Unser Anspruch ist, Lebensmittel zu produzieren, keine Kunstprodukte. Das „Fungi Pad“ besteht aus Kräuterseitlingen, Reis, Pflanzenöl, Bio-Eiern, Salz und Pfeffer. That’s it. Natürlich, ehrlich und transparent. Künstliche Zusatzstoffe braucht es nicht. Als Lebensmittelproduzent steht es für uns außer Frage, das natürliche Bio-Ei nicht durch ein importiertes künstliches Bindemittel zu ersetzen. Wir forschen gemeinsam mit der BOKU intensiv daran, pflanzliches Eiweiß mit mehr Bindekraft zu gewinnen, um auch der veganen Community eine Alternative bieten zu können. Bis es so weit ist, setzen wir auf Bio-Eier aus der Region.
PRODUKT: Was sind generell die Herausforderungen dabei, ein Produkt vegan zu rezeptieren?
Hermann Neuburger: Heutzutage ist es überhaupt nicht schwer, ein veganes Kunstprodukt herzustellen. Die Herausforderung besteht darin, ein nahrhaftes vegetarisches Lebensmittel zu produzieren.
Thomas Neuburger: Neben dem Geschmack, dem Mundgefühl, der Bissfestigkeit und dem Nährstoffgehalt spielen natürlich auch betriebswirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Das Lebensmittel muss leistbar sein. Das bedeutet, die Herausforderung alternativer Lebensmittel ist ein gelungenes Zusammenspiel aus Natürlichkeit, Geschmack, Verfügbarkeit, Klimafreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Das war für uns der entscheidende Grund, selbst Pilzzüchter zu werden und unseren Rohstoff nachhaltig und regional zu produzieren.
PRODUKT: Wie sehen Sie das Thema vegan generell?
Thomas Neuburger: Es ist kein Geheimnis, dass wir als Fleischhauer-Familie natürlich auch Fleisch essen. Entscheidend ist, wie oft und mit welchem Verantwortungsbewusstsein. Aus meiner Sicht ist zweimal pro Woche genug. Von ideologischen Grabenkämpfen halte ich aber wenig, das bringt uns nicht weiter. Ich bin davon überzeugt, dass auch unsere Ernährungsgewohnheiten möglichst bunt und vielfältig sein sollten. Es braucht Aufklärung und vor allem ein alternatives Angebot.
PRODUKT: Wie entwickelt sich das „Fungi Pad“ ?
Hermann Neuburger: Mit dem „Fungi Pad“ haben wir vor einem Jahr eine vollkommen neue Produktkategorie geschaffen: die Fleisch-Alternative. Ein neues Produkt muss erst bekannt und von den Konsument:innen gelernt werden. Für uns hat das „Fungi Pad“ das Zeug zu einer echten Revolution am Lebensmittelmarkt. Wir sind jedoch nach wie vor ein Start-up, das aber zunehmend an Fahrt aufnimmt. Aktuell sind wird dabei, den Markt auf Deutschland, die Schweiz und Skandinavien auszuweiten.