Gar nicht langweilig

Dass Sekt aus Österreich alles andere als langweilig ist, zeigt z.B. Christina Hugl.

Patriotismus kennen die Verbraucher:innen definitiv, wenn es um ihren Wein geht – beim Sekt ist man da noch nicht ganz so weit. Auch wenn die heimischen Bubbles geschmacklich alle Stückerl spielen und auch bereits viel in Bewegung ist, das Potential österreichischen Sekts ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Kategorie: Stories
Ca. 10% der österreichischen Weinmenge wird versektet – also zu jenem Getränk gemacht, das mit Blubberbläschen punktet und das bei den Verbraucher:innen unter vielen Namen bekannt ist. Prosecco, Cava, Champagner, Cremant sind ein paar dieser Namen, die immer auch eine Referenz für das Herkunftsland bzw. die Region sind. Österreichischer Sparkling wird, genauso wie deutscher Schaumwein, Sekt genannt. Hat er eine rot-weiß-rote Banderole und eine Prüfnummer, darf er sich dann auch ganz offiziell „Sekt Austria g.U.“ nennen. Dagmar Gross, GF des Österreichischen Sektkomitees, weiß um das Namens-Dilemma und bringt es salopp auf den Punkt: „Es ist überhaupt nicht fassbar, dass ein Getränk, das Kugerl hat, so viele unterschiedliche Namen hat – da haben wir noch viel zu tun.“ 
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In Bewegung.
Vieles wurde ja auch schon getan, sowohl was Schaumwein als Kategorie als auch österreichischen Sekt als Segment betrifft. Jedenfalls ist beides im Aufwind und immer mehr Verbraucher:innen konsumieren immer öfter ein Gläschen Sparkling. Gross – und mit ihr die heimischen Winzer und Sekthersteller – würden natürlich gerne sehen, dass Sekt aus Österreich ein ähnlicher Patriotismus wie heimischem Wein entgegengebracht wird. Gross: „Unser Ziel ist eine ähnliche Mengenverteilung wie beim Wein. 50% möchten wir aber unbedingt schaffen.“ Inhaltlich, also in Sachen Qualität, brauchen sich die Österreicher:innen jedenfalls überhaupt nicht zu verstecken. Denn auch wenn die Hersteller etwa in der Champagne den heimischen Sektkellereien viel Zeit voraushaben, der Wissenstransfer geht heute sehr viel schneller. Gross: „Die österreichischen Sekthersteller haben sich wahnsinnig schnell entwickelt und haben in den letzten Jahren Quantensprünge gemacht.“ Es werden auch immer mehr an der Zahl: Zählte man 2013 noch 114 Hersteller, so sind es heute bereits mehr als 200. Gross: „Wir erfahren laufend, dass wieder jemand dazukommt! Wir haben großartige Lohnversekter und sind auch insgesamt wirklich super aufgestellt. Es braucht nur noch ein bisschen Investition beim Imageaufbau und beim Wissen der Verbraucher:innen.“   
Auf Position.
Damit das 50% Österreich-Ziel in reelle Nähe rückt – zuletzt war man bei knapp unter 20% (Nielsen, LEH exkl. H/L, Marktanteil Menge, FY 2020) –, bedarf es umfassender Aktivitäten. Gross: „Ein Ansatz ist sicher in der Gastronomie. Hier muss das Thema unbedingt forciert werden. Und prinzipiell kann sich „Österreich“ zwischen Prosecco, der gut für Umsatz und Margen ist und Champagner, der im Luxusfeld spielt, perfekt im gehobenen Mittelfeld positionieren.“ Auch die Winzer sehen das Potential für Wachstum gegeben. So meint etwa Peter Szigeti: „Der österreichische Sekt hat ein theoretisches Potential seine Menge zu verdoppeln. In der Gastronomie ebenso wie im LEH. Wir müssen nur noch intensiver daran arbeiten, ihn mehr zum ‚Lifestyle-Produkt‘ zu machen.“ Christina Hugl, mit Sekt aufgewachsen und jetzt selbst Produzentin, stellt ähnliches fest: „Leider ist das Image von österreichischem Sekt ein bisschen langweilig. Obwohl Sekt absolut im Trend liegt und sich auch viel tut, ist noch viel Luft nach oben. Wir müssen ein bisschen mehr Bewusstsein für die Großartigkeit der österreichischen Sekte schaffen.“ Und wie lässt sich diese Großartigkeit argumentieren? Stefan Potzinger, mit seinem Sekt im LEH erhältlich, sieht das ganz einfach: „Regionalität, Nachhaltigkeit und höchste Qualität zeichnen unsere Schaumweine aus. Damit sind diese voll im Trend.“ 
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Feierlich.
Das neue Format der Sekt-Gala, das das österreichische Sektkomitee heuer präsentiert, schlägt passenderweise ebenso in die Lifestyle-Kerbe: Statt dem bisher üblichen Verkostungs-Rahmen wird es heuer (am 17. Oktober in der Hofburg) unter dem Motto „It‘s Sekt o’clock“ Partystimmung, Live-Musik und Food-Pairing geben.