Geht doch

Etwas gemächlich, aber immerhin: Regal-Dezimeter um Regal-Dezimeter verändert sich das Antlitz des Nudelregals und immer mehr Produkt-Linien der Hersteller werden in Papier präsentiert. Nachvollziehbare Gründe für die vorsichtigen Veränderungsschritte gibt es.

Kategorie: Stories
Bei trockenen Lebensmitteln wie Teigwaren sind Papierverpackungen eigentlich optimal. Die Produkte benötigen keine beschichteten Verpackungen, da sie weder fettig noch nass sind, sie brauchen auch keinen großartigen Stoßschutz, da sie hart genug sind und einiges aushalten. Dennoch werden Nudeln seit Jahrzehnten in Plastik verpackt. Damals, als die leichten Kunststoffe noch in keinster Weise in der Kritik standen, freuten sich die Hersteller über die vielen Vorteile: Etwa die Produktsichtbarkeit, die Siegelfähigkeit (es muss im Verpackungsprozess kein Kleber aufgebracht werden) und natürlich die bessere Schutzfunktion. Will man jedoch den Einsatz an fossilen Rohstoffen reduzieren, heißt es jetzt auch hier möglichst weg von erdölbasierten Kunststoffen zu kommen.
Möglich.
Dass das geht, hat Wolf Nudeln bereits vor einigen Jahren gezeigt und in sein Herzens-Projekt Papierverpackungen entsprechend investiert. Wolf bedient heute den Private Label-Bereich mit Bio-Teigwaren und bietet seine vegane und die Dinkel-Linie unter der Hersteller-Marke in Papier an. Die Haupt-Produkte bleiben aber nach wie vor in Plastikbeuteln. Ähnliches sieht man bei Recheis: Die Bio- und Low Carb-Produkte sind in Papier erhältlich, der Rest in Kunststoff-Verpackungen. Verkaufs- und Marketingleiter Peter Dellemann erklärt, warum: „Mit Papier sind u.a. nicht die gleichen Taktleistungen in der Herstellung möglich, was die Herstellkosten teurer macht.“ Ein schlagendes Argument, zumal die Papierpreise aktuell in noch nie geahnte Höhen schießen. Neben den Kosten ist aber auch die Produkt-Sichtbarkeit und die generelle Optik ein sensibles Thema für die Hersteller. Dellemann: „Unser Ziel ist die Erhöhung der Akzeptanz der Papierverpackungen. Hier stellen wir aber einen Mind-Behaviour Gap fest: Konsument:innen erklären zwar in Umfragen in Papier verpackte Produkte kaufen zu wollen, setzen diese Absicht aber nicht in die Tat um.“ 
Unsichtbar.
Barilla, seit jeher in Karton erhältlich, hat den Verbraucher:innen bislang über ein kleines Kunststoff-Fenster Einblick in die Packung gewährt. Selbst damit ist, zumindest bei der Klassik-Linie, jetzt Schluss. Matthias Spiess: „Unsere ikonische blaue Pasta-Kartonbox erhält ein neues, zeitloses Design mit Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit. Durch die Entfernung des Sichtfensters spart Barilla jährlich 126.000kg Kunststoff ein.“ Kilo für Kilo und fast unbemerkt verschwindet also immer mehr Plastik aus diesem Regal.
PAPIER
Sehr zufrieden darf man mit dem Papier-Recycling in Österreich – und auch in ganz Europa – sein: Eine hohe Sammelmoral trifft dabei nämlich auf wirtschaftliche Sinnhaftigkeit, soll heißen: Das, was gesammelt wird, ist für die Papierindustrie ein sehr begehrter Rohstoff. Schließlich ist Altpapier neben Holzfasern oder Primärfasern die zweite große Rohstoffquelle für die Papierherstellung. In Europa werden fast 58,7 Mio. t Papier gesammelt und wiederverwertet. Das entspricht einer Recyclingquote von 72% (2019). In Österreich sind es pro Jahr rund 1,5 Mio. t bei einer Recyclingrate von zuletzt 77,6% (2019). Insgesamt 2,6 Mio. t Altpapier werden in der Papierindustrie für die Produktion neuer Papierprodukte benötigt – also wesentlich mehr, als im Inland gesammelt werden kann. Deswegen muss eine große Menge sogar importiert werden, nämlich 1,5 Mio. t. Die im Kreislaufwirtschaftspaket europaweit rechtsverbindliche Recyclingquoten für Verpackungen liegen für Verpackungen aus Papier und Pappe bei 75% bis 2025 und 85% bis 2030. In Österreich liegt die Recyclingquote im Jahr 2019, die sich jedoch auf die gesamte gesammelte Altpapiermenge (also nicht nur Verpackungen, sondern auch Printprodukte etc.) bezieht, wie erwähnt bereits bei 77,6 %. 
(Quelle: Austropapier)