Gen-Z wie Zukunft

Walter Veit, Präsident der ÖHV

Die Generation Z ist bereit für den Arbeitsmarkt. Ihre Vertreter:innen haben neue Ansprüche und setzen andere Prioritäten als die Generationen vor ihnen. Wie man sie als Mitarbeitende optimal anspricht, das weiß ÖHV-Präsident Walter Veit.

Kategorie: Professional

PRODUKT: Herr Veit, was charakterisiert die Generation Z im Arbeitsalltag?

Veit: Die Frage bietet sich an angesichts der großen Aufmerksamkeit, die diese Altersgruppe erhält – einerseits natürlich vollkommen zurecht, und darauf werden wir sicher noch zu sprechen kommen. Andererseits will ich die Möglichkeit nutzen, die Optik ein bisschen zurechtzurücken: Wir dürfen die Gen Z nicht in ein Eck rücken, sie etikettieren: Das sind viele Jahrgänge voller sehr unterschiedlicher Menschen – so wie wir auch. Haben die Babyboomer, zu denen ich gehöre, einen ähnlichen Hintergrund? Bis zu einem gewissen Grad. Kann man uns deshalb alle in eine Schublade stecken? Sicher nicht. Ich bin immer noch hochaktiv jeden Tag für die Branche unterwegs – das bin ich. Andere sind längst in Frühpension. Natürlich kennen wir alle die Aufbaujahre – nur hat jeder seine sehr persönliche Lehre daraus gezogen. Und natürlich ist jeder aus der Gen Z mit dem Internet groß geworden, in der EU, unter ganz anderen wirtschaftlichen und sozialen Vorbedingungen. Wer sie erreichen will, muss sie auf ihren Kanälen in einer Art und Weise ansprechen, die sie annehmen können. Aber darüber hinaus ist die Gen Z genauso vielfältig wie alle anderen Generationen vor ihr. Das ist zu einem Anspruch geworden: Sie wünschen sich, individuell wahrgenommen zu werden, mit Wertschätzung und Förderung.

PRODUKT: Was muss ein Betrieb bei der Ansprache der „Zs“ beachten?

Veit: Die Unternehmenswerte müssen nicht nur plakatiert und gepostet, sondern zuallererst gelebt und in jedem Fall wahrnehmbar kommuniziert werden. Authentizität und Nachhaltigkeit sind vielen wichtiger als in den Generationen davor: Es sind mehr von ihnen damit groß geworden als früher. Wer sich mit Nachhaltigkeit, sozialem Engagement und der Einbindung lokaler Anbieter beschäftigt, hat bei vielen eine bessere Chance, Gehör und Gefallen zu finden. Das ist in jedem Fall ein vielversprechender Start. Wer engagiert ist, erreicht die, die selbst in ihrem Leben etwas erreichen wollen.

PRODUKT: Was muss man ihnen als Betrieb bieten?

Veit: Konkrete Wertschätzung für konkrete Leistungen. Sie möchten auch vom Direktor, der Direktorin „gesehen“ werden, nicht nur am ersten Tag des Praktikums. Feedback zu geben und geben zu lassen ist wichtig: Die Gen Z ist bereit, auf Augenhöhe Feedback zu geben. Das ist eine Chance für Führungskräfte und für das gesamte Unternehmen.

PRODUKT: Welche Soft-Skills benötigt der Arbeitgeber im Umgang mit der Gen Z?

Veit: In erster Linie Freude an der Entwicklung von Menschen, und das in einer Art und Weise, dass die jungen Menschen das auch mitbekommen. Wobei das sicher für alle Generationen im Unternehmen gilt. Da sollte man gar keine großen Unterschiede machen, erstens im Interesse der älteren Generationen im Haus, zweitens aber auch, wenn man die Gen Z im Fokus hat: Da ist die Sensorik für Ungleichbehandlung viel ausgeprägter: Das sind in vielen Communities, gerade auch auf Social Media, dauerpräsente Themen, und das seit Jahren.

PRODUKT: Wie erfolgt die Ansprache der potentiellen Mitarbeitenden am Arbeitsmarkt?

Veit: TikTok wird immer mehr zur Plattform, um auf potentielle Arbeitgeber:innen aufmerksam zu werden. Lehrlinge werden immer noch sehr klassisch auf Berufsbildungs-Messen angesprochen. Die Kooperation mit Schulen wird immer wichtiger, im Tourismus sind viele Hotels Kooperationspartner von Tourismusschulen und präsentieren sich so bereits als Arbeitgeber. Besonders erfolgreiche Employer Branding-Strategien zeigen sehr authentische Videos von Lehrlingen und jungen Mitarbeitenden, die dann auf Social Media ausgespielt werden. Sie holen die jungen Leute genau dort ab, wo sie sind.

PRODUKT: Welche Handlungsempfehlungen gibt es bei der Personalsuche?

Veit: Kurz gesagt, sein Unternehmen erstens optimal zu präsentieren, zweitens dort, wo sie Jugendliche erreichen. Da bieten sich Kooperationen mit Schulen an. Das sind in den Unterstufen berufspraktische Tage, die ein erstes Interesse wecken, und im Anschluss strukturierte Kontakte zu Fachmittelschulen, Polytechnischen Schulen und natürlich in erster Linie den Tourismusschulen in der Umgebung: Dort sind die Chancen, interessierte Schülerinnen und Schüler zu erreichen natürlich am höchsten, der Streuverlust am geringsten. Für den direkten Kontakt zu den Jugendlichen bietet die ÖHV unter www.oehv.at/young-talents die Möglichkeit, sich für Schulführungen und berufspraktische Tage zu präsentieren. Wir bewerben das auf Social Media-Kanälen. Viele Lehrer:innen wissen das und kommunizieren es den Schüler:innen weiter. Das ist sehr erfolgversprechend, entsprechend gutes Feedback bekommen wir da aus den Schulen und Hotels zurück. Manche Hotels laden schon Kindergartenkinder zu sich ein – und dann auch deren Eltern, da diese eine wichtige Rolle bei der Berufsentscheidung spielen. Und dann ist noch die Botschaft wichtig, die die jungen Menschen mitnehmen: Wie ist das Arbeiten im Betrieb, in der Branche? Welche Chancen habe ich dort? Das ist nicht wenig, aber in Summe eine gute Investition – die wohl wichtigste für die Zukunft des Unternehmens!

PRODUKT: Vielen Dank für die interessanten Details.