„Ich mache seit zehn Jahren dagegen mobil. Aber nicht nur wir in Österreich, sondern auch die Franzosen haben sich hervorgetan, um diese prekäre und unsoziale Geschichte abzustellen. Hier hat die deutsche Politik ein Auge zugedrückt, weil es volkswirtschaftlich kein Schaden war“, schildert Schlederer. Denn allein die Arbeitskosten in der Schlachtung und Zerlegung verteuern den Preis eines österreichischen Schlachtschweines im Vergleich zu einem deutschen um 20 bis 30 Euro. Leiharbeiter gibt es freilich auch hierzulande, doch sind diese in Österreich angestellt. Derartige Subunternehmer-Konstrukte sind bei uns im Schlachtbereich weitestgehend ausgeschlossen. Die Branche ist verhältnismäßig kleinstrukturiert, in diesem Wettbewerb „kontrolliert sich die Branche gegenseitig“, beschreibt Schlederer.
UMSTRUKTURIERUNG.
Auf unser Nachbarland kommen nun gravierende Änderungen zu, politische Skandale inklusive. Die Politik will in der Fleischindustrie generell Werksverträge und Leiharbeiter ab 1.1.2021 verbieten. Kontrollen werden verstärkt und Strafen drakonisch erhöht, u.a. betreffend Arbeitszeiteinhaltung. Ein radikaler Umbau, der zeigt, wie sehr Deutschland unter Druck ist. „Die haben schon genug Skandale, ich sage nur VW. Auch hier hat es zehn Jahre oder mehr gedauert, bis das Geschwür aufgeplatzt ist“, befindet Schlederer.
UND ÖSTERREICH?
Für heimische fleischverarbeitende Betriebe, die bisher ihren Rohstoff aus Deutschland bezogen haben, spitzt sich die Problematik damit freilich weiter zu. Wurst- und Fleischwarenerzeuger müssen schließlich Rohstoffe importieren. Die rund 5 Mio. österreichischen Schlachtschweine pro Jahr reichen dafür nicht aus. Wie PRODUKT (3/2020) berichtete, kämpfen einige der verarbeitenden Betriebe ums Überleben, nicht zuletzt, weil Rohstoff-Verteuerungen seitens des Handels zu spät bis gar nicht abgegolten werden. Was sagt der Agrarvertreter zu dieser Problematik? „Die Politik hat dafür zu sorgen, dass es faire Marktbedingungen gibt. Denn jeder will einen fairen Preis, aber jeder versteht etwas Anderes darunter. Einen gerechten Preis gibt es nur durch faire Rahmenbedingungen am Markt“, so Schlederer.
