Glasverpackungen punkten bei Kreislaufwirtschaft. Was genau macht sie circular-economy-fit?
Harald Hauke: Glasverpackungen können auf zweierlei Wegen im Kreislauf bleiben: Re-Cycle und Re-Use.
Mit Recycling bleibt das Material Glas unendlich lange erhalten, da Glasverpackungen immer wieder eingeschmolzen und bei stets gleichbleibender Qualität zu neuen Flaschen oder Lebensmittelgläsern geformt werden können.
Bei Re-Use werden Glasflaschen und Lebensmittelgläser viele Male im Mehrwegsystem neu befüllt. Und sollten sie einmal ausgedient haben, können auch sie recycelt werden.
Bei beiden Prinzipien bleibt Glas in dauerhafter qualitätsvoller Verwendung.
Seit bald 50 Jahren sammeln wir in Österreich Glasverpackungen für das Recycling. Welche Zahlen beschreiben diesen Weg?
Harald Hauke: Austria Glas Recycling zählt zu den Wegbereitern des erfolgreichen, österreichischen Glassammelsystems. 1977 starteten wir hierzulande mit der Sammlung von Altglas. Seit damals sammelten wir rund 8 Millionen Tonnen Altglas, das sind etwa 25 Milliarden Glasverpackungen, als Rohstoff für die Glasindustrie. Für die Menschen in Österreich gehört es zum guten Ton, ihre Glasverpackungen sorgfältig zu entsorgen und die gute Sammelinfrastruktur zu nutzen. Die Recyclingquote von Glasverpackungen liegt in Österreich seit vielen Jahren über 80 Prozent. Das heißt, dass über 80 Prozent aller Glasverpackungen fürs Recycling gesammelt werden und als neue Verpackungen zurück auf den Markt kommen.
Welche ökologischen Vorteile hat es, Glasverpackungen zu recyceln?
Harald Hauke: Man nützt ausgediente Glasverpackungen als Rohstoff für neue Glasverpackungen. Wir sprechen von Sekundärrohstoff. Durch dieses Recycling sparen wir rund 300.000 Tonnen Primärrohstoffe, die man der Natur entnehmen müsste, und schützen somit unseren Lebensraum. Zudem spart man dank Glasrecycling rund 260.000.000 Kilowattstunden elektrische Energie pro Jahr, da Altglas bei niedrigerer Temperatur schmilzt als die Primärrohstoffe.
Glasrecycling ist in Österreich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Welche Rolle spielt die Altglassammlung für die Industrie?
Harald Hauke: Die Glasindustrie kann auf die Bereitstellung des Rohstoffes Altglas für die Produktion neuer Glasverpackungen bauen. Altglas ist der wichtigste Rohstoff für die Herstellung neuer Glasverpackungen. Mit anderen Worten trägt die Altglassammlung zur Versorgungssicherheit der heimischen Industrie bei und stärkt damit die österreichischen Glaswerke im internationalen Wettbewerb. Dadurch werden auch Arbeitsplätze in der Region gesichert.
Worauf kommt es beim Circular Design an? Was können Produktmanagerinnen und Marketingverantwortliche beitragen?
Harald Hauke: Mit „Circular Design“ ist die recyclingfähige Gestaltung von Glasverpackungen gemeint. Glasverpackungen sind im Prinzip zu 100% recyclingfähig. Es kommt allerdings vor, dass Gestaltungselemente die Recyclingfähigkeit einschränken. Der Appell an Produktmanager*innen und Marketingfachleute lautet daher, Glasverpackungen so zu gestalten, dass beim Recycling kein Material verloren geht und Glasverpackungen ihrer Recyclingnatur zu 100 % gerecht werden können. Oft genügen kleine Änderungen in der Wahl von Designelementen, etwa der Verzicht auf lackierte oder beschichtete Glasverpackungen, der Umstieg auf nicht ganz so festklebende Etiketten oder etwas mehr Toleranz bei der Wahl von Glasfarben. Diese Schritte reduzieren den Rohstoffverlust im Glaswerk und erhöhen somit die Recyclingfähigkeit.
(Fotocredit: Austria Glas Recycling/Fotografen: Daniel Willinger und Moritz Scheer).



