Dass Landwirtschaft aber schlicht jene Tätigkeit ist, ohne die wir alle miteinander nichts mehr zu essen hätten, das wird von vielen gar nicht mehr bedacht. Egal ob Milch, Fleisch, Eier, Getreide, Gemüse, Obst, Wein, Schokolade,… all diese Lebensmittel brauchen Bäuerinnen und Bauern, die sie erzeugen und damit auch die Rohstoffe liefern für jene Produkte, die nur im ersten Moment scheinbar gar nichts mehr mit Landwirtschaft zu tun haben. Und es ist ein Knochenjob, wie v.a. anhand der Zahlen jener, die ihn nicht mehr ausüben, deutlich wird: 1951 gab es in Österreich 433.000 landwirtschaftliche Betriebe, die durchschnittlich jeweils 9,4 Hektar landwirtschaftlich genutzt haben. 1995 waren es noch 239.000 Betriebe mit jeweils 15,3 Hektar. Und bei der letzten Agrarstrukturdatenerhebung (2020) waren schließlich noch 154.953 Bauernhöfe mit je 23,6 Hektar übrig (alle Daten: Statistik Austria). Die Zahl der Bäuerinnen und Bauern geht also laufend und deutlich zurück, während die verbliebenen eine größere Fläche bewirtschaften.
Selbst gemacht?
Je nach Produkt kommen wir so auf einen unterschiedlich hohen Selbstversorgungsgrad Österreichs. Führend ist hier die Milch, die ja auch den landwirtschaftlichen Zweig mit dem höchsten Produktionswert darstellt, mit 176%. Bei Rind- und Kalbfleisch sind es 144%, bei Fleisch gesamt 110%. Exakt 100% waren es zuletzt beim Wein, während wir etwa von Eiern (94%), Getreide gesamt (87%), Kartoffeln (86%), Geflügelfleisch gesamt (77%) und Gemüse gesamt (57%) weniger produzieren als wir verbrauchen und somit auf Importe angewiesen sind. Was nicht heißt, dass wir in den erstgenannten Kategorien nichts importieren – schließlich haben ja auch internationale Spezialitäten einen berechtigten Platz in unserem Speiseplan. Und bestimmte landwirtschaftliche Produkte – Stichwort Reis, Bananen, Kakao… – können wir hierzulande schlicht nicht oder nicht ausreichend kultivieren. Es liegt also in unserem ureigensten Interesse, auch jenseits Österreichs Grenzen eine funktionierende, nachhaltige Landwirtschaft zu forcieren.
Zukunft.
Die Rolle der Landwirt:innen ist jedenfalls national wie international im Wandel. Dass der Hof oder die Plantage von der nächsten Generation übernommen wird, ist am Vorarlberger Bergbauernhof ähnlich ungewiss wie auf der Kakaofarm in Ghana, denn rosig ist die Situation weder hier noch dort. Die immense Bedeutung der Landwirtschaft und ihre Herausforderungen vor den Vorhang zu holen, wie wir dies mit dieser Ausgabe tun, ist also nicht nur spannend, sondern auch angebracht.