Hohes Niveau

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Wie es genau zwei Jahre nach den Hamsterkäufen, bei denen insbesondere Teigwaren extrem gefragt waren, aussieht? Immer noch gut – um es mal salopp zu sagen, denn die Umsätze der Kategorie liegen weiterhin über dem Niveau von 2019.

Kategorie: Stories
Dass die Ausnahmeumsätze von 2020 auch 2021 erreicht werden könnten, davon sollte niemand ausgegangen sein. Dass die Kategorie Ergebnisse präsentiert, die über jenen von 2019 liegen, ist schon außergewöhnlich genug. Das ist natürlich darauf zurückzuführen, dass auch 2021 immer noch wesentlich mehr Verbraucher:innen von daheim gelernt und gearbeitet haben als in der Zeit vor der Pandemie. Die prall gefüllten Vorratsschränke wurden also scheinbar gut abgearbeitet und immer wieder aufs Neue gefüllt – es kam demnach nicht, wie von manchem befürchtet, zu einem totalen Einbruch der Umsätze, sondern zu weiterhin guten Verkaufszahlen. Der Markt verlor vs. 2020 schließlich um 4,1% im Umsatz und brachte damit fast 97 Mio. € im Gesamtjahr 2021 (Nielsen, exkl. H/L, Wert, FY 2020 vs. 2021). Im Vergleich mit 2019 (81,9 Mio. €) entspricht das einem deutlichen Plus von 18,3%. 
Die Kuchenstücke.
Diese Umsätze teilen sich die Player folgendermaßen auf: Nachdem etwas über 37% des Marktes von Private Labels des Handels bespielt werden, folgt Recheis mit einem gestiegenen Marktanteil von 32,6% als Marktführer unter den Herstellermarken. Barilla konnte seinen Marktanteil ebenfalls ausbauen und folgt auf Platz 2 (21,5%) und Wolf Nudeln aus dem Südburgenland nimmt Platz 3im Ranking mit knapp unter 10% ein. 
Aus Hall in Tirol.
Marktführer Recheis freut sich über den Ausbau der Marktanteile, die das Unternehmen auf eine innovative Produktstrategie und den Fokus auf regionale Lebensmittel zurückführt. Recheis Marketing- und Verkaufsleiter Peter Dellemann: „Mit einer optimalen Sortimentspflege und laufend neuen Produkten beleben wir die gesamte Kategorie.“ Die Neuheiten fokussieren dabei auf möglichst alle relevanten Trends, die den Markt bewegen. Dellemann: „Unsere Entwickler bringen exakt auf die Bedürfnisse der Konsument:innen abgestimmte Produkte auf den Markt. Dabei werden Ernährungstrends bei jeder neuen Entwicklung mit einbezogen.“ Aber nicht nur Ernährungstrends, sondern auch gesellschaftliche, wie der Wunsch nach weniger Plastik bzw. mehr Nachhaltigkeit, werden Schritt für Schritt erfüllt. So wurde etwa erst Anfang des Jahres die „Low Carb“-Range komplett auf Papierverpackungen umgestellt und ist damit nach „Recheis Bio“ die zweite Linie, die die Haller in dieser Form anbieten. Aktuell bringt man mit zwei neuen Varianten der „Recheis Goldmarke“-Nudeln Schwung ins Regal: „Spiralen“ und „Zöpfe“ – beide zur Gänze aus österreichischen Zutaten gefertigt – kommen jetzt auf den Markt. Besonders positiv haben sich bei Recheis übrigens jene Teigwaren-Segmente entwickelt, die in den Bereich „gesunde, ausgewogene, abwechslungsreiche“ Ernährung fallen, also zum Beispiel Dinkel- oder auch glutenfreie Nudeln. Dellemann: „Ernährungs-Themen begleiten uns schon seit vielen Jahren und die entsprechenden Segmente wachsen. So sind etwa nach Nudeln mit Ei (44%) und ohne Ei (35%) Teigwaren aus Dinkel bereits das drittstärkste Segment der Kategorie und liegen damit über dem Vollkorn Hartweizen-Segment.“
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Aus Parma, Italien.
Glücklich über die Marktzahlen ist man auch bei Barilla Austria, der Dependance der beliebten italienischen Marke mit Hauptsitz in Parma. Matthias Spiess, GF: „Seit 2019 verzeichnen wir jetzt ein Wachstum von über 30% beim Umsatz.“ (Nielsen, Teigwaren, Umsatz, LH inkl. H/L, FY 2021 vs. FY 2019). 2022 feiert man zudem das 145-jährige Bestehen, das man zum Anlass nimmt, die Marken-Identität neu zu schärfen. Spiess: „Im Laufe des Jahres werden wir ein Update am Logo sehen sowie Relaunches bzw. aktualisierte Verpackungsgestaltungen bei Pasta-Saucen. Das Highlight zum Firmenjubiläum ist aber natürlich der gerade erfolgte Launch von ‚Barilla Al Bronzo‘“ (siehe auch PRODUKT Ausgabe 1-2/22). 
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Aus Güssing im Burgenland.
Auch bei Wolf Nudeln ist man mit der Marktentwicklung generell zufrieden. Allerdings stellt man den guten Umsätzen das unberechenbare Thema Erzeugerkosten gegenüber. Joachim Wolf, Eigentümer: „Egal ob Hartweizengrieß, Energie oder Verpackungsmaterialien, zurzeit gehen alle Preise durch die Decke – eine verlässliche Kalkulation ist hier wirklich schwierig. Aber wir hoffen, dass sich einige der Themen bald wieder beruhigen.“ Weiterhin liegt bei Wolf der Fokus auf Nachhaltigkeit – und zwar sowohl bei den Zutaten als auch bei den Verpackungen, bei denen man mit der Einführung von Papierverpackungen Pionierarbeit geleistet hat.
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Kohlenhydrate
Die Low Carb (und High Protein)-Ernährung liegt dermaßen im Trend, dass quasi bereits in jeder Warengruppe des Handels entsprechende Produkte Einzug gefunden haben – auch im Teigwaren-Regal. Dahinter steckt die Tatsache, dass ein Zuviel an Kohlenhydraten (Saccharide, Zucker) durchaus ein Grund für Übergewicht sein kann. Kohlenhydrate sind aber alles andere als ungesund – auch hier gilt simpel: Die Dosis macht das Gift. Wir benötigen Kohlenhydrate als wichtigen Energielieferanten für den Körper. Und im Vergleich mit Proteinen und Fetten ist die Energie von Kohlenhydraten wesentlich schneller für den Körper verfügbar. Das ist insbesondere für Sportler:innen wichtig, aber auch für alle, die sich ganz normal ernähren, gilt immer noch die Empfehlung lt. DGE: Rund die Hälfte der Energieaufnahme sollte aus Kohlenhydraten bestehen. Aber Achtung: Essen wir zu viel Süßes, Brot, Reis oder Pasta, kann das natürlich zu einer Gewichtszunahme in Form von Fettreserven führen.
Ein wesentlicher Punkt, der aber für ein gutes (nicht übertriebenes) Maß an Kohlenhydrate in der Ernährung spricht, ist auch noch: Saccharide helfen uns tatsächlich beim Glücklichsein. Sie sind schlicht unschlagbar, wenn Tryptophan in Serotonin, auch bekannt als „Glückshormon“, umgewandelt werden soll. Vollkornnudeln sind daher z.B. echte Glücklichmacher, da in ihnen reichlich (langkettige) Kohlenhydrate und auch Tryptophan steckt.