Löffler: Das ist eine sehr spannende Frage. Kaffee hat sich in diesem Zeitraum von einem reinen Alltagsprodukt, quasi einem Grundnahrungsmittel, zu einer umfassenden Genusskategorie gewandelt. Es ist dabei gelungen, weder auf die Tradition – etwa die österreichische Kaffeehauskultur – zu vergessen, noch sich gegenüber Innovationen und Trends zu verschließen. Als den größten Entwicklungstreiber der letzten Jahrzehnte sehe ich das Thema Genuss und Qualität. Ähnlich wie beim Wein lässt sich rückblickend auch beim Kaffee feststellen, dass die Qualitätsansprüche unglaublich gestiegen sind. Dabei greift eine Entwicklung in die andere. Der Siegeszug des Kaffees begann in den 50er Jahren mit dem Angebot verpackter Bohnen im Lebensmittelhandel. Kaffee war erstmals in den eigenen vier Wänden immer in guter Qualität verfügbar. In den 70ern eroberten die Filtermaschinen die Haushalte. 1985 wurde der erste Kaffeevollautomat präsentiert. Das war ein Meilenstein für den Kaffeekonsum zu Hause und Anstoß für wachsendes Qualitätsbewusstsein. Anfang 2000 nahmen Kapseln und Pads Fahrt auf. Auch wenn manche diese Entwicklung immer noch kritisch sehen, so hat sie doch maßgeblich zum Qualitätsbewusstsein beigetragen. Mit einem Mal war es möglich, unterschiedliche Blends ganz nach Lust und Laune, zu jeder Zeit, in gleichbleibender Qualität zu genießen. Die Reise ist aus meiner Sicht noch lange nicht zu Ende. Kaffee ist ein unheimlich spannendes, variantenreiches und wandelbares Produkt.
Löffler: Die Nachfrage nach individuellem, hochwertigem Kaffee wurde durch die Pandemie noch verstärkt. Kaffeetrinken kommt als wichtiges und vertrautes Ritual im Alltag eine noch größere Bedeutung zu. Viele haben die Zeit genützt, sich mit dem Produkt Kaffee intensiver auseinander zu setzen. Das Wissen um das Trendgetränk von der Herkunft über die Röstung bis hin zur Zubereitung wächst. Spezialitätenkaffee, Single Origin oder Single Source Kaffee gewinnt auch im Lebensmittel- und Getränkesektor an Bedeutung. Der Single-Source-Kaffee ist zwar noch kein Massenphänomen, aber er zeigt doch deutlich, wohin die Reise geht: mehr wissen, mehr genießen, mehr Individualität in der Auswahl. Dies spiegelt sich auch bei der Nachfrage nach Kaffeemaschinen wider. Neben Vollautomaten ziehen auch immer öfter Siebträgermaschinen in die österreichischen Haushalte ein. Darüber hinaus gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte an Bedeutung. Eine kürzlich vom Österreichischen Kaffeeverband veröffentlichte Studie unterstreicht, dass sich der allgemeine gesellschaftliche Trend zu verantwortungsbewusstem und nachhaltigem Konsum auch in der Kaffeebranche zeigt. Die österreichischen Konsument:innen wünschen sich Transparenz, Fairness und Ressourcenschonung entlang der Wertschöpfungskette in der Kaffeewirtschaft. Dies zeigt sich auch in der steigenden Nachfrage nach zertifiziertem Kaffee.
Löffler: Individualität, Qualität und Nachhaltigkeit charakterisieren die aktuellen Entwicklungen. So gesehen werden wohl unterschiedliche Zubereitungsarten bleiben bzw. neue dazukommen. Kapseln werden bleiben, denn die meisten Hersteller haben die Trendwende in Richtung Nachhaltigkeit bereits geschafft, indem sie ihr Produkt recyclingfähig gemacht haben oder am Weg dorthin sind. Der Convenience-Faktor ist bei Kapseln unbestritten und treibt die Nachfrage weiter an. Mit Convenience punkten ebenso Vollautomaten. Auch sie garantieren individuellen Kaffeegenuss auf Knopfdruck. Die klassische Filterkaffeemaschine befindet sich im Wandel. Mehr und mehr Modelle verfügen über ein Mahlwerk und eine ausgeklügelte Aufgusstechnik. Hochwertiger Kaffee ist auch hier, wie bei allen Zubereitungsarten, die Basis für beste Qualität in der Tasse.
Nachhaltiger und verantwortungsvoller Kaffeeanbau sind für uns von zentraler Bedeutung. Ausgefallene Innovationen und Geschmacksrichtungen sind weiterhin gefragt, neue Trends sehen wir im Bereich Ready to Drink sowie in der Zubereitung mit veganen Milchalternativen.