Innere und äußere Werte

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Mit dem heurigen Jahr sind Einweg-Kunststoffartikel in der EU verboten. Betroffen sind davon auch typische Gastro-Bedarfsartikel, wie Einweg-Besteck, -Teller oder -Strohhalme. Die Alternativen sind so zahlreich wie unterschiedlich.

Kategorie: Stories

Delivery und Take Away-Angebote haben pandemiebedingt einen ordentlichen Schub bekommen – das bekamen auch Anbieter von Verpackungslösungen zu spüren. Christian Drbalek, Country Manager Petruzalek, erzählt: „Die herkömmlichen Menüboxen waren 2020 schnell ausverkauft, weshalb die Nachfrage rasch auf die neuere Version aus Zuckerrohr überschwappte. Aber auch ähnliche Produkte, wie z.B. Salatschalen mit Deckel, verkauften sich plötzlich viel stärker – und die professionellere Variante des Take Away, die Siegelschale, erlebte 2020 einen Boom.“ In der Aufregung des ersten Lockdowns war das Hauptkriterium bei den Bestellungen kurzfristige Lieferbarkeit – denn vielen Gastronomen diente bis zur Pandemie als einzige Take Away-Verpackung eine Rolle Alufolie. Doch je länger die Notwendigkeit des Liefergeschäftes andauerte, desto mehr stieg der Wunsch nach nachhaltigen Verpackungsprodukten. Nachdem die EU bereits 2019 ein Verbot von Wegwerf­artikeln aus Plastik ankündigte, hatte die Verpackungsindustrie bereits zahlreiche Alternativen im Angebot.

Karton.
Petruzalek lancierte vor zwei Jahren mit „Tooo Good“ eine nachhaltige Take Away-Linie. Mit Ausnahme der Deckel ist die Serie, bestehend aus Suppenbechern, Snack-(Nudel-)Boxen, Salatschalen und Coffee to go-Bechern, umweltfreundlich aus einseitig PE-beschichtetem Karton gefertigt. Dazu gibt es das „WPC Besteck“, das, im Gegensatz zu den meisten Holzbestecken, aus Europa kommt. Das spart lange Transportwege – zudem ist das Besteck geschirrspülerfest und somit auch zur Mehrfachnutzung geeignet.
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Geteilt.
Auch bei Meier Verpackungen war im Vorjahr eine deutliche Steigerung des Umsatzes im Bereich To-Go zu beobachten. Dies führte dazu, dass das Unternehmen eine eigene Fachabteilung für das Take Away-Segment aufbaute. „Durch stetige Entwicklung innovativer und praktischer Verpackungslösungen in Kombination mit der Erweiterung unseres Sortiments durch neue Verbrauchsartikel können wir unsere Kunden schnell mit lagernden Standardartikeln beliefern – oder auf Wunsch die auf sie und ihre Produkte zugeschnittene Lösung bieten“, sagt Stephan Müller, Leiter Marketing Meier Verpackungen.


Zyklus. Um den Kunden Vor- und Nachteile der Verpackungslösungen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu erklären, werden Lebenszyklus­analysen für die einzelnen Produkte angeboten. „Die Umweltfreundlichkeit unserer Lösungen kann nicht pauschal bemessen werden, da sehr viele Parameter eine Rolle spielen. Der Rohstoff einer Zellstoffschale z.B. ist CO2-neutral, braucht aber im Vergleich zu Kunststoff große Mengen an Wasser für die Produktion. Die Gewichtung dieser Faktoren ist individuell. Letztendlich ist entscheidend, was mit dem gebrauchten Einweggeschirr entlang des gesamten Lebenszyklus geschieht. Hier entscheidet sich dann auch, wie umweltfreundlich ein Produkt sein kann“, erklärt Müller.

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Abbaubar.
Pacovis bietet mit der Marke „naturesse” bereits seit über 20 Jahren eine nach haltige Alternative zu Plastikverpackungen. Mittlerweile umfasst das „naturesse“-Sortiment bereits über 600 Artikel. Alle verwendeten Rohstoffe sind zu 100% biologisch abbaubar und gelten über ihren gesamten Lebenszyklus als CO2-neutral, unabhängig davon, ob die Produkte durch Fermentation, Kompostierung oder in einer thermischen Abfallbehandlungsanlage entsorgt werden. Neu im Sortiment sind die „Klappboxen aus Zuckerrohr“. Diese werden aus Zuckerrohrfasern hergestellt, einem bei der Zuckerproduktion anfallenden Reststoff.


Sicher. Nicht vergessen werden darf bei den Verpackungen der Faktor Lebensmitteltransport- und Hygienesicherheit. Jasmin Khashayari, Marketing Pacovis Österreich, betont: „Die Gäste wollen ihre To Go-Mahlzeit in derselben Qualität wie im Restaurant erleben und genießen. Um ein Beispiel zu nennen: Das Schnitzel soll knusprig serviert werden – dafür ist Luftzirkulation nötig – im Idealfall sollte es aber heiß bei den Kunden ankommen. Und: Da das Auge bekanntlich mit isst, wäre es gut, wenn die Verpackung auch optisch gefällt und von der Haptik entspricht.“ Das Außendienst-Team von Pacovis bietet Beratung sowohl bei der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen als auch hinsichtlich Lösungen bei bedruckten Artikeln, wie bspw. Kaffeebechern.

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Alternativ.
Mit Zuckerrohr, Palmblatt, Agrarresten aus Bananen- und Reisstroh sowie ungebleichtem Papier und FSC-zertifiziertem Holz gibt es mittlerweile zahlreiche Alternativen zu Plastik, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und biologisch abbaubar sind. Ein Beispiel ist die Verpackungsserie „100% Fair“ von Papstar, die aus ungebleichtem, FSC-zertifiziertem Frischfaser-Karton mit Biobeschichtung hergestellt wird. Alle Produkte sind aus nachwa­chsenden Rohstoffen, vollständig biologisch abbaubar und auch für fetthaltige Lebensmittel geeignet. Insgesamt werden bei Papstar bereits 60 % der Serviceverpackungen und 74 % der Tischdekorationsprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.
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Unverzichtbar.
„Die aktuelle Situation hat deutlich gemacht, wie unverzichtbar hygienische und sicher schließende Verpackungen und Einmalgeschirr in unserer modernen Gesellschaft sind“, meint Isabel Rainer, National Category Manager Papstar Österreich. Verpackung wird auch im „neuen Normal“ eine große Rolle spielen, ist Rainer überzeugt: „Wir rechnen in Zukunft mit einem weiteren Anstieg beim Take Home-Konsum. Allerdings weniger beim klassischen Fast Food Take-Home, sondern viel mehr beim Konsum hochwertiger Speisen bzw. ganzer Menüs. Dementsprechend muss sich auch die Attraktivität der Serviceverpackungen in Hinblick auf Nachhaltigkeit, Funktionalität und Formschönheit weiterentwickeln.“
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ergänzend
Welche Entwicklungen gab es in den letzten zwölf Monaten im Bereich Delivery?
Seit Corona bestellen die meisten Menschen das Abendessen gegen 18 Uhr. 2019 lag die Stoßzeit erst um 19 Uhr – die Menschen scheinen also früher Abend zu essen. Auch Bestellungen zur Mittagszeit nehmen zu. Und: Bestellungen verlagern sich vom Beginn auf das Ende der Woche; Freitag hat sich zum zweitstärksten Tag entwickelt; Sonntag ist der stärkste Bestell-Tag geblieben. Zudem ist der Warenkorbwert im Durchschnitt von € 20,- auf etwa € 22,- gestiegen. Die Menschen essen häufiger mit der Familie und bestellen verstärkt für den Folgetag mit. 

Haben sich neue Trends herauskristallisiert?
Die Konsumenten bestellen gesundheitsbewusster und vielseitiger. Die Nach­frage nach ausgewogenen sowie veganen Speisen wächst – und mit ihr die Auswahl entsprechender Restaurants und Menüs. Pizza, Burger und asiatische Gerichte bleiben nach absoluten Zahlen jedoch weiterhin die Klassiker. Poke Bowls liegen österreichweit im Trend.

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