It’s the Season

© Dasha Petrenko/shutterstock

Jetzt, im vierten Quartal, ist Sprudel mindestens ebenso gefragt wie Kekse oder Christbaumschmuck. In dieser Zeit entscheidet sich dann auch, wie das Jahr für Schaumwein in Summe gelaufen ist. Bis dato sieht die Marktentwicklung vs. Vorjahresperiode jedenfalls recht „okay“ aus – und das ist, in Zeiten wie diesen, schon einiges wert.

Kategorie: Food

Denn über alle alkoholischen Kategorien hinweg zeigt sich ein recht ähnliches Bild: Die Absatzmengen, die während der Pandemie-Jahre aufgrund des hohen Heimkonsums ordentlich nach oben geschossen sind, um dann, im Zuge der hohen Inflation, steil nach unten zu rasseln, pendeln sich jetzt wieder ein. Konkret bedeutet das für die Kategorie Sparkling Wines: Das Nielsen-Segment „Sekt“ (es beinhaltet Schaumwein wie Sekt, Prosecco Spumante oder Cava) zeigt (im YTD bis KW 36, inkl. H/L) ein leichtes Mengenminus von 0,6% und ein Umsatzplus von 2,3%. Das hochpreisige Segment „Champagner“ verliert im Vergleich deutlicher, nämlich sowohl im Absatz (-5%) als auch beim Umsatz, (-3,7%) und das günstigere „Frizzante“-Angebot wächst stärker im Absatz (+4,9%) als im Umsatz (+3,4%).

IM DETAIL. Das größte und damit wichtigste Segment „Sekt“ umfasst Schaumweine unterschiedlicher Nationalitäten, wobei Italien (insbes. Prosecco) mit einem Umsatzmarktanteil von 49,2% weiterhin deutlich die Nase vor Sekt aus Deutschland oder Österreich hat. Marktführer in Österreich ist das Haus Henkell-Freixenet, das sowohl für italienische Marken („Mio­netto“) als auch deutsche (u.a. „Henkell“) und spanische („Freixenet“) steht. Philipp Gattermayer, Henkell-Freixenet Austria GF: „Unsere Marken haben sich gut behauptet, und trotz des leicht rückläufigen Marktes konnten wir unsere Marktführerschaft mit einem Absatzmarktanteil von 31,7% halten.“ Besonders erfreulich hat dabei „Freixenet“ mit einem Umsatzplus von 7,2% performt.

NÜCHTERN. Viel Freude bereitet zudem das noch kleine Segment alkoholfreier Schaumwein. Gattermayer: „Besonders stark haben wir im alkoholfreien Segment performt: Mit einem Absatzwachstum von 21,1% bei ‚Henkell alkoholfrei‘ konnten wir den Marktanteil des Hauses Henkell-Freixenet in diesem Segment auf knapp 40% weiter steigern.“ Hier sieht man auch einen klaren Trend, den man weiter forcieren möchte – auch weil es sich bei den alkoholfreien Absätzen um On-Top-Absätze handelt – also neue Käufer erreicht werden können. Parallel zur Nachfrage entwickeln sich erfreulicherweise auch die Qualitäten im entalkoholisierten Bereich deutlich weiter. Gattermayer: „Was einst Nischenprodukt war, hat sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Wein- und Sektsortimente entwickelt. Diese wachsende Nachfrage stellt hohe Anforderungen an die Hersteller, die bestrebt sind, alkoholfreie Schaumweine zu kreieren, die das Geschmacksprofil ihrer alkoholhaltigen Pendents so authentisch wie möglich nachahmen.“ Bei Henkell-Freixenet finden sich daher auch ganz unterschiedliche alkoholfreie Varianten, von „Henkell alkoholfrei“ über „Mio­netto 0.0“ bis hin zum alkoholfreien spanischen Vertreter, „Freixenet 0.0“. Und weil insbes. italienischer Sprudel gern in Begleitung eines orangefarbenen Kräuterlikörs kommt, hat man auch hier eine Innovation parat: Sowohl mit als auch ohne Alkohol ist jetzt der „Mionetto Aperitivo“ erhältlich, mit dem man perfekt für No- und Low-Veneziano-Varianten gewappnet ist.

HEIMISCH. Obwohl das Schaumweinregal weiterhin sehr international geprägt ist, präsentiert sich die heimische Sekt-Branche von Jahr zu Jahr vitaler. Nicht zuletzt aufgrund der Arbeit des österreichischen Sektkomitees und Aktivitäten wie dem Tag des Sekt Austria, gelingt es den österreichischen Herstellern, Schritt für Schritt mehr Präsenz bei den Verbraucher:innen zu ergattern, was wiederum dazu führt, dass immer mehr Winzer, zusätzlich zu Wein, auch Prickelndes produzieren. Benedikt Zacherl, Vorsitzender des Österreichischen Sektkomitees: „Der Aufwärtstrend spiegelt sich sowohl in den Marktzahlen als auch in der stetig steigenden Anzahl der Hersteller wider.“ An die 250 heimische Sekt- und Schaumweinhersteller werden derzeit gezählt, und immer mehr von ihnen lassen ihre Varianten auch nach den Kriterien von Sekt Austria zertifizieren.

GUTE POSITION. Immer schon ganz vorne mit dabei, wenn es um Sekt geht, und das mit Erfolg, ist die Sektkellerei Szigeti. Christine Achs, Marketing: „Wir konnten uns im österreichischen Markt hervorragend positionieren. Der Fokus auf nachhaltige Produktion und der wachsende Trend zu Bio-Sekt haben dem Unternehmen zusätzliche Marktanteile verschafft.“ Außerdem sieht man die regionale Herkunft als wichtiges Argument. Achs: „Eine klare Positionierung im LEH durch Hervorhebung der Regionalität, Nachhaltigkeit und der vielen Auszeichnungen ist gerade in Österreich ein Vorteil, weil diese Punkte zunehmend gefragt sind.“

ZUFRIEDEN. Auch das wichtigste heimische Sekt-Haus, die Schlumberger Wein- und Sektkellerei, ist trotz des insgesamt nicht einfachen Markt-Umfelds zufrieden. Eugen Lamprecht, CSO und Sprecher der Geschäftsleitung bei Schlumberger: „Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Lage geht es uns gut. Wir wachsen mit unseren wichtigsten Marken ‚Schlumberger‘ und ‚Hochriegl‘ überproportional und gewinnen Marktanteile in Absatz und Umsatz.“ Verantwortlich dafür sind lt. Lamprecht Innovationen bei „Hochriegl“, sowohl im alkoholfreien Segment als auch die Entwicklung der „Hochriegl Spritz“-Linie. Lamprecht: „Aber auch ‚Schlumberger‘ präsentiert sich mit einem Plus von 2,5% positiv. Unser Umsatzwachstum trägt zudem maßgeblich zum Marktwachstum bei.“

BESTÄTIGT. Den Trend zu alkoholfreien Schaumweinen bestätigt man im Hause Schlumberger ebenfalls. Lamprecht: „Unsere alkoholfreien Varianten von ‚Hochriegl‘, sowohl Weiß als auch Rosé, verzeichnen ein zweistelliges Wachstum. Beide Artikel weisen ein Umsatzwachstum von 20% auf. Das zeigt, dass die Nachfrage nach hochwertigen, alkoholfreien Alternativen weiterhin stark ist.“

DIE PREISFRAGE. Für preissensible Verbraucher:innen ist das Schaumwein-Regal indes kein Ort der Freude. So befinden sich vermutlich noch viele Shopper:innen in einer Preis-Gewöhnungsphase oder halten gezielt nach Aktionen Ausschau. Da die Preise für die edlen Tropfen in den vergangenen zwei Jahren doch sehr empfindlich gestiegen sind, war die Kaufzurückhaltung im Handel jedenfalls spürbar. Das erklärt auch, warum die teuerste Kategorie, Champagner, am stärksten verloren hat und Frizzante mengenmäßig am deutlichsten dazugewinnen konnte. Hinter den Preiserhöhungen stehen aber freilich wirtschaftliche Notwendigkeiten. Philipp Gattermayer, Henkell-Freixenet: „Trotz des Umsatzzuwachses können die Effekte der steigenden Material- und Lohnkosten sowie des Absatzrückgangs, bedingt durch verändertes Konsumverhalten und Überschreiten von Preisschwellen, bei weitem nicht kompensiert werden. Eine Entspannung der Kosten ist nicht in Sicht und wird laut unseren Prognosen auch nicht das Niveau der Vorjahre erreichen.“ Das unterstreicht man auch bei Schlumberger. Lamprecht: „Der Markt insgesamt zeigt sich weiterhin in Bewegung. Wir begegnen überproportionalen Kostensteigerungen in beinahe allen Bereichen: der Sektgrundwein und die Herstellung von Etiketten sind beide um je 25% gestiegen, der Rein-Alkohol um 20%, Glas, Kartonagen, Energie steigen ebenfalls, und wir könnten die Liste noch lange fortführen. Wir können und werden jedoch nicht alle Preise, die wir von unseren Lieferanten erhalten, 1:1 an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben.“

ENDSPURT. Soweit die Zahlen und Trends für Jänner bis Anfang September – jetzt heißt es aber, in Feierlaune kommen und die Kategorie für die Festtage ordentlich in Szene setzen, denn in den letzten Monaten kann sich das Blatt in Sachen Schaumwein noch einmal deutlich ändern. An hochwertigen nationalen wie internationalen Sparklings mangelt es jedenfalls nicht.

schaumwein 1