In der PRODUKT-Ausgabe 4/1999 widmeten wir uns dem Käse innerhalb eines eigenen Specials aus einem ganz bestimmten Grund: Scheiben, Reibkäse und ähnliche Produkte hatten derart an Bedeutung gewonnen, dass man über eine Neuordnung der ECR-Warengruppen-Klassifikation nachdachte. Es war von einer „stark ansteigenden Anzahl an Convenience-Produkten am Käsemarkt“ zu lesen und von einer „zukunftsträchtigen Nische“, von der man sich zurecht damals einiges erwartet hat. „Easyness und Ready-to-use sind die Schlagworte der neuen Generation von Nahrungsmitteln“, formulierte die damalige Redakteurin Sabine Schmaldienst und erläuterte, dass die abnehmende Bereitschaft zuhause zu kochen, aber auch das immer knapper werdende Zeitbudget der Bevölkerung die Voraussetzungen für die Generation der bequemen Produkte geschaffen habe. Spezialisten der Berglandmilch arbeiteten damals gemeinsam mit Nielsen an der Neuordnung der gelben Palette unter Berücksichtigung des Convenience-Segments mit den vier Bereichen Reibkäse, Scheiben, Aufstriche und Sonstige, um die entsprechenden Produkte auf passende Weise erfassen zu können. Einige Monate zuvor hatte die Berglandmilch ihr „Schärdinger Fix & Fertig“-Reibkäse-Sortiment eingeführt und auch von „Alma“ (damals noch nicht Teil der Privatkäserei Rupp) gab es mit dem „Gamsberger“ in geriebener Form eine trendgerechte Neuheit. Die (1999 noch nicht in die Berglandmilch integrierte) TirolMilch offerierte ebenfalls erst seit kurzer Zeit Reibkäse in wiederverschließbaren Beuteln. Und auch im Scheibenbereich gab es zu jener Zeit überdurchschnittlich viele Neuheiten zu verzeichnen. „Die Käsescheiben sind das Wachstumssegment schlechthin“, war in PRODUKT 1999 zu lesen.
Dieser Eindruck wurde auch von einigen Branchen-Insidern, mit denen wir uns anlässlich unseres Jubiläums ausgetauscht haben, bestätigt. „Die Vielfalt der Käsesorten und Verpackungstypen, die enorme Entwicklung des SB-Bereichs und das Thema Convenience haben die Entwicklung der gelben Palette in den letzten 20 Jahren maßgeblich beeinflusst“, schildert Christian Leeb, GF der SalzburgMilch. Bis heute hat das Thema keineswegs an Bedeutung verloren, wie Josef Braunshofer, GF der Berglandmilch ausführt: „Wir beobachten, dass der Trend zu Convenience-Produkten und insbesondere auch zu kleinen Convenience-Packungen anhält.“
Ein weiterer Aspekt, der innerhalb der letzten 20 Jahre stark an Bedeutung gewonnen hat, ist natürlich der weitgefasste Begriff Nachhaltigkeit, der sich im Käsebereich insbesondere durch verstärkte bzw. verstärkt kommunizierte Bemühungen rund ums Tierwohl, aber auch durch ein zunehmendes Bewusstsein für Regionalität und die Produktionsweisen bemerkbar gemacht hat. Was sicher dazu beitragen hat, dass etwa Heumilchprodukte heute von den Konsumenten so gut angenommen werden. Dabei ist das Konzept an sich ja nichts Neues und wird von vielen Milchbauern seit jeher praktiziert. Bei der Privatkäserei Woerle etwa wurde die Verwendung von Heumilch bereits im Jahr 1889 festgelegt, aber auch ganz viele andere Betriebe sind hier sehr engagiert. Erst kürzlich durfte die ARGE Heumilch, die sich seit 15 Jahren fokussiert um die Kommunikation und Vermarktung dieses Themas kümmert, ein weiteres Mitglied begrüßen (siehe Kasten rechts). Jüngere Konzepte wie etwa die Tiergesundheits-Initiative der SalzburgMilch (seit 2017) oder auch der eben erst präsentierte Tierwohl-Bonus der Berglandmilch machen deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit wohl noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Bei der Kärntnermilch ortet man noch eine weitere wichtige zu diesem Trend passende Entwicklung am Markt: „Zu den Meilensteinen im Käsebereich gehört der Ausbau bzw. die Weiterentwicklung des Bio-Segments.“ Denn natürlich haben, befeuert durch den Nachhaltigkeitstrend, biologisch erzeugte Produkte auch und gerade im MoPro-Bereich in den letzten 20 Jahren an Bedeutung gewonnen.
Wie in allen Warengruppen sind natürlich auch im Käse-Bereich – heute wie vor 20 Jahren – Innovationen das Um und Auf, um Marken und Produkten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Und die heimischen Hersteller sind diesbzgl. durchaus umtriebig. Die SalzburgMilch etwa kündigt für das zweite Quartal gleich zwei Neuprodukte im Conveniencebereich an, die Berglandmilch pusht aktuell ihre Neuheiten im Bereich Verpackungen wie etwa bei den Käsescheiben, Rupp brachte kürzlich den „Alma Rotwein-Taler“ sowie den „Alma Paprika-Taler“ für die Theke auf den Markt und kündigt als nächste Neuheiten den „Alma Brennnesselschatz“, eine „Rupp“-Cheddar-Chili-Käsescheibe zum Grillen sowie den „Rupp Cheddar gerieben“ an. Und die Kärntnermilch lancierte kürzlich den „Kärntnermilch Gratinierkäse“, der speziell für die Gastronomie entwickelt wurde.
Jede Menge Impulse also, die die Kategorie weiter antreiben werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Käse liegt in Österreich derzeit übrigens bei 22kg (RollAMA) – Tendenz steigend. Der Preis hingegen hat sich während der letzten zwei Jahrzehnte nur recht moderat entwickelt, wie untenstehendes Diagramm deutlich macht.