Käse von Welt

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Die Bedeutung von Regionalität für die Kaufentscheidung nimmt gerade im Käsebereich weiter zu. Auch im Auslandsgeschäft spielen die heimischen Hersteller die Regionalitätskarte gerne aus – und schlagen damit so manches Preisargument.

Kategorie: Stories

Regionalität spielt bei Milchprodukten eine wichtige Rolle“, hält Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer fest, was den Verbrauchern beim Käsekauf wichtig ist. Das hat schon eine lange Tradition, wurde aber durch die Pandemie-Situation nochmal verstärkt spürbar. Christof Abbrederis, Bereichsleiter Alma: „Besonders im letzten Jahr gab es eine starke Entwicklung hin zu regionalen Lebensmitteln. Durch die Einschränkungen hat sich ein großer Teil des Lebens in der Umgebung abgespielt und so sind vermehrt regionale Produkte gekauft worden. Das gibt auch eine gewisse Sicherheit und das Gefühl von Unabhängigkeit.“ Doch es scheint, als hätte Corona hier nicht nur kurzfristig eine ohnehin merkbare Entwicklung verstärkt, so Abbrederis: „Was mit Handlungen aus Solidarität zur Unterstützung von heimischen Produzenten und Anbietern zu Beginn der Covid-19-Pandemie begonnen hat, wird sich weiter fortsetzen.“ Die Hersteller und der Handel dürften also auch in weiterer Zukunft einem steigenden Interesse an heimischen Spezialitäten begegnen. Die aktuellen RollAMA-Daten deuten ebenfalls in diese Richtung: 27% der Verbraucher kündigten im November 2020 an, auch nach Ende der Krise mehr heimische bzw. regionale Lebensmittel zu kaufen. 

Verwurzelt.
Die heimischen Käseproduzenten freut´s – schließlich spielt der Regionalitäts-Faktor in den Unternehmen eine immense Rolle, wie man unisono betont. So meint etwa Woerle-GF Gerrit Woerle: „Regionalität ist für uns – vor allem in Hinblick auf die Rohstoffe sowie den Produktionsprozess – von enormer Bedeutung. Die tiefe Verwurzelung mit der Region, der Natur und den Menschen prägen unser Denken und Handeln seit Generationen. Die Milch für unseren Käse kommt ausschließlich von Heumilchbauern aus einem Umkreis von 50 Kilometern.“ In der Erlebnissennerei Zillertal greift man ebenso gerne auf Naheliegendes zurück. Geschäftsführer Christian Kröll: „Die Heumilch unserer Bergbauern stammt von den Zillertaler Almen und Bergbauernhöfen und wird bei uns im Tal veredelt und verpackt. Die kurzen Transportwege tun auch der Umwelt gut.“ Freilich schwingen in der Vermarktung von regionalen Produkten immer auch positive Emotionen und Assoziationen mit. Christof Abbrederis, Alma: „Als Vorarlberger Marke ist es uns wichtig, auch ein Stück Vorarlberg an unsere Kunden und Kundinnen weiter zu geben.“ Und dies wird offensichtlich von den Verbrauchern gerne angenommen. 
Global 32
Abgehoben.
Im Handel ist man sich des Konsumentenwunsches nach regionalen Spezialitäten natürlich bewusst und bildet ihn entsprechend in den Sortimenten ab. „Besonders im klassischen Lebensmitteleinzelhandel findet man immer häufiger Produkte, die mit ihrer Regionalität werben. Zudem finden sich dort auch wieder verstärkt kleinere regionale Spezialitätenanbieter“, so Andreas Geisler, Geschäftsführer der Käserebellen, der hier auch eine besondere Chance sieht: „Hier kann sich der Handel von den Standardartikeln, die auch im Discount zu finden sind, differenzieren. Letztlich profitiert der Kunde durch eine höhere Produktvielfalt.“
Speziell.
Dass die Auswahl an heimischem Käse besonders groß ist, ist übrigens eine logische Entwicklung der österreichischen Begebenheiten. Andreas Geisler, Käserebellen: „Gerade die Alpenregion ist traditionell eine sehr milchstarke Region, da aufgrund der topografischen Beschaffenheit kaum eine andere Landwirtschaft, wie zum Beispiel Getreideanbau, in Frage gekommen ist. Dies hatte und hat bis heute zur Folge, dass Milchprodukte bei uns einen Selbstversorgungsgrad von über 100% haben.“ Für die Hersteller ist es somit essentiell, auch über die Grenzen hinaus zu agieren – also Regionales international zu vermarkten. „Wir brauchen Export, um ausreichend Abnehmer für österreichische Milchprodukte zu generieren“, bringt es Gmundner Milch Geschäftsführer Michael Waidacher auf den Punkt. In internationalen Geschäften wird natürlich auch die Preisfrage zum Thema. „So stellt sich für uns die besondere Herausforderung, unsere vergleichsweise kleinstrukturierte Landwirtschaft mit den häufig höheren Kosten im Alpenraum gegenüber internationalen Firmen zu behaupten“, so Geisler von den Käserebellen. „Bei Bauernhöfen mit durchschnittlich rund 25 Kühen haben wir einen klaren Kostennachteil gegenüber internationalen Mitbewerbern“, meint auch Gmundner Milch GF Michael Waidacher. Doch zum Glück haben die heimischen Molkereien gute Argumente, die ihre höheren Preise rechtfertigen (und die übrigens im In- und Ausland gleichermaßen gelten). Denn die Tatsache, dass österreichische Bauernhöfe und deren Tierbestand im internationalen Vergleich recht klein sind, bringt ja direkte Qualitätsvorteile mit sich: Nachhaltigkeitsthemen und insbesondere Tierwohl-Aspekten kann man hier nämlich besonders gut gerecht werden. Auch eine besondere, für viele Regionen Österreichs typische Herstellungsweise, nämlich die Heumilchwirtschaft, zieht nicht nur national, sondern hat auch schon viele Kunden im Ausland überzeugt. Generell sind es selten Massenartikel, sondern üblicherweise Spezialitäten, die aus Österreich in den Export gehen. „Wir sind in der glücklichen Lage, keine Standardartikel zu exportieren, sondern nur hochveredelte Spezialprodukte, so müssen wir nicht jede Preisrallye am Markt mitmachen“, berichtet beispielsweise SalzburgMilch-Geschäftsführer Andreas Gasteiger.
Grenzenlos.
Die besonderen Gegebenheiten Österreichs haben die Markenartikler also nicht als Not, sondern als Tugend verstanden und sind dadurch mit ihren Spezialitäten heute regional ebenso wie international gefragt.
Ergänzend.
Wie wichtig ist den Konsumenten heute Regionalität, insbesondere bei Milchprodukten bzw. Käse?
Regionalität ist für die zunehmend kritischen Konsumentinnen und Konsumenten ein wichtiges Kriterium für den Kauf, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit und Artenvielfalt spielen eine immer wesentlichere Rolle.

Und welchen Beitrag kann die Heu­wirtschaft dazu leisten?
Die Heuwirtschaft arbeitet mit lokalen Ressourcen und kann daher den Konsumentenwunsch nach Regionalität gut erfüllen. Sie geht aber noch weiter, denn Heumilchbauern schützen durch ihre schonende traditionelle Bewirtschaftung die Umwelt, fördern Artenvielfalt und erhalten unsere Kulturlandschaft. Zudem ist der Einsatz von Getreideschrot für Heumilchkühe mengenmäßig streng limitiert, er muss kontrolliert gentechnikfrei sein und aus Europa stammen.  
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