Kaffee-Reiseführer

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Der österreichische Kaffeemarkt ist vielschichtig. So behaupten sich neben heimischen Röstereien auch zahlreiche internationale Marken. Einige von ihnen haben interessante „Origin Storys“ zu erzählen.

Kategorie: Food

Egal, ob Italien, Deutschland oder Großbritannien – mit dem Rösten von Rohkaffee haben viele Erfolgsgeschichten begonnen. Den spannendsten wollen wir hier eine Bühne bieten.

BOLOGNA. Die Geschichte von Segafredo Zanetti beginnt in Bologna. Dort hat Massimo Zanetti im Jahr 1973 eine kleine Rösterei gekauft und sein Unternehmen gegründet. „Seit 40 Jahren wird nach den Originalrezepten am Standort Hallwang bei Salzburg für Gastronomie und Handel geröstet, der ersten Rösterei von Segafredo außerhalb Italiens“, sagt Susanne Reif-Peterlik, Head of Marketing CEE bei Segafredo Zanetti. In Österreich ist die Rösterei auf Produkte der ganzen Bohne in 1.000g- und 500g-Packungen spezialisiert. Außerdem produziert man in Österreich auch die 250g-Metalldose des neu präsentierten „Espresso Organico“ (Mahlkaffee). Das Röstprofil von Segafredo Zanetti entspricht einer typisch venezianischen Röstung. Reif-Peterlik: „Also eher dunkel, in der traditionellen Trommelröstung – und vorrangig Arabica-Robusta-Mischungen.“ Die österreichischen Segafredo Zanetti-Kund:innen würden ihren Kaffee daheim vorrangig im Vollautomaten zubereiten, so die Marktforschungsdaten des Unternehmens. Die Marketing-Expertin präzisiert: „Meist sind es Lungo, Verlängerter, Americano – zum Frühstück trinkt man bei uns gern den Kaffee mit einer etwas größeren Menge an Wasser.“

TURIN. Gegründet wurde Lavazza vor 130 Jahren von Luigi Lavazza in einem kleinen Lebensmittelladen in der Via San Tommaso in Turin. „Luigi Lavazza mischte verschiedene Kaffeesorten, um Geschmack und Qualität zu perfektionieren – eine Praxis, die bis heute den Charakter der Marke prägt, das sogenannte Blending“, erklärt Gregor Peham, Lavazza Country Manager Österreich & Schweiz. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte man sich zu einer globalen Marke, die in über 140 Ländern präsent ist. „Die Expertise liegt dabei in der Espresso-Bohne, wobei Lavazza versucht, die Blends aus Arabica und Robusta perfekt auf die Anforderungen moderner Siebträger und Vollautomaten abzustimmen, um den vollen Geschmack zu entfalten“, sagt Peham. Die Blends werden je nach Herkunft aufeinander abgestimmt. Das Röstprofil variiert daher, aber mit dem Ziel, das volle Aroma der Bohnen herauszuarbeiten. Über die Trinkgewohnheiten in Österreich weiß Peham: „Verlängerter und Caffè Crema sind die beliebteste Art, dicht gefolgt von Espresso. Unsere Wurzeln liegen im Espresso-Bereich, wobei wir auf die lokalen Vorlieben eingehen.“ Neu im Sortiment sind „¡Tierra! For Cuba“ und „Caffè Crema Art Edition Vibrante“.

MÜNCHEN. Konrad Werner Wille – Gründer des heutigen Dallmayr-Kaffeegeschäfts – reiste Anfang der 1960er Jahre nach Äthiopien. Dort entdeckte er für das in München beheimatete Unternehmen Arabica-Bohnen von hoher Qualität, die bis heute den Geschmack der Dallmayr-Sorten prägen. „Unsere Kaffees zeichnen sich durch individuelle Röstprofile aus. So entstehen charaktervolle Kaffees, die den Geschmack unterschiedlichster Zielgruppen treffen“, erklärt Benthe Nater, Export Area Manager bei Dallmayr, und ergänzt: „Bei ,Dallmayr prodomo‘ kommt bspw. eine besonders schonende Röstung zum Einsatz. Unsere Selektion des Jahres, ,Do Brasil‘, wird mit einer mittleren Röstung veredelt und entfaltet so einen vollmundigen Geschmack mit nussigen Noten und zurückhaltender Säure. Bei dem ‚Home Barista Caffé Crema Dolce‘ setzen wir auf eine kräftige, aber nicht zu dunkle Röstung.“ Laut Nater sind bei Dallmayr-Kund:innen besonders die Zubereitung im klassischen Filterkaffee sowie im Vollautomaten beliebt: „Da sie komfortabel, zeitsparend und ideal für den täglichen Kaffeegenuss sind.“ Heuer neu eingeführt als ganze Bohne wurde „Crema d’Oro Do Brasil“.

BREMEN. Die Anfänge der Marke „Jacobs“ liegen im Jahr 1895, als Johann Jacobs sein erstes „Specialitätengeschäft“ in Bremen in Deutschland eröffnete. „Damit legte er den Grundstein für die Marke ,Jacobs‘, die später zu einer der bekanntesten Kaffeemarken weltweit werden sollte. ,Jacobs‘ gehört heute zum weltweit größten reinen Kaffeeunternehmen JDE Peet‘s mit Hauptsitz in den Niederlanden. Das Österreich-Geschäft wird aus dem Country Office in Wien gesteuert“, erklärt Dirk Friedrichs, Unternehmenssprecher bei JDE Peet’s für die DACH-Region: „Als einziges Kaffeeunternehmen decken wir sämtliche Segmente ab, das Röstprofil unserer ,Jacobs‘-Kaffees variiert je nach Segment und Sorte.“ Laut Friedrichs setzen die österreichischen Haushalte zu 51% auf ganze Bohnen im Vollautomaten: „Der klassische Filterkaffee verzeichnet zwar seit vielen Jahren rückläufige Zahlen, erfreut sich jedoch nach wie vor einer treuen Fangemeinde. Am beliebtesten sind Kaffeespezialitäten mit Milch bzw. Milchalternativen oder ganz klassisch schwarz.“ Neu im Sortiment als ganze Bohne ist „Jacobs Origins Uganda & Kenya“.

HAMBURG. Max Herz und Carl Tchiling-Hiryan gründeten 1949 in Hamburg das Unternehmen Tchibo. Aus der Wortkombination von „Tchiling“ und „Bohne“ entstand der Unternehmensname. Max Herz wollte damals Röstkaffee vielen Menschen zugänglich machen. Dazu versendete er frisch geröstete Bohnen kurzerhand per Post. Bei Tchibo werden die Kaffees heute einzeln geröstet, etwa nach Herkunftsland: „Das ist zwar aufwändiger, aber nur so können sich die individuellen Charaktere der jeweiligen Rohkaffeesorten optimal entfalten“, nennt Tchibo Österreich-GF Paul Unterluggauer die Gründe dafür. Bei den Konsumgewohnheiten besteht gemäß den Tchibo Kaffee-Fakten 2025 ein Trend hin zur frisch zubereiteten Tasse Kaffee: „Bei knapp der Hälfte der Österreicher:innen wird der Kaffee zuhause im Vollautomaten zubereitet. Als Marktführer am heimischen Röstkaffeemarkt kommen wir diesem Verbraucher:innenwunsch natürlich nach“, sagt der Tchibo-Österreich-GF und ergänzt: „In unserem Sortiment ist für jede Vorliebe der passende Kaffee sowie auch die passende Kaffeemaschine für jede Zubereitungsart zu finden, ebenso das passende Zubehör wie Tassen, Milchschäumer & Co.“

LONDON. Die Ursprünge von Costa Coffee gehen auf die beiden Brüder Sergio und Bruno Costa zurück, die vor rund 50 Jahren in London die Vision hatten, einen geschmackvollen Kaffee zu kreieren. 112 Anläufe brauchte das italienisch-stämmige Brüderpaar – die Familie migrierte in den frühen 1960er Jahren von Parma nach England –, um 1971 ihren „Mocha Italia“ zu perfektionieren, der bis heute der Signature-Blend der Marke ist und seither nicht mehr verändert wurde. Die Röstung erfolgt in der Trommel, der Röstcharakter ist sehr mild und süß. Laut Costa Caffee trinkt man deren Produkte bevorzugt als Espresso aus der Siebträgermaschine – oder auch gerne aus einem hochwertigen Vollautomaten.

IM REGAL. Die am österreichischen Kaffeemarkt angebotenen Produkte haben nicht nur kurzweilige Geschichten zu erzählen, die Vielfalt macht auch einmal mehr deutlich, wie variantenreich die Geschmäcker und Vorlieben der Kaffeetrinker:innen sind.