Klimabrauer

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Herr und Frau Österreicher lieben ihr Bier, wie die Braubilanz alljährlich verdeutlicht. So betrug der Gesamtausstoß an Bier im Jahr 2022 10,29 Mio. HL. Vielerorts wurde dieses Ergebnis bereits mit klimafreundlichen Technologien, Konzepten und Maßnahmen bewerkstelligt.

Kategorie: Stories
Bier an sich kann ja schon recht klimafreundlich sein, zumindest was die Zutaten Hopfen, Wasser und Malz angeht, die sich regional in Österreich anbauen und somit beziehen lassen. Viele Brauereien geben sich damit aber nicht zufrieden und gehen einen Schritt weiter, optimieren die Produktion, die Verpackung und/oder den Fuhrpark. So lassen sich aus Sicht des Klimas bereits einige bemerkenswerte Meilensteine feststellen.
RELEVANZ.
Eine wesentliche Rolle spielen bei Stiegl Kreislaufwirtschaft und Recycling, ist von Christian Pöpperl zu erfahren, Stiegl-Chefbraumeister & Leiter des Ressourceneffizienz-Teams. So bestehen bspw. die Bierdeckelhalter zu 100% sowie die Stiegl-Bierkisten zu 80% aus dem Regranulat alter Kisten. Dadurch wurden bisher mit ca. 450.000 ausgewechselten Bierkisten rund 720t Kunststoff eingespart. „Zudem verwenden wir seit 2019 Flaschen-Etiketten aus 100% Recycling-Papier. Dabei sind Papier und auch die Druckfarben Cradle-to-Cradle zertifiziert. Durch den Einsatz von Altpapierfasern bei der Papierproduktion werden außerdem rund 50% des Wasserverbrauchs eingespart. Und mit einem Mehrweganteil von 72,6% bei Fässern und Flaschen lagen wir auch im Vorjahr wieder deutlich über dem Branchendurchschnitt“, erklärt Christian Pöpperl. Mit zwei Photovoltaik-Anlagen auf den Brauereigebäuden mit einer Kollektorfläche von je ca. 1.000m² und dem eigenen kleinen Wasserkraftwerk am Salzburger Almkanal deckt man rund 10% des jährlichen Strombedarfs ab. Zusätzlich kommen Technologien bei Kältetechnik und Beleuchtung zum Einsatz. „In Summe sparen wir durch unsere Investitionen in die Energieeffizienz sowie die Eigenstromerzeugung mehr als 1 Mio. kWh“, so Pöpperl.
VERINNERLICHT.
In der Mohrenbrauerei ist laut Marketingleiter Andreas Linder „Nachhaltigkeit in den Werten und der Vision“ des gesamten Teams verankert. „Wir richten alle unsere Anstrengungen daran aus. Unsere Leichtglasflasche ist nur ein Beispiel dafür, wie sich die Bemühungen im gesamten Unternehmen, aber auch am Markt auswirken“, sagt Andreas Linder und erklärt: „Die Leichtglasflaschen verursachen 75% weniger Emissionen als herkömmliche 0,33L-Mehrwegflaschen aus Glas. Damit sparen wir jährlich 306t Treibhausgas-Emissionen. Dazu kommt die längere Lebensdauer.“ Linder hat beobachtet, dass nach vier Jahren und bis zu zwölf Umläufen die Echovai-Flaschen im Gegensatz zu Standard-Flaschen weiterhin wie neuwertig seien.
FOKUS.
Bei der Brau Union Österreich werden an allen Standorten von Bludenz bis Schwechat laufend Maßnahmen gesetzt, um die Nutzung erneuerbarer Energieträger zu forcieren und gleichzeitig den Verbrauch von Wärme, Strom und Kraftstoffen zu senken. „Am Beispiel der Brauerei Göss heißt das, dass mit Abwärme eines benachbarten Holzverarbeitungsbetriebs gearbeitet wird, eigens aus Biertreber erzeugtes Biogas verwendet wird und eine rund 1.500m2 große Solaranlage im Einsatz ist“, erklärt Gabriela Maria Straka, Director Corporate Affairs & ESG Nachhaltigkeit bei der Brau Union Österreich, und erläutert: „Was wir nicht direkt steuern können, sind dem Brauprozess vorgelagerte und nachgelagerte Prozesse wie das Mälzen. Malz wird zugekauft, unterliegt einem hohen fossilen Energieaufwand, d.h. die zur Herstellung erforderliche Wärme wird überwiegend aus Erdgas gewonnen und ist somit definitiv nicht CO2-neutral.“ Die Produktion in den Brauereien (ohne den vor- und nachgelagerten Stufen) soll laut Straka bis zum Jahr 2030 in der gesamten Produktion netto CO2-neutral sein, zehn Jahre später in der gesamten Wertschöpfungskette (inkl. allen vor- und nachgelagerten Prozessen).
EFFIZIENZ.
Regionalität wird in der Brauerei Jos. Baumgartner vorgelebt: „Wir verwenden Wasser aus dem eigenen Brunnen in Schärding, Gerste von unseren regionalen Vertragslandwirt:innen und Hopfen aus dem Mühlviertel“, sagt Baumgartner Bier-Marketingleiterin Lilly Humer. Weiters investiert man laufend in moderne Technik, deckt mit der eigenen PV-Anlage einen Teil des Strombedarfs ab und bezieht den Rest über erneuerbare Quellen. „Wir haben eine eigene Kläranlage im Haus und stellen mit dem Überschussschlamm Biogas her. Darüber hinaus wird unser Transport/die Disposition laufend durch neue Planungstools effizienter gestaltet, und alle neuen Flurförderfahrzeuge sind elektrisch. Im Sudhaus versuchen wir in allen Produktionsabschnitten Abwärme regenerativ in Form von Heißwasser zu gewinnen“, erzählt Lilly Humer. 
GENERATIONENDENKEN.
Nachhaltigkeit bedeutet für Egger Getränke, „sicherzustellen, dass wir die Bedürfnisse heutiger Generationen erfüllen, ohne zukünftige dabei zu benachteiligen. Das umfasst auch umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen in der Herstellung und Produktion von Getränken aus dem Hause Egger“, weiß Reinhard Grießler, GF bei Egger Getränke. Den überwiegenden Anteil des benötigten Stroms produziert man im am Standort Unterradlberg befindlichen Biomassekraftwerk, und der verbleibende Rest wird von einem externen Stromanbieter zugekauft, der zu 100% mit regenerativen Energieträgern arbeitet. Hitze und Dampf für die Produktion stammen gleichfalls zur Gänze aus dem Biomassekraftwerk.
RESSOURCEN.
Für Tobias Frank, 1. Braumeister und GF Technik der Ottakringer Brauerei, ist Ressourcenschonung „täglicher und zentraler“ Begleiter: „Wir setzen schon seit vielen Jahren auf UZ46 zertifizierten Ökostrom. Aktuell arbeiten wir am Bau unserer PV-Anlage mit 308 kWp.“ Die Ottakringer Brauerei hat seit 2005 bei Produktion und Abfüllung die CO2-Emissionen um mehr als 42% reduziert. Überdies garantieren Wärmerückgewinnungsanlagen, dass die nötige Primärenergie auch in möglichst hohem Maße wieder verwendet werden kann.
EINSPARUNGEN.
Bei Zillertal Bier arbeitet man in verschiedenen Projekten daran, den CO2-Ausstoß sukzessive zu reduzieren. „Als letztes haben wir die Photovoltaik am Dach der Brauerei und der Lagerflächen ausgebaut und damit mehr als verdoppelt. Wir können nun fast die Hälfte des benötigten Stroms selbst produzieren und sparen so rund 450.000kg CO2 pro Jahr ein. In Summe betragen die jährlichen Einsparungen rund 1.400t CO2, was einem Äquivalent von mehr als 100.000 gepflanzten Bäumen entspricht“, sagt Zillertal Bier-GF Martin Lechner.
MEILENSTEINE.
Die Bemühungen der österreichischen Brauwirtschaft in Richtung klimafreundliche Produktion sind vielfältig – und bemerkenswert. Einerseits erreichen die Brauereien damit ihre sich selbst gesteckten Klimaziele. Andererseits stillt man damit die Nachfrage der Biertrinker:innen, die sich mittlerweile mit Rohstoffen und Produktion befassen – genauso wie mit der Brauerei, die hinter der Biermarke steht. In jedem Fall profitiert das Klima.