Royer: Die Landwirtschaft trägt – wie andere Teile der Gesellschaft auch – eine Verantwortung, dem Klimawandel durch bedachtes Wirtschaften entgegenzuwirken. Bei der Diskussion rund um die Kuh wird gerne vergessen, dass sie bei einer standortgerechten Haltung in einen natürlichen CO2-Kreislauf eingebunden ist. Ihr Lebensraum sind Wiesen und Weiden, die Kohlenstoffdioxid binden und somit der Atmosphäre entziehen. Außerdem sind Kühe perfekt zur Nutzung dieser Flächen geeignet.
PRODUKT: Was verstehen Sie unter standortgerechter Landwirtschaft?
Royer: Die standortgerechte Landwirtschaft ist die Antwort auf die brennendsten Fragen unserer Zeit wie Klimaschutz und Biodiversität. Die Grundidee: Der Standort des Bauernbetriebes bestimmt mit, in welchem Ausmaß Milch, Fleisch oder andere Lebensmittel produziert werden. Die Landwirtschaft muss nämlich langfristig und damit nachhaltig mit vorhandenen Ressourcen wirtschaften.
PRODUKT: Ein Beispiel?
Royer: Es macht beispielsweise wenig Sinn, die Milchmenge auf einem Hof mit Kraftfutter und Dünger massiv zu steigern. Ab einem gewissen Punkt ist das Betriebsoptimum erreicht. Welche Nutztierrasse zum Standort passt, hängt demnach ebenso vom Betrieb ab.
PRODUKT: Viele Vegetarier:innen bzw. Veganer:innen begründen den Verzicht auf tierische Lebensmittel, insbesondere Fleischprodukte, mit dem Argument der Klima- und Ressourcenschonung. Teilen Sie diese Meinung?
Royer: Gerade Fleisch ist für mich ein sehr wertvolles Lebensmittel, denn hinter jeder Wurst oder jedem Steak verbirgt sich ein Tierleben. Auch aus klimatechnischer Sicht ist es nicht egal, wie und wo das Tier gehalten oder mit welchem Futter es gefüttert wurde. Schlussendlich stehen hinter jedem Lebensmittel gewisse Produktionsbedingungen, die für das Klima förderlich sein können oder eben nicht. Mir geht es nicht darum, Fleisch oder tierische Lebensmittel zu verteufeln. Vielmehr geht es um einen bewussten Konsum.
PRODUKT: Sie sind ein erklärter Gegner des Billig-Preis-Trends bei landwirtschaftlichen Produkten. Warum?
Royer: Beste Qualität zum billigsten Preis gibt es nicht. Vor allem seit den Teuerungen entscheiden Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt anhand des Preises, welches Lebensmittel in ihrem Einkaufswagen landet. Jedoch ist es sinnvoll, auf Regionalität, Saisonalität, Tierwohl oder klimafreundliche Produktion zu achten. Meist kosten solche Lebensmittel etwas mehr als das Pendant, bei dem die Produktionsbedingungen kaum nachvollziehbar sind. Jeder Griff ins Regal ist aber ein Produktionsauftrag. Umso wichtiger ist jede einzelne Einkaufsentscheidung, denn damit werden unter anderem Arbeitsbedingungen, Tierwohl sowie ökologische Bedingungen mitbestimmt.
PRODUKT: Danke für das Gespräch!
