In jüngster Zeit werden immer mehr Bemühungen unternommen, um den Energieverbrauch entlang der (Tief)Kühlkette zu reduzieren oder die aufgewendete Energie umzuleiten.
CHANGE. Nomad Foods, die Muttergesellschaft von iglo Austria, hat sich der Initiative „Move to –15°C“ angeschlossen. „Eine wissenschaftliche Studie, die von Campden BRI durchgeführt wurde, hat errechnet, dass bereits eine minimale Temperaturerhöhung um 3°C, also von –18°C auf –15°C, zu einer erheblichen Reduzierung der CO2-Emissionen führt“, weiß iglo Österreich-GF Ines Franke, die vorrechnet: „Konkret könnte der Energieverbrauch für Tiefkühlkost dadurch um über 10% gesenkt werden.“ Für sie hätte die Senkung auch globale Auswirkungen: „Wenn wir die gesamte Tiefkühlkette auf –15°C umstellen, könnten wir bspw. weltweite Einsparungen in der Höhe von etwa 9% des jährlichen Energieverbrauchs Großbritanniens erzielen. Dies basiert auf der Studie ,Three Degrees of Change‘ des Centre for Sustainable Cooling der University of Birmingham und der Heriot-Watt University vom November 2023. Es ist beeindruckend, wie eine solch kleine Änderung so große positive Effekte haben kann.“ Die branchenweite „Move to –15°C“-Koalition ist laut Franke ein „erster Anstoß, der von der int. Logistik und Storage-Wirtschaft ausgeht“. Für sie müsste sich in „einem nächsten Schritt allerdings die Gesetzeslage ändern“, die weiterhin eine Lagertemperatur von –18°C vorschreibt. „Es bedarf demnach Unterstützung aus der Branche und von der Regierung, um diesen wichtigen Schritt Richtung CO2-Emissions-Senkung gehen zu können. Das ist ein langwieriger Prozess, aber wir lassen uns davon nicht abschrecken“, gibt sich die iglo Austria-Chefin ambitioniert.
SPEICHERMEDIUM. Gemeinsam mit dem Energieberatungsunternehmen Energeering verwandelt Unilever das Tiefkühllager von Heppenheim in einen riesigen Energiespeicher. Weil Speiseeis Temperaturschwankungen im Kühllager von bis zu 4°C erlaubt, ohne die Qualität zu beeinträchtigen, kann die Energiezufuhr über einen längeren Zeitraum reduziert werden. Durch flexibles Energiemanagement und den Einsatz von KI werden Stromverbrauch und Energiekosten in Spitzenzeiten drastisch gesenkt. „Das Potential dieses Systems für Unilever, die Branche und die Energiewende ist enorm“, sagt Nikolaus Huber, General Manager Ice Cream bei Unilever DACH: „Dank der Vielzahl an Sensoren und Daten können wir unsere Anlagen effizienter betreiben.“ Unilever verfolgt seit fast zwei Jahrzehnten eine ehrgeizige Nachhaltigkeitsstrategie. In Deutschland setzt man seit 2012 Ökostrom an allen Betriebsstandorten ein und konnte weltweit bereits 74% der betrieblichen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2015 reduzieren. „Mit dem Pilotprojekt im TK-Lager Heppenheim geht Unilever über CO2-Einsparungen hinaus und entwickelt einen innovativen Ansatz, um Kosten zu senken, zur Energiewende beizutragen und ein Vorbild in der Branche zu sein“, erklärt Nikolaus Huber.
INNOVATION. Von der Senkung der Tiefkühltemperaturen kann auch der Handel profitieren. „In diesem Fall greifen Ökonomie und Ökologie ineinander. Der Vorteil energieeffizienter und langlebiger Geräte liegt für den Handel infolge der geringeren Gesamtkosten auf der Hand“, sagt Manuel Eder, Regional Communication Manager Austria and East Europe bei Liebherr. Als Spezialist für Kühlen und Gefrieren hat Liebherr bereits 1993 auf ein FCKW-freies Programm umgestellt. Heute setzt man ausnahmslos die natürlichen Kältemittel R600a (Isobutan), R290 (Propan) und R170 (Ethan) ein. „Natürliche Kältemittel, auch als nicht-halogenierte oder halogenfreie Kältemittel bekannt, sind Substanzen, die in der Natur vorkommen. Sie besitzen kein Ozonabbaupotential und haben eine äußerst geringe Wirkung als Treibhausgas. Die von uns eingesetzten Kältemittel sind speziell für hocheffiziente Kompressoren ausgelegt und sorgen für geringen Energieverbrauch und niedrige Stromkosten“, erklärt Manuel Eder und ergänzt: „Ein wahrer Meilenstein für eine nachhaltigere Kältetechnik ist der erstmals auf der IFA 2024 gezeigte Gefrierschrank ,FNXa 522i‘ mit ,BluRoX‘-Technologie. Zur Isolierung nutzt diese Technologie statt des herkömmlichen Polyurethan-Schaums ein Vakuum, das durch fein gemahlenes Lavagestein stabilisiert wird. Entwickelt für Effizienz, Recycelbarkeit und Reparaturfreundlichkeit, folgt der ,FNXa 552i‘-Gefrierschrank den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.“ Beim Liebherr Tiefkühlregal „Cliff“ werden die Betriebskosten durch eine besonders hohe Energieeffizienz niedrig gehalten: Das dreitürige Modell benötigt nur 15,9kWh pro Tag, deutlich weniger Strom als vergleichbare Angebote, und überzeugt durch seine zuverlässige, lange Produktlebensdauer. Zusätzlich bietet Cliff großzügige Glasflächen für eine optimale Präsentation der Produkte, was den Kund:innen den Zugriff darauf erleichtert.
SPARPOTENTIAL. Hauser entwickelt seine Kühlmöbel und Kälteanlagen ständig weiter, um höhere Wirkungsgrade und Energieeinsparungen zu erzielen: „Das Heizen mit der Abwärme der Kühlmöbel und natürliche Kältemittel wie CO2 und Propan oder Ammoniak tragen ebenfalls zur Umweltfreundlichkeit bei. In Kombination mit Photovoltaik und ähnlichen Technologien sind Komplettlösungen für den LEH möglich, die in Zukunft nahezu energieautarke Null-Energie-Supermärkte ermöglichen können“, sagt Hauser-Produktmanager Wolfgang Penn. Die Bedien- und SB-Vitrinen von Hauser mit Nachtabdeckungen reduzieren laut Unternehmensangaben den Kältebedarf um ca. 40%. „Bei den halbhohen SB-Vitrinen sorgt ein Handrollo für 30% weniger Kältebedarf bzw. Schiebetüren für bis zu 75% weniger Kältebedarf im Vergleich zu offenen SB-Vitrinen. Stabile Luftschleier halten die kalte Luft im Möbel und minimieren so den Kälteverlust“, weiß Penn.
UMDENKEN. Energiesparen spart Kosten – und schont die Natur. Und somit kann wiederum in energiesparende und klimaschonende Anlagen investiert werden. Denn: Im gewerblichen Einsatz lassen sich Ökologie und Wirtschaftlichkeit durch entsprechende Konzepte und Kältetechnik erfolgreich miteinander vereinbaren.