Mach´s dir selbst

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Vor etwa 25 Jahren hielten erste Self-Checkout-Lösungen (SCO) in den USA Einzug. In Österreich ist deren Verbreitungsdichte zwar noch überschaubar, doch die Nachfrage wächst, wie die Hersteller berichten. Und damit auch die Möglichkeiten für neue Shop-Konzepte.

Kategorie: Stories

Auch wenn die heimischen Konsumenten bisher mit Selbstbedienungskassen nicht ganz warm geworden sind, spricht einiges für einen verstärkten Trend in naher Zukunft. „Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass die Nachfrage nach SCO-Lösungen im deutschsprachigen Raum nach anfänglicher Zurückhaltung nun stetig zunimmt“, schildert Ralf Schienke, Leiter Retail Sales Central Europe bei Fujitsu. Darauf lässt auch die momentane Veränderung im Konsumentenverhalten schließen. Bargeldloses Bezahlen etwa werde immer populärer, so Schinke. Die Vorteile von SCO-Kassen für den Handel liegen auf der Hand. Kürzere Schlangen und mehr Umsatz sind die Top-Argumente.

Bedienungsfrei.
Nicht zuletzt öffnen diese Technologien Tür und Tor für neue Shop-Konzepte. Ein Beispiel ist der bedienungsfreie 24h-Store von Wanzl. Als ganzheitlicher Systemanbieter verfügt das Unternehmen von der Entwicklung bis zur Umsetzung und Ausstattung über alle Technologien für einen branchenübergreifenden 24h-Shop. Veranschaulicht wurde ein solcher Laden auf der EuroCis 2019, wo der Besucher bei der Besichtigung wie der Konsument bei einer vollautomatischen Zutrittskontrolle („Wanzl Galaxy Gate“) startet. Nach dem Scan eines QR-Codes wie er auf Kundenkarten zu finden ist, öffnen sich die Sicherheitsglas-Schwenkarme und man betritt den Laden. Nun werden wie üblich Körbe befüllt, ein uns allen gut bekanntes Prozedere. Im Kassenbereich ist eine SCO-Kasse genauso möglich wie ein Self-Scanning-Tunnel, wo alle Artikel auf ein Kassenband gelegt und so digital erfasst werden. Gestartet wird der jeweilige Scanprozess erst nach einer erfolgreichen Identifizierung des Kunden, etwa via Handy-App. Zur Verhinderung von Diebstählen prüft eine in einer Taschenablage integrierte Waage, ob die gescannte Ware mit den eingepackten Waren übereinstimmt. Diverse Warensicherungen werden zeitgleich beim Scanvorgang aufgehoben. Nun wählt der Kunde seine präferierte Bezahlmethode, wie EC-Karte, Pay­Pal oder auch Mobile-Payment. Wer den Store ohne zu bezahlen verlässt, wird sich wundern, denn das intelligente System löst sofort Alarm aus.
sco galaxy gate wanzl
Impulsiv.
Zwar sei die Nachfrage nach stationären SCO-Systemen stärker als nach mobilen Lösungen (mit denen etwa direkt am Regal gescannt wird), heißt es von Schienke (Fujitsu). Eine Entscheidung, was besser sei, erfordere jedoch vorab eine genaue Analyse. Neben den baulichen Gegebenheiten sind Durchschnittsumsätze, Warenkorbgrößen und Kundenstrukturen ausschlaggebend. Bei Fujitsu am meisten nachgefragt ist das Modell „Impulse“. Das stationäre Gerät baut auf bereits vorhandenen Fujitsu-Systemen auf, etwa dem Kassensystem „TeamPoS 700 All-In-One“ oder dem Kompakt-Bondrucker „CT-11“. Eingesetzt werden kann es sowohl als bedienter Kassenarbeitsplatz als auch als SCO-Variante.
sco fujitsu
Kötbullar.
In Großbritannien ist jede achte Kasse ein SCO-Modell. „Das ist die weltweit größte Dichte“, schildert Gernot Hugl (Sales Director DACH South von Diebold Nixdorf). Aber auch in Frankreich, Spanien oder den Niederlanden sind diese Systeme weit verbreitet. „Händlerspezifische SB-Lösungen, insbesondere in Verbindung mit RFID-Technologie oder künstlicher Intelligenz, automatisieren Prozesse, verbessern das Kundenerlebnis und machen sich meist innerhalb von Monaten bezahlt, da sie die Prozesskosten in der Filiale reduzieren und einen schnelleren Kundendurchsatz ermöglichen“, ist Hugl überzeugt. Vor einer solchen Investition wird mittels realen PoS-Daten die ökonomischste SCO-Lösung für die jeweiligen Filial- und Kundenanforderungen eruiert. Diebold Nixdorf führt vor dem Roll-Out einen Praxistest durch, bei dem sich die Lösung bewähren muss. Das Unternehmen bietet ein modulares, flexibles System, das verschiedene SCO-Lösungen konfigurierbar macht. Übrigens auch für den Gastro-Bereich: Man entwickelte zusammen mit Skidata für Ikea eine Lösung zur Checkout-Automatisierung für deren Systemgastronomie. Per Bilderkennung registriert die Technik, welche Ware auf dem Tablett steht bzw. welche einzelnen Speisen auf dem Teller kombiniert sind, bis hin zur genauen Zahl der Kötbullar-Fleischbällchen. Die Lösung will Ikea nun in Italien testen. 
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Demnächst.
Und welche technischen Entwicklungen stehen uns im SCO-Bereich noch bevor? Spracherkennung ist bereits am Vormarsch und bietet eine gute Ergänzung, etwa für Artikel ohne Barcode. So erkennt die Kasse zwar einen Apfel, die Apfelsorte kann auf diese Weise verbal ergänzt werden. Hugl hält zudem intelligente, vernetzte Systeme auf IoT-Basis (Internet of Things) für Filialmitarbeiter für möglich. Sinnvoll ist dies zum Beispiel bei Alkoholverkauf an der SCO-Kasse. Die geforderte Altersverifizierung erfolgt durch den Mitarbeiter, der etwa mittels Smartwatch verständigt wird und dann die Zahlungstransaktion freigeben kann.