Wer Hannes Winkelbauer kennt, und das tun viele in der Branche, weiß: zu plaudern gibt es immer viel. Gerade wenn sich das Gespräch um Nahrungsmittel, Marken und Genuss ganz generell dreht, geht Winkelbauer der Stoff nicht aus. Auch mit 60 Jahren und knapp 30 davon in dem vom Vater gegründeten Unternehmen nicht. Damit wird schnell klar: Hier ist der Beruf Berufung geworden und das Firmenmotto „delikat essen“ Programm.
Basis.
Fragt man Winkelbauer jedoch nach Meilensteinen und den Grundlagen seines Erfolges, kommt eine zweite Komponente des Geschäftsmannes zutage: der Sinn und Zweck einer fundierten Ausbildung. Winkelbauer: „Ausbildung – in meinem Fall eine wirtschaftliche und fachliche, ist immens wichtig. Mit der Konsequenz, jede Arbeit, die man anderen anschafft, auch selber erledigen zu können.“ Wobei Winkelbauer sofort auch auf die Notwendigkeit, Fehler zu machen, hinweist und auf den nächsten für ihn wichtigen Punkt eingeht: Auch außerhalb des Familienbetriebs zu arbeiten. Winkelbauer war nämlich nicht ausschließlich im väterlichen Betrieb, der mittlerweile übrigens seit 95 Jahren besteht, tätig, sondern hat in jungen Jahren beim damals größten Obst-Importeur Österreichs, der Firma Ahorner, „fremdgearbeitet“, wie er es ausdrückt.
Learnings.
Winkelbauer: „Woanders zu arbeiten gibt Objektivität. Ich habe bei Ahorner, der Marken wie ‚Chiquita‘ oder ‚Neuseeland Kiwi‘ hatte, große Bewegungen gesehen und natürlich den Umgang mit dem organisierten Handel kennengelernt.“ Eine wichtige Voraussetzung für den heutigen Erfolg des Unternehmens. Ein Dialog mit einem Einkäufer am Großgrünmarkt ist Winkelbauer gut in Erinnerung: „Ich habe gesagt ‚Schauen Sie, die Trauben san schee (schön, Anm.).‘ und der Kunde antwortete: ‚mei Frau is schee (schön, Anm.). Was kosten die Trauben?‘.“ Damit war für den jungen Berufsanfänger eindrücklich geklärt, dass das Thema Preisgestaltung ein essentielles in der Geschäftswelt sein würde.
Einstieg.
Nach einem finanziell unglücklichen Ausflug in die Welt des Bananenhandels („Da hab ich viel Geld liegen lassen.“) stieg Winkelbauer schließlich 1996 in das Familienunternehmen ein und erweiterte das Vertriebssortiment. Winkelbauer: „Ein bisschen war unser Motto damals – und ist es eigentlich auch heute noch – schmecken muss es in jedem Fall.“ Es kamen Marken wie „Finn Crisp“, „Seeberger“ oder auch „Sandro Vanini“-Feigensenf an Bord, die heute zu den Fixstartern im Handel zählen. Viele gingen aber auch wieder. Winkelbauer: „Manche Marken laufen sich tot, werden zu teuer oder es verändern sich schlicht die Verhältnisse.“ „Heinz“ hat man nach vielen gemeinsamen Jahren ziehen lassen, aktuell wechseln „benco“ und „Suchard Express“ zum neuen Eigentümer Krüger. Aber genauso kommen auch Marken oder gar ganze kulinarische Welten hinzu. Ein Steckenpferd von Winkelbauer ist etwa das Thema Ethno-Food, das mit Spezialitäten von „Blue Elephant“, „Yutaka“ oder auch „Everest“-Reis bespielt wird. Und nicht zuletzt ist man ganz besonders mit der Entwicklung von „deli dip“ sehr zufrieden. Winkelbauer: „Da waren wir früh dran und liefern insbes. bei Hummus eine super Qualität.“
Ausblick.
Mittlerweile umfasst das Vertriebssortiment rund 35 Marken mit 500 Artikeln in 12 Kategorien (gekühlt, ungekühlt und Non-Food). In den nächsten Jahren will man etwas mehr in Richtung Getränke gehen und die Frische vertiefen bzw. mit spannenden Neuheiten erweitern. Winkelbauer: „Leider habe ich mehr Ideen, als man mir erlaubt. Und nicht alles ist immer sachlich argumentierbar. Aber im Optimalfall vertrauen unsere Kund:innen auf unser Gespür.“ In diesem Sinne: Auf viele weitere genussvolle Jahre!