Fitness aus dem Becher

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Wenn es um Gesundheit und Fitness geht, dann steht eine Nährstoffgruppe derzeit besonders hoch im Kurs: Proteine. Insbesondere bei Milchprodukten hat sich hier in den letzten Jahren ein neues Segment etabliert, das Handel, Herstellern und Konsument:innen eine Win-win-win-Situation bietet.

Proteinprodukte haben vorgezeigt, wie der Schritt aus der Nische gelingen kann. Einst vorrangig im einschlägigen Fachhandel erhältlich und v.a. von Profisportlern gekauft, sprechen Produkte mit hohem Eiweißgehalt heute die breite Masse an. Insbesondere im MoPro-Bereich scheint das Konzept stimmig angesiedelt. Schließlich sind viele Milchprodukte schon von Natur aus reich an Proteinen. Michael Forster, Product Group Manager bei der Berglandmilch, weist hier etwa auf den „Schärdinger Landfrischkäse“ oder das „Schärdinger Bifidus Joghurt“ hin, deren Eiweißgehalt mittlerweile an prominenter Stelle ausgelobt wird. Mit „Lattella Protein“ lancierte man 2020 außerdem ein ganz auf diesen Trend abgestimmtes Produkt, von dem man sich auch weiterhin viel erwartet, denn, so Michael Forster: „Der Markt für proteinreiche Milchprodukte ist in den letzten drei Jahren teilweise dynamisch gewachsen.“ Und NÖM-Marketingleiterin Veronika Breyer berichtet: „Im Segment der Proteindrinks war auch 2021 ein starkes Wachstum mit +13,1% zu verzeichnen.“ (Nielsen, LEH inkl. H/L, Absatz kg, FY 2021 vs. Vj.) Doch warum passen proteinreiche Produkte plötzlich so gut ins Beuteschema der Verbraucher:innen? Dies ist natürlich auf den Megatrend der bewussteren Ernährung zurückzuführen. „Proteinreiche Lebensmittel erfüllen genau diesen Trend und sprechen sowohl die ernährungsbewusste als auch die sportaffine Zielgruppe an“, meint Arnold Pichl, Vertriebsleiter Österreich bei Ehrmann. „V.a. in den nachkommenden Generationen haben sich die Themen Fitness und bewusste Ernährung zunehmend etabliert“, meint Veronika Breyer, NÖM, und ergänzt: „Wir sehen hier keinen kurzfristigen Modetrend, sondern einen nachhaltigen Wertewandel.“ Was aber macht Protein-Produkte zum Fitness-Food? Breyer: „Proteinreiche Ernährung unterstützt den Muskelaufbau, ist ein wichtiges Thema beim Gewichtsmanagement und trägt zu einer ausgewogenen Ernährung bei.“ Den Konsument:innen geben sie jedenfalls das gute Gefühl, auch beim Essen etwas für ihre Fitness zu tun.  „Vor allem nach dem Sport werden unsere Produkte gerne als kleine Belohnung ohne schlechtes Gewissen genossen“, beschreibt Breyer ihre Erfahrungswerte mit der Marke „nöm Pro“, die seit dem Launch im Jahr 2019 nach eigenen Angaben den Marktführer bei Proteindrinks auf Milchbasis und proteinreichen Frischedesserts stellt.

Genießen.

 Betrachtet man das mittlerweile recht breite Portfolio der Markenartikler in Sachen Protein, so fällt auf, dass die Produktwelt auch über klassische Sportlernahrung (wie etwa Proteindrinks) hinausgeht.  Längst werden auch Puddings, Topfencremes oder Eiskaffee mit hohem Eiweißgehalt angeboten. Bei Ehrmann etwa vereint man ganz bewusst das Attribut High Protein mit einem hohen Genussfaktor. So kommen dieser Tage die Limited Edition „Ehrmann High Protein Joghurt Stracciatella mit Schoko-Splits“ oder auch der „High Protein Grießpudding Natur“ auf den Markt. Dazu Vertriebsleiter Arnold Pichl: „Unsere Produkte bieten nicht nur Funktionalität, sondern auch Genuss. Was immer noch das wichtigste Kriterium beim Lebensmitteleinkauf ist.“ Auch in der NÖM erachtet man einen gewissen Verwöhnfaktor als essentiell: „Bei ‚nöm Pro‘ treffen Funktionalität, Genuss und Convenience aufeinander – das ist unsere Erfolgsformel“, so Veronika Breyer. Das Sortiment umfasst heute neben Drinks und Topfencremen auch Puddings. Heuer soll außerdem noch die „nöm Pro milch“ hinzukommen, die mit den Eigenschaften regional, proteinreich, laktose- und beinahe fettfrei aufwartet. Bei Danone setzt man ebenfalls auf viel Genuss – der jüngste entsprechende Sortiments-Neuzugang war „Obstgarten Proteinreich“ in den Varianten „Pfirsich“ und „Erdbeere“ mit einem Proteingehalt von jeweils 6,2g pro 100g. Dieser Pudding trägt übrigens die Nutri Score-Bewertung A. Genussreich geht es auch bei Dr. Oetker zu: Die letzte Line Extension der „Dr. Oetker High Protein Pudding“-Range war die Variante „Salted Caramel Style“, die wie gewohnt auch fettarm ist und ohne zugesetzten Zucker auskommt. 

Geblockt.

Sie merken, das Segment ist in Bewegung und die Markenartikler sind sehr rege, um den Protein-Gusto der Verbraucher:innen mit immer neuen Ideen zu stillen. Davon profitiert natürlich auch der Handel in erheblichem Maße. Veronika Breyer, NÖM: „Das Proteinsortiment trägt maßgeblich zu mehr Wertschöpfung im Kühlregal bei.“ Man hört hier von einem Preispremium in Höhe von über 100%. Da macht es natürlich Sinn, den Konsument:innen eine entsprechende Auswahl zu bieten und die Produkte dann aufmerksamkeitsstark zu präsentieren. „Mit einem breiten Protein-Sortiment lässt sich eine Platzierung als Proteinblock umsetzen. In einer Studie mit der GfK haben wir in einer Blockplatzierung einen Umsatz-Uplift von 26% messen können“, berichtet Ehrmann-Vertriebsleiter Arnold Pichl.


FAZIT. Die Verbraucher:innen wollen gesund und fit bleiben oder werden – proteinreiche Milchprodukte sind dabei jedenfalls eine Lösung, die auch für den Handel hochattraktiv sein dürfte.

Proteine

Der menschliche Körper braucht Proteine – sie gelten als Bausteine der Zellen und sind somit in Wachstumsphasen und für die Zellerneuerung essentiell. Sie sind etwa in Haut, Haaren oder Nägeln enthalten. Außerdem wichtig – und deshalb in der Sportlerwelt so gefragt – sind sie aber auch für den Muskelaufbau. Durchschnittlich benötigt ein Erwachsener pro Tag etwa 0,8g Protein pro kg Körpergewicht. Bestimmte Milchprodukte haben von Haus aus einen hohen Proteingehalt, etwa Topfen, Skyr, Joghurt oder Parmesan. Durch Anreicherung beispielsweise mit Milcheiweiß kann der Proteingehalt noch weiter erhöht werden. Weitere proteinreiche Lebensmittel (abgesehen von Milchprodukten, um die es hier geht) sind etwa Hülsenfrüchte, Sojaprodukte oder Nüsse.