Für die Tafeln von morgen

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Damit Schokolade langfristig Zukunft hat, gilt es vor allem hinsichtlich des Rohstoffes Kakao, also in den Herkunftsländern, an vielen Schrauben zu drehen. Wir haben einige Hersteller gebeten, die Herausforderungen, aber auch ihre Antworten darauf darzustellen.

Belinda Borck
Impact Editor bei Tony’s Chocolonely

Tony's Chocolonely

Die Hauptprobleme im Kakaogeschäft – kein existenzsichernder Lebensunterhalt, Abholzung und illegale Kinderarbeit – bedingen sich gegenseitig. Die Problemlösung erfordert zugleich einen Gesamtüberblick als auch die Kenntnis der lokalen Verhältnisse. Was ist also unsere Lösung? Hier kommt unsere an den Menschenrechten orientierte Geschäftstätigkeit ins Spiel: Tony’s 5 Sourcing-Prinzipien. Ein integrierter Ansatz, der die strukturelle Armut bereits am Anfang der Lieferkette beseitigen will. Alle 5 Sourcing-Prinzipien müssen zusammenwirken, um langfristigen Wandel und gerechtere Geschäftsverhältnisse mit den Zulieferern in Westafrika sicherzustellen.

Christine Benesch
Corporate & Government Affairs
Manager DACH bei Mondelez

Mondelez

Kakao ist die Essenz unserer Schokolade. Deswegen möchten wir sicherstellen, dass Kakao gut und nachhaltig produziert wird. Mit unserem globalen Kakao-Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life, das heuer bereits 10 Jahre besteht, setzen wir uns für eine nachhaltigere und gerechtere Kakaobranche in den Hauptanbauländern Ghana, Elfenbeinküste, Indonesien, Indien, Brasilien und Dominikanische Republik ein. Wir unterstützen direkt in den Gemeinden dabei, die verschiedenen Herausforderungen in den Anbaugebieten zu lösen. Die Folgen der Klimakrise, unzureichende Kenntnisse über Anbautechniken, eingeschränkter Zugang zu Pflanzgut und Bildung, Geschlechterungleichheit sowie fehlende Finanzierungsmöglichkeiten – dies sind die größten Aufgaben. Bis Ende 2021 haben wir weltweit 75% des Kakao-Volumens über unser Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life bezogen, in Europa sogar schon 100%. Unser Ziel ist es, bis 2025 auch weltweit auf einen Anteil von 100% nachhaltigem Kakao zu kommen.

Wolfgang Stöhr
Geschäftsführer Ritter Sport Österreich

Ritter Sport

Umfragen zeigen, dass für mehr als 72% der Österreicher:innen Transparenz und Nachhaltigkeit entscheidende Kriterien beim Schokoladekauf sind. Wir setzen konsequent auf volle Rückverfolgbarkeit der Herkunft unserer Rohstoffe. Besonders stolz sind wir in diesem Zusammenhang auf unsere eigene Kakaofarm „El Cacao“ in Nicaragua, auf der wir Kakao unter sozial und ökologisch einwandfreien Bedingungen in hervorragender Qualität anbauen. Zusätzlich haben wir in anderen Herkunftsländern langjährig enge Partnerschaften mit den Kakaobauern und -bäuerinnen und wissen auch dort genau über die Herkunft und Anbaubedingungen Bescheid. All dies ermöglicht es uns, dass wir seit 2018 als erster großer Tafelschokoladehersteller zu 100% zertifiziert nachhaltig produzierten Kakao verarbeiten. Darüber informieren wir nun auch verstärkt auf unseren Schoko-Quadraten. Wir nutzen das neue Verpackungsdesign unseres Marken-Relaunches, um noch transparenter auf unsere Nachhaltigkeits­initiativen hinzuweisen.

Andreas Kutil
CEO Manner

Manner

Nachhaltigkeit ist seit jeher eine Herzensangelegenheit bei Manner. Kakao ist wertmäßig das wichtigste Grundprodukt bei Manner, es macht rund 30% des Rohstoffeinsatzes aus. Wir sind einer der größten rein österreichischen Süßwarenproduzenten, die from-bean-to-bar – also von der Kakaobohne weg – produzieren. Um unserer Verantwortung in diesem Bereich nachzukommen, haben wir bereits 2020 auf 100% nachhaltig zertifizierten Kakao umgestellt. Wir sind darüber hinaus der größte Kakaopartner von Fairtrade, die „Casali“-Schokobananenrange, die „Victor Schmidt Mozartkugeln“ sowie sämtliche „Manner“-Waffel- und Schnittenprodukte und seit heuer auch das „Napoli Dragee Keksi“ tragen das Fairtrade-Siegel. Herausfordernd dabei sind sicherlich die Mehrkosten – wir sprechen von einem siebenstelligen Betrag, den wir mehr bezahlen – aber das Fairtrade-Siegel bietet unseren Konsument:innen Sicherheit bei der Kaufentscheidung und ist für uns ein sichtbares Zeichen unserer Unternehmensverantwortung.

Katharina Keimelmayr
Head of Corporate Communications
& Public Affairs bei Nestlé

Nestlé

Anfang 2022 hat Nestlé ein neues Programm zur Bekämpfung der Risiken von Kinderarbeit in der Kakaoproduktion bekannt gegeben, das „Income Accelerator Programm“. Zentraler Bestandteil ist ein innovatives Programm zur Einkommenssteigerung, das die Lebensgrundlage der Familien im Kakaoanbau verbessern und gleichzeitig regenerative Anbauverfahren und die Gleichstellung der Geschlechter fördern soll. Die Bauernfamilien erhalten einen direkten finanziellen Anreiz für bestimmte Tätigkeiten, wie zum Beispiel für die Anmeldung der Kinder in der Schule oder für den Baumschnitt. Das neue Programm unterstützt zudem die Transformation der globalen Kakaobeschaffung von Nestlé hin zu einer vollständigen Rückverfolgbarkeit und der ausschließlichen Verwendung von zertifizierten Kakaoprodukten. Das Unternehmen weitet seinen Einsatz für Nachhaltigkeit im Kakaoanbau aus und plant, bis 2030 insgesamt 1,3 Mrd. Schweizer Franken zu investieren. Dies ist das Dreifache der aktuellen jährlichen Investitionen.

Raphaela Fremuth
Corporate Affairs Manager bei Mars

Mars

Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich Mars, Inc. für einen fairen und nachhaltigen Kakaoanbau. Im Rahmen unserer Kakaostrategie „Cocoa For Generations“ verpflichten wir uns dazu, bis 2025 100% des Kakaos für unsere Schokoladenmarken wie „Snickers“, „Twix“ oder „m&m’s“ weltweit aus verantwortungsvoll bewirtschafteten, zurückverfolgbaren Quellen zu beziehen. Seit 2018 investiert Mars 1 Mrd. US-$ in seine Kakaolieferkette, um diese moderner, inklusiver und nachhaltiger zu gestalten. Unser Ziel ist es, dass bis 2025 100% des von uns weltweit verwendeten Kakaos im Rahmen unseres Programms für verantwortungsvollen Kakao bezogen wird. Anfang Oktober haben wir einen weiteren wichtigen Meilenstein bekanntgegeben: Ab dem Jahr 2023 werden 100% des Kakaos, den wir für unsere europäischen Fabriken für Marken wie „Snickers“ oder „m&m’s“ kaufen, aus verantwortungsvollem Anbau stammen. Damit tragen wir zum Schutz von Kindern, dem Erhalt der Wälder sowie der Verbesserung des Einkommens von Kakaobäuerinnen und -bauern bei.

©JanyaSk/shutterstock

Lindt & Sprüngli

Lindt & Sprüngli ist es ein Anliegen, zielgerichtet auf die individuellen Herausforderungen und Bedürfnisse in seinen Kakao-Herkunftsländern einzugehen. Dafür haben wir ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm für Kakao aufgebaut: das Lindt & Sprüngli Farming Program. Das Programm wurde 2008 in Ghana ins Leben gerufen und umfasst heute insgesamt sieben Kakao-Herkunftsländer. Ziel unseres Programms ist es, eine solide Lebensgrundlage für die Kakaobäuer:innen und ihre Familien zu schaffen sowie nachhaltige Anbaumethoden zu unterstützen. Dies wollen wir erreichen, indem wir eine höhere Produktivität der Farmen, ein diversifiziertes Haushaltseinkommen, den Erhalt der Artenvielfalt und der natürlichen Ökosysteme, die Verringerung des Risikos von Kinderarbeit und die Verbesserung der Infrastruktur in den Gemeinden fördern. Auf diese Weise übernimmt Lindt & Sprüngli Verantwortung – von der Auswahl der Kakaobohnen bis zur Herstellung der fertigen Schokoladenprodukte.