George Clooney & die Diva

Gregor Neumeyer auf einem seiner Felder

Obwohl Gregor Neumeyer unter der Marke „ÖsterReis“ bereits seit 2016 Reis im Marchfeld anbaut, trifft er laufend auf erstaunte Reaktionen: Reis in Österreich? Der Ertrag ist zwar noch deutlich geringer als in den typischen Anbaugebieten, Geschmack und Qualität sind aber überzeugend.

Noch lebt Gregor Neumeyer nicht vom Reisanbau allein, sondern geht weiterhin seinem Brotberuf als IT-Fachmann nach. Die Marke „ÖsterReis“ hat allerdings bereits eine große Fangemeinde und die jährliche Ernte ist entsprechend rasch ausverkauft – und das obwohl der Reis in etwa doppelt so viel kostet wie Premium-Angebote des Handels. Ein reines Hobby ist der Reisanbau in Gerasdorf bei Wien also absolut nicht. Im Gegenteil, Gregor Neumeyer ist davon überzeugt, dass das Projekt Zukunft hat, auch wenn Reis, wie er betont, eine echte Diva ist, die viel Zuwendung und optimale Bedingungen verlangt. So kann zwar maschinell geerntet werden, Unkraut, das die sensible Reispflanze in ihrem Wachstum hindert, muss bei der Trockenanbau-Methode aber händisch gejätet werden. Und auch die Temperaturen müssen stimmen bzw. die Reis-Sorte zu den klimatischen Bedingungen, die gerade vorherrschen, passen. 

Wenige Wochen vor der Reisernte haben wir Gregor Neumeyer auf einem seiner Felder besucht.
Gedeiht prächtig: trocken angebauter Reis im Marchfeld, erhältlich unter der Marke ÖsterReis
Der Ertrag ist zwar geringer als bei der Nassbaumethode, dafür ist ÖsterReis aber besonders rein.

Kooperativ.

Im sechsten Jahr des Bestehens probiert man daher noch vieles aus, etwa welches Saatgut am besten vorankommt. Neumeyer: „Wir arbeiten dabei mit der Ages und der Boku zusammen und sehen das Ganze schon auch als Forschungsprojekt. Alles, was wir herausfinden, können wir dann an die Landwirte, die demnächst auf unseren ‚ÖsterReis‘ umsteigen, mitgeben.“ Und herausgefunden hat man bereits einiges, zum Bespiel, dass das aktuelle Saatgut besser gegen jenen Pilzbefall gewappnet ist, den Neumeyer, aufgrund der grauen Melierung „George Clooney“ nennt. Neumeyer: „Wie das zum ersten Mal passiert ist, bin ich den Rest des Jahres einen anderen Weg mit dem Auto gefahren, damit ich mir das nicht ansehen musste. Es war schrecklich.“ Heute ist er bereits härter im Nehmen und weiß, dass immer mal etwas schief gehen kann. Etwa wenn das Wetter kurz vor der Ernte Mitte September plötzlich auf Herbst schaltet und dem Reis die letzten entscheidenden Sonnenstrahlen bzw. die warmen Nächte fehlen, um fertig zu werden. Aber auch das Gegenteil ist schon passiert und die Ernte konnte zwei Wochen früher starten. Ist Reis in Österreich ein Kind des Klimawandels, fragt man sich angesichts der Felder, die man eigentlich nur aus Italien und Asien kennt. Neumeyer: „Ja, Reisanbau ist definitiv aufgrund der durchschnittlich höheren Temperaturen jetzt besser möglich. Es hat zwar schon einmal den Versuch gegeben, aber jetzt scheint das wirklich Zukunft zu haben.“ Immerhin ist ÖsterReis im Marchfeld nicht der einzige Reisbauer des Landes, auch im Burgenland z.B. werden die Getreidekörner für eine Handelsmarke angebaut. 

Sauber.

Was „ÖsterReis“ neben dem Aha-Effekt und der Bio-Qualität auszeichnet, ist seine besondere Reinheit. Neumeyer: „Der Vorteil der Trockenanbau-Methode im Gegensatz zum Nassanbau ist, dass man weniger Schwermetalle aus dem Boden löst, die sich dann im Reis finden. Arsen ist hier zum Beispiel ein Thema und bei fast jedem Reis in kleinen Mengen nachweisbar. Unser Reis ist aber zu 100% frei von Arsen.“ Das macht ihn auch für Weiterverarbeiter mit besonders hohen Ansprüchen interessant, Neumeyer freut sich daher aktuell über eine Kooperation mit einem großen Babynahrungshersteller. Darüber hinaus arbeitet man bei ÖsterReis an einer neuen Mehrweg-Packung, die den nachhaltig in Österreich produzierten Reis auch hinsichtlich des Packagings zu einem Vorzeigeprodukt macht und man ist, zusätzlich zu jenen Händlern, bei denen man bereits gelistet ist, offen für weitere Handelspartner.