Kreativ gebraut

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Craft Beer zeichnet sich durch Originalität und Kreativität aus – oftmals ist es sehr stark mit seinem Ursprungsort verbunden. Mitunter findet eine regionale Marke aber den Weg auf eine größere Bier-Bühne. Wir haben uns drei Beispiele angesehen.

Das Interesse an dem Getränk Bier wird durch die Neugierde der Konsumenten höher, die Entwicklung von Bierwissen inkl. entsprechenden Ausbildungen und Events geht stark nach oben“, sagt Michael Neureiter, Leitung Ottakringer BrauWerk & Ottakringer Shop. Trotzdem sieht er im Bereich Craft Beer „im Lagerbierland Österreich noch viel Luft nach oben“. Seine Prognose: Einzelne Bierstile, wie Pale Ale oder IPA, werden sich etablieren und zum laufenden Angebot gehören. „An Craft Beer reizt die Konsumenten vor allem, Neues zu erfahren – und natürlich die vielen Aromen und Geschmäcker, welche man als in Österreich sozialisierte Biertrinker bisher nicht kennenlernen durfte“, so Neureiter. Mit „BrauWerk“ wollte Ottakringer internationale Bierstile aufgreifen und das breite Portfolio an untergärigen Lagerbieren ergänzen. 

Miteinander.

„Die aufkommende Neugierde der Gesellschaft an Bier, der Herstellung, der historischen Vielfalt, der ungewöhnlichen Aromen & Zutaten hat uns bestärkt eine kleine Brauerei und Marke zu schaffen, mit welcher wirklich jede Bieridee umsetzbar ist, sowohl in technischer als auch in stilistischer Hinsicht“, erklärt Neureiter. Immer wieder kommt es zu Kooperationen, so z.B. mit Manner für die „Schnittenfahrt“, mit Schlumberger für die „Cuvée Perlée“ oder mit dem Weingut Stift Klosterneuburg für das „Klosterneubier“. „Diese Linie lebt durch Regionalität, Rohstoffe und Produkte anderer Wiener ProduzentInnen und das kreative Miteinander, es entstehen gänzlich neue Ideen und Produktwelten“, sagt Neureiter. Ab heuer soll das saisonale Sortiment ausgebaut werden, verrät Neureiter, unter dem Motto „12 Monate, 12 Biere“.

Das Team von Brauwerk

Vielfalt.

Markus Betz, Category Manager (Craft) Bier bei Ammersin, begründet das Interesse der Konsumenten an Kreativbieren so: „Meiner Ansicht nach sind Sortenvielfalt, bewusster Konsum, Produktqualität, Branding und Labeling sowie die gesamte Haptik und das (Trink-)Erlebnis die Hauptanreize.“ Ammersin und die dazugehörigen BeerLovers Stores verzeichnen seit fünf Jahren ein stetig größer werdendes Interesse und Wachstum im Craft Beer Bereich. „Die letzten Jahre zeigen deutlich, dass sich ein Bewusstsein für Qualität sowie daraus folgend ein ‚bewusstes Genießen‘ entwickelt hat“, so Betz. Aus dem Sortiment von Ammersin führt er zwei Beispiele für ein gelungenes Ineinanderfließen von Regionalität und Globalität an: 

Bevog.

Im steirischen Bad Radkersburg, nahe der slowenischen Grenze, findet sich seit 2013 die Mikrobrauerei Bevog. Das Ziel des gebürtigen Slowenen Vasja Golar war es, qualitativ hochwertige Biere höherer Gärung, auch bekannt als Ale-Biere, zu kreieren. Der Geschmack der selbstgebrauten Biere überzeugte bald – trotzdem war der Start für den damals 26-Jährigen schwer. „Als DIY-Typ habe ich anfangs versucht, selbst mein Bier in Wien zu vermarkten – aber nur wenige Leute konnten mit dem Produkt und Begriff etwas anfangen. Schnell wurde mir klar, dass wir Hilfe von einem professionellen Vertrieb brauchen, da die Händler den Markt besser kennen und Dinge ändern können.“ Über den Großhändler Ammersin bekamen die aufmerksamkeitsstark designten Craft Biere Zugang zum gesamtösterreichischen Markt. 

Die Bevog Brauerei
Vasja Golar, Bevog-Gründer
Eine Auswahl des Bevog-Sortiments

Sichtbar.

Auch in der Ursprungsregion wird Bevog immer stärker wahrgenommen. Durch den eingerichteten Schankraum finden immer mehr Einheimische und Touristen den Weg in die Brauerei. In vielen Geschäften und Gastronomiebetrieben sind die „Bevog“-Biere gut sichtbar platziert, was für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgt. „Die Gastronomie hat großen Einfluss darauf, was Menschen trinken und essen“, betont Golar. Mit Veranstaltungen wie dem „Craft Beer Festival“ oder Projekten mit Brauereien auf der ganzen Welt, Musikern, Musikfestivals oder „Jameson“-Whisky sorgt die Mikrobrauerei auch international für Aufmerksamkeit. In die Zukunft blickt Golar optimistisch: „Ich denke, dass Bars, Restaurants und sogar Tankstellen bald ein hochwertiges Craft Beer zur Hand haben müssen, wenn sie den Wünschen der Gäste entsprechen möchten.“

BrewDog.

Die Geschichte der mittlerweile international bekannten Craft Beer Marke „BrewDog“ begann 2007 im Nordosten Schottlands. Dort hatten zwei 24-Jährige die Idee, eigenes Bier zu brauen und auf lokalen Märkten zu verkaufen. Für das unternehmerische Wachstum hatten die Gründer eine kreative Idee: Sie entwickelten das Beteiligungsmodell „Equity for Punks“, eine Art Crowdfunding, bei dem Fans der Marke einen Anteil des Unternehmens kaufen können – die heute 180.000 Equity Punks weltweit bestätigen den Erfolg der Idee. Mittlerweile gilt die „BrewDog“-Brauerei in Aberdeen als lokale Sehenswürdigkeit; 2010 eröffnete eine eigene „BrewDog“-Bar in der Hafenstadt, heute gibt es weltweit bereits über 100 Ableger. „Wir erachten es für sehr wichtig, global zu denken und lokal zu handeln“, sind sich die Gründer Martin Dickie und James Watt einig, „wir sind stark in unserer Heimat Aberdeen verwurzelt. Dort wurden wir und unsere Idee von Anfang an unterstützt – mittlerweile arbeiten viele Einheimische in unserer Brauerei oder in einer unserer Bars; dadurch hat sich eine Art Stolz und ein Zusammenhalt entwickelt, die für unseren Erfolg maßgeblich sind.“

BrewDog in Aberdeen
Das BrewDog Kernsortiment
Die BrewDog-Gründer Martin Dickie und James Watt