Wie backt´s die Branche?

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Keine Gastronomie-Umsätze, kaum Laufkundschaft und One-Stop-Shopping: Die Bäcker sind – je nachdem wie ihre Vertriebswege und das Sortiment aufgestellt sind – von der Corona-Krise unterschiedlich betroffen.

Die Bäckerei Der Mann etwa meldete bereits mit Ende März 800 Mitarbeiter zur Kurzarbeit an. Kurt Mann: „Als Traditionsbäcker mit großem Filialnetz haben wir v.a. bedingt durch die strengen Ausgangsbeschränkungen Umsatzeinbußen von 70% zu tragen.“ Das ist nachvollziehbar, schließlich sitzt halb Österreich im Home Office – die Filialen werden daher so gut wie nicht genutzt. Aber auch das Kaufverhalten im LEH hat sich im Zuge des Shutdowns – zumindest kurzfristig – geändert. 

Gefragt.

Daniela Kapelari-Langebner, GF Ölz

Lichte Regale gab es in den letzten Wochen zeitweise etwa im Bereich Toast-Brot. Daniela Kapelari-Langebner, GF Ölz der Meisterbäcker: „Am Wochenende 13./14.3. ist es kurzfristig zu einer deutlichen Bedarfssteigerung bei Toast und Sandwichbroten gekommen. Die Woche darauf gab es Lücken in den Regalen, die wir jetzt alle wieder mit Fokussierung im Sortiment auf die Top-Artikel ausgleichen konnten.“ Die innovativen Toast- und Sandwichlinien (Reinraumtechnologie) der Dornbirner waren bereits vor der Krise sehr gut ausgelastet. „Aber“, so Kapelari, „gerade in Zeiten wie diesen merken wir, dass unsere Backwaren, die hygienisch verpackt und daher über einen längeren Zeitraum einen Genusswert haben, für Konsumenten eine besondere Bedeutung haben.“ 

Auf Eis.

Johannes Pilz, GF Backwelt Pilz

Empfindliche Absatzrückgänge gab es allerdings an den Frische-Theken und in den Backshops, was Lieferanten, wie z.B. die Backwelt Pilz herb trifft. Der Bäcker aus dem Waldviertel produziert qualitativ hochwertiges, zu einem großen Teil mit dem AMA-Gütesiegel oder dem AMA-Biosiegel zertifiziertes Brot und Kleingebäck für den LEH. Johannes Pilz, GF: „Zu Beginn konnten wir stark erhöhte Verkaufszahlen feststellen. Um der Forderung der Bundesregierung nachzukommen, die Versorgungssicherheit mit Grundnahrungsmitteln in Österreich zu garantieren, haben wir unsere Lagerstände deutlich erhöht.“ Bedingt durch das veränderte Kaufverhalten in Richtung lange Haltbarkeiten, aber auch aufgrund der eingestellten Bautätigkeiten und der geschlossenen Schulen kam es allerdings zu Absatzrückgängen. Pilz: „Im Gegensatz zur fälschlichen Meinung, dass tiefgekühlte Backwaren vollgestopft mit Zusatzstoffen und daher extrem lange haltbar seien, möchten wir betonen, dass unsere Produkte auf natürliche Art hergestellt werden und daher auch tiefgekühlt zeitlich nur begrenzt haltbar sind.“ Pilz appelliert daher an die Verbraucher, verstärkt zu frisch gebackenen Backwaren zu greifen. 

Tatkräftig.

Wolfgang Mayer, Unternehmenssprecher Backaldrin

Während sich die Lage im LEH-Geschäft wohl mittlerweile wieder eingependelt hat, wird das Filialgeschäft noch länger unter der Krise leiden. Bei Backaldrin, einem der wichtigsten Lieferanten der Bäcker, kennt man die Lage. Unternehmenssprecher Wolfgang Mayer: „Da die Verbraucher zur Zeit One Stop Shopping betreiben, trifft es die österreichischen Bäckereien natürlich hart. Hier ist es noch nicht abzusehen, wie das alles wirtschaftlich verkraftet wird.“ Anstatt tatenlos zuzusehen, ist man daher initiativ geworden und hat mit Ende März die Solidaritätskampagne #gemeinsambackenwirdas mit Werbespots im TV und einem Gewinnspiel gestartet. Mayer: „Kernaussage ist, dass der Bäcker ums Eck auch während der Krise geöffnet hat und frisches Brot und Gebäck herstellt. Darauf wollen wir mit dieser Aktion aufmerksam machen – und hoffen damit einen Beitrag zur Bewältigung der Krise beitragen zu können.“