Alle Gurkerl im Glas

Die Maßnahmen, die aufgrund der Covid-19-Pandemie getroffen wurden, hatten auf das ganze Land und v.a. auf alle produzierenden Betriebe massive Auswirkungen. Auch bei Efko hielt man einige Wochen lang den Atem an – schließlich war eine geraume Zeit nicht klar, wie man die heurige Gurkenernte einbringen sollte.

Mittlerweile sind alle Gurkerl eingemacht und warten in den Gläsern auf ihre Abnehmer. Was in normalen Jahren schon nicht einfach ist, war aber heuer beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Denn die Gurkenbauern der Oberösterreichischen Obst- und Gemüseverwertungsgenossenschaft sind, wie viele heimische Landwirte, zu einem großen Teil auf die helfenden Hände aus dem In- aber v.a. auch aus dem Ausland angewiesen. Und um die musste man pandemiebedingt in diesem Sommer wirklich kämpfen. Klaus Hraby, Efko GF: „Wir mussten unseren Landwirten im April, als sie mit den Kulturvorbereitungen beginnen mussten, garantieren, dass die Ernte eingebracht werden wird. Mitte Mai haben wir es dann geschafft, ukrainische Erntehelfer mit zwei Fliegern ins Land zu holen. Die Kosten dafür und für weitere Maßnahmen, die aufgrund der Pandemie nötig waren, belaufen sich auf gut € 200.000,-.“ 

Unter der Lupe.

Klaus Hraby, GF Efko

Man könnte meinen, dass damit das Problem (teuer, aber immerhin) vorerst gelöst sei. Ist es aber nicht, wie Hraby betont, denn Corona hat auch bei den Gurkerln das gemacht, was an vielen Stellen im System passiert ist: Die Pandemie hat Fragen aufgeworfen, die nicht neu, aber in den letzten Jahren scheinbar einfach zu ignorieren waren. Etwa die Frage danach, ob Österreich weiterhin auch arbeitskräfteintensives Gemüse, wie z.B. Gurkerl oder Bio-Gemüse, weiterhin selbst produzieren will und kann. „Denn“, so Hraby, „es muss uns klar sein, dass jeder Landwirt auch Unternehmer ist. Und wenn es sich nicht rechnet, bestimmte Produkte, nämlich die, die viel Handarbeit benötigen, zu erzeugen, werden die Landwirte eben auf andere Kulturen umsteigen oder ihre Betriebe zur Gänze aufgeben.“ Die größte Herausforderung, die man derzeit in gemüseverarbeitenden Betrieben wie Efko sieht, ist nicht die Produktion des Sauergemüses, sondern das Aufbringen der (heimischen) Rohstoffe, die aufgrund der österreichischen Sozialstandards und Löhne deutlich teurer sind als importierte Waren. Hraby: „Da müssen jetzt Akzente gesetzt werden. Natürlich kann der LEH nicht jeden Preis akzeptieren, aber es ist nötig Rohstoffpreise bieten zu können, die angemessen sind, sonst trocknen wir den österreichischen Beschaffungsmarkt in den nächsten Jahren sukzessive aus.“ 

Schwarze Schafe.

Die, im internationalen Vergleich, hohen Erntehelfer-Standards bei Löhnen, Unterbringung und in Sachen Arbeitszeit gelten natürlich für alle. Corona hat aber auch zutage gebracht, dass sich nicht jeder an die Vorgaben hält. Ein Umstand, der Hraby bitter aufstößt: „Es ärgert mich, dass hier die Strafen nicht drakonisch sind und dass man das offenbar nicht sauber bekommt. Denn die Umstände, von denen im Einzelfall berichtet wurde, sind schlicht und ergreifend skandalös!“

Alles gut?

Aufgrund der Hamsterkäufe zu Beginn des Lockdowns waren die „efko Delikatessgurkerl“ beinahe drei Monate ausverkauft. Die heurige Ernte wurde daher um zwei Wochen verlängert und so die Lager wieder vollgefüllt. Für 2021 hofft man bei Efko auf Erleichterungen insbesondere, wenn es um Helfer aus EU-Drittstaaten geht. Langfristig hofft man aber auch auf eine realistischere Einschätzung des Handels, denn eines ist – v.a. angesichts des sich verändernden Klimas – längst klar: Heimische Rohstoffe werden teurer, ganz unabhängig von der Frage nach den Erntehelfern.