Alte Regeln brechen

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Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und unbedenklichen Materialien ist gerade im „körpernahen“ Bereich der Damenhygiene-Produkte stark spürbar. Außerdem arbeiten die Hersteller weiter intensiv daran, das Thema Periode zu enttabuisieren.

Für die Hälfte der Weltbevölkerung ist die Regel nun mal die Regel. Manchmal lästig und gerade für junge Mädchen gewöhnungsbedürftig, aber nun mal völlig normal. Und während man früher im Boden versinken wollte, wenn einem ein Tampon aus der Tasche gekullert ist, haben die Markenartikler dem Thema mit vielerlei Ansätzen und Kommunikationsmaßnahmen einen guten Teil seiner Schamanhaftung genommen. Und das ist gut so. Ebenso wie die kürzlich erfolgte Reduktion des Mehrwertsteuersatzes von 20% auf 10%, die viele Hersteller schon lange eingefordert haben und nun unisono begrüßen. Die auch medial recht breit ausgetragene Diskussion um den von vielen als zu hoch empfundenen Steuersatz hat das Thema Menstruation jedenfalls wieder mal in die breite Masse geholt und insofern sicher auch einen Schritt zur weiteren Enttabuisierung beigetragen.

Breiter.

Das Gros der Konsumentinnen setzt übrigens weiterhin auf Tampons oder Binden. Nicht zuletzt aufgrund des starken Nachhaltigkeitstrends ist jedoch zuletzt ordentlich Schwung in die Sortimente gekommen, die mittlerweile auch unterschiedlichste Alternativen umfassen. Insbesondere die jüngere Zielgruppe ist bzgl. des verwendeten Produktes keineswegs festgefahren. „Häufig werden während der Menstruation parallel verschiedene Produkte verwendet und ausprobiert. Im Laufe der Zeit nimmt der parallele Gebrauch unterschiedlicher Produkte aber ab“, berichtet uns Mathias Geyer, Head of Sales & Customer Activation Austria bei Johnson & Johnson. Das Unternehmen stellt sowohl bei Tampons („o.b.“, Markanteil: 79%; Nielsen, YTD 2020 KW 39) als auch bei Slipeinlagen („Carefree“) den Marktführer, seit vergangenen Herbst ist man mit „Carefree“ auch in der Binden-Kategorie vertreten. Wie es sich für eine starke Marke gehört, ist man nicht nur bestrebt, die Produkte laufend zu verbessern, sondern zugleich auch deren Nachhaltigkeit zu erhöhen. „Wir sind der Überzeugung, dass die Gesundheit einer Frau fundamental mit der Gesundheit der Umwelt verbunden ist“, so Geyer. So verzichtet man bei „Carefree“ seit geraumer Zeit auf den farbigen Aufdruck auf der Oberfläche der Slipeinlagen, um nur ein Beispiel zu nennen. 

Gute Nacht.

Die Marke „always“ (P&G) sorgt gerade mit einer Neuheit im Bindenbereich für Abwechslung: „always Secure Night“ soll Frauen durch sicheren Auslaufschutz ruhige Nächte während der Tage verleihen. Doch auch im Segment Menstruationstassen ist „always“ mittlerweile vertreten. Denn, so Brand Communications Manager Sandra Ohl, P&G: „Jede Frau ist anders und jeder Tag stellt unterschiedliche Anforderungen an die Damenhygiene. Daher ist ein umfangreiches Sortiment essentiell, welches für jedes Bedürfnis das passende Produkt bietet.“ Auch P&G streicht seine Nachhaltigkeitsbemühungen in diesem Bereich heraus: So sind acht der zehn Produktionsstandorte „Zero Manufacturing Waste to Landfill“-zertifizierte Fabriken – hier fällt also keinerlei Deponiemüll an.

Immer wieder.

Aus dem Damenhygiene-Regal nicht mehr wegzudenken, ist auch die Marke „Selenacare“ (New Systems HandelsGmbH). Neben Menstruationstassen bietet man mittlerweile auch wiederverwendbare Slipeinlagen, Binden sowie Periodenunterwäsche – also waschbare Unterwäsche, die so saugfähig und auslaufsicher ist, dass sie die Verwendung zusätzlicher Produkte überflüssig macht. „Weg von Einwegartikeln, die die Umwelt belasten, hin zu nachhaltigen Produkten – so sehen wir bei ‚Selenacare‘ die Zukunft“, hält Gregor Konrad, Sales Director der New Systems HandelsGmbH, fest. 

2021.

Auch The Female Company offeriert vielerlei alternative Damenhygiene-Produkte, wie z.B. Menstruationstassen und Periodenunterwäsche. Ansprechen will man damit alle menstruierenden Menschen und all die, die für diese einkaufen möchten. „Seit letztem Jahr erreichen wir mit Werbeanzeigen sogar einen großen Anteil Väter und Partner, die für ihre Tochter, Ehefrau oder Freundin bei uns einkaufen – willkommen in 2021!“, meint Co-Gründerin Ann-Sophie Claus mit einem Augenzwinkern. Ihr Anliegen: „Wir möchten das schambehaftete Gefühl rund um diese Produktkategorien vollständig ändern.“ Und diese Einstellung scheint unter den Herstellern die Regel zu sein.