Am Scheideweg

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Wie in allen anderen Bereichen haben Frauen je nach Lebensphase und Charakter auch in Sachen Damenhygiene sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Die Hersteller begegnen dem durch eine starke Individualisierung der Produkte. Und auch alternative Produkte sind auf dem Vormarsch.

Was für die eine super passt, zwickt und zwackt bei der anderen und was vor einem Jahr noch die beste Lösung war, kann durch eine Änderung der Lebensumstände heute schon inadäquat sein. Die Rede ist nicht nur von der Entscheidung Binden, Tampons oder doch eine alternative Lösung, sondern auch von der jeweils richtigen Größe, dem passenden Material und natürlich auch der Marke. Entsprechend ist im Damenhygiene-Regal eine möglichst große Produktvielfalt gefragt. Die Markenartikler sorgen aktuell jedenfalls für die gewünschten Auswahlmöglichkeiten und bieten immer individuellere Lösungen an. Dazu gehört auch der Aufschwung von alternativen Produktideen wie etwa Menstruationstassen, die – sicher auch befeuert durch den großen Nachhaltigkeitstrend und die No-waste-Bewegung – derzeit auf reges Interesse stoßen.

Immer noch.

Der Löwenanteil der Umsätze spielt sich derzeit freilich weiterhin im „konventionellen“ Bereich – also bei Binden und Tampons – ab. Marktführer bei Binden ist die Marke „Always“ (P&G) und sie konnte laut eigenen Angaben 2018 weiteres Wachstum verzeichnen. Der letzte Sortimentszugang war die „Always MyFit“-Linie, die dafür sorgt, dass jede Konsumentin die hinsichtlich Größe und Saugstärke perfekt auf sie abgestimmte Binde wählen kann. Während man bei P&G damit rechnet, dass bedingt durch die demographischen Veränderungen der Bedarf an Monatshygieneprodukten langfristig zurückgehen wird, erwartet man im Bereich tägliche Hygiene – konkret bei Slipeinlagen – in der Zukunft deutliches Wachstum. „Zukünftig wollen wir im Bereich der Damenhygiene zum einen unser Premiumsegment bei den Binden weiter stärken und die Konsumentinnen außerdem von einer Kombiverwendung von Binden für die Zeit während der Periode und von Slipeinlagen an allen anderen Tagen überzeugen“, kündigt Vertriebsleiterin Astrid Schweiger an. Was das Marketing angeht, so wird man weiterhin auf reichweitenstarkes TV sowie auf Sampling und PoS-Aktionen setzen.

Passt.

Auch im Hause Johnson & Johnson ist man bemüht, das Portfolio noch stärker an die Bedürfnisse der Zielgruppe anzupassen. Zu diesem Zwecke hat man letztes Jahr gemeinsam mit der Gesellschaft für Konsumforschung im Rahmen einer Studie Frauen zu ihrem Tamponkauf befragt. Herausgekommen ist dabei u.a., dass 71% der Frauen gewöhnlich nur eine Saugstärke kaufen, was an den leichteren Tagen als unkomfortabel empfunden werden kann. Eine pragmatische Lösung dafür offeriert Johnson & Johnson durch die Einführung der „o.b. ProComfort Selection Packs“. Diese vereinen zwei Saugstärken in einer Packung und erleichtern Frauen somit den Griff zur richtigen Größe. Was die Qualität der Tampons angeht, so freut man sich bei Johnson & Johnson über die Bestnote „sehr gut“ in einem Test des Magazins Öko-Test und betont, dass dabei keiner der oft diskutierten kritischen Stoffe (wie optische Aufheller, Formaldehyd, halogenorganische Verbindungen oder Pestizide) nachgewiesen wurden. „o.b.“ hält übrigens mit einem Anteil von 79% weiterhin eindeutig die Marktführerschaft im Tampon-Segment (Nielsen, Sanpro, AT, LEH+DM inkl. Discount, YTD/YTD-1, 43/2018).

Flexibel.

Auch bei Slipeinlagen geht Johnson & Johnson verstärkt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ein und hat dieses Jahr das „Carefree“-Sortiment um zwei neue Größen ergänzt. So gibt es „FlexiComfort with cotton extract“ und „classic with cotton extract” jetzt auch jeweils als „ExtraFit“-Größe, d.h. breiter und länger als die „normalen“ Slipeinlagen und somit ideal für größere Konfektionsgrößen oder Slipformen. In Zeiten, wo Nachhaltigkeit und übermäßiger Müll omnipräsente Themen sind, betont man bei Johnson & Johnson, dass stetig daran gearbeitet wird, den ökologischen Fußabdruck zu verringern. So werden etwa die Fasern für die „o.b.“-Tampons aus zertifizierten, nachhaltig bewirtschafteten Forstgebieten in Europa gewonnen. Drei Viertel der Kartonverpackungen des Unternehmens bestehen aus Recyclingpapier, der Rest stammt aus erneuerbaren Quellen. Insgesamt wurden die CO2-Emissionen von 2010 bis 2017 um 91% reduziert.

Uneingeschränkt.

Immer öfter sehen sich Frauen aber auch nach Alternativen zu den klassischen Hygieneprodukten um – und so gibt es auch hier mittlerweile eine wachsende Auswahl. Joydivision etwa offeriert bereits seit 1998 sog. „Soft-Tampons“, also fadenlose Tampons mit weicher Konsistenz, die aus einem Schwamm-Material gefertigt werden. Kürzlich wurden die Packungen modernisiert und inhaltlich überarbeitet, damit die Produktvorteile noch besser ersichtlich sind. Apropos: Die Stichworte „Swim, Sport, Spa, Love“ an prominenter Stelle auf der Packung machen auf einen Blick deutlich, worauf man damit nicht verzichten muss. Zur Entwicklung der Verkaufszahlen schildert PR Managerin Angela Mohlfeld: „Frauen sind nicht mehr bereit, sich während ihrer Tage einschränken zu lassen und das kommt natürlich unseren ‚Soft-Tampons‘ zugute.“ 

Hoch die Tassen.

Ein verstärktes Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit und Müllvermeidung hat in der jüngeren Vergangenheit auch immer mehr Konsumentinnen ins Segment Menstruationstassen geführt, die freilich weiterhin ein Nischenprodukt darstellen, jedoch großes Wachstumspotential für die Zukunft haben. Diese Schalen fangen das Regelblut auf statt es aufzusaugen und können einfach (nach bis zu zwölf Stunden) entleert, ausgewaschen und wiederverwendet werden. Menstruationstassen kommen ohne Bändchen aus, trocknen die Scheide nicht aus und können etwa auch beim Schwimmen verwendet werden. Viel spielt sich hier im Online-Handel ab, mittlerweile sind die Produkte aber auch im LEH und DFH etabliert. Einer der wichtigsten Player im stationären Bereich ist die Marke „Selenacup“ von der New Systems HandelsGmbH, die aus einem entsprechenden Test des „Konsument“ (6/2018) als Siegerprodukt hervorging. Neben der Premium-Variante „Selenacup“ stehen auch der mittelpreisig positionierte „Selenacup Basic“ sowie die günstige Variante „t.o.c.“ (kurz für „Tage ohne Chemie“) zur Verfügung. Allesamt werden diese Produkte aus medizinischem Silikon gefertigt. Auch passende Reinigungsprodukte wie eine Flüssigseife sowie Feuchttücher (praktisch für unterwegs) stehen zur Verfügung. Die New Systems-Geschäftsleitung glaubt jedenfalls an ihr Portfolio: „Ich bin überzeugt, dass diese Produkte die gesamte Kategorie Damenhygiene herausfordern werden.“

Zehn.

Auch die Marke „Me Luna“ ist im aufstrebenden Segment der Menstruationstassen aktiv und feiert nächstes Jahr 10-jähriges Produktionsjubiläum. Zu diesem Anlass will die Marke mit besonderen Aktivitäten von sich hören lassen. Zur Entwicklung der Verkaufszahlen schildert Inhaber Frank Krüger: „Es ist seit zehn Jahren eine stetige Erhöhung der Nachfrage zu verzeichnen.“ Und auch er ist sicher: „Der Trend zu wiederverwendbaren Produkten wird nicht mehr zurückdrehbar sein.“

Für die Umwelt.

Heuer ist auch die Marke „Fair Squared“ in den wachsenden Markt für Menstruationstassen eingestiegen und offeriert den „Fair Squared Period Cup“ in zwei verschiedenenen Größen. Die Besonderheit: Diese Tasse wird aus fair gehandeltem Naturkautschuk hergestellt und soll dadurch insbesondere umweltbewusste Frauen ansprechen. Gründer und Geschäftsführer Oliver Gothe zu dieser Positionierung: „Es werden zunehmend nachhaltigere Produkte gefragt, die die Natürlichkeit unterstützen und sich umweltfreundlich positionieren.“Für die Umwelt. Heuer ist auch die Marke „Fair Squared“ in den wachsenden Markt für Menstruationstassen eingestiegen und offeriert den „Fair Squared Period Cup“ in zwei verschiedenenen Größen. Die Besonderheit: Diese Tasse wird aus fair gehandeltem Naturkautschuk hergestellt und soll dadurch insbesondere umweltbewusste Frauen ansprechen. Gründer und Geschäftsführer Oliver Gothe zu dieser Positionierung: „Es werden zunehmend nachhaltigere Produkte gefragt, die die Natürlichkeit unterstützen und sich umweltfreundlich positionieren.“

Waschbar.

Die „No waste“-Thematik ist übrigens auch im Slipeinlagen-Segment bereits spürbar: Während Wiederverwendungs-Konzepte früher der Selbermacher-Nische vorbehalten waren, fand die waschbare Slipeinlage „Meine Wollke“, bekannt aus der TV-Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ im Oktober sogar den Weg in den DFH. Die Einlage besteht zu 100% aus Bio-Baumwolle und ist in vier verschiedenen farbenfrohen Designs und Modellen erhältlich.