An Relevanz gewonnen

Jedes Jahr aufs Neue sehen wir, wie die Nutzerzahlen der Online-Aktionsportale steigen, neue Features hinzukommen und wie sich die Beziehung zwischen Online- und Print-Flugblättern langsam sortiert. Heuer gab es aber eine Beschleunigung der sonst konstanten Entwicklung.

Geht es um digitale Innovationen, lässt sich immer wieder feststellen: Die Tatsache, dass es eine neue auf den ersten Blick bahnbrechend gute Technologie (insbesondere für Kommunikation) gibt, bedeutet noch lange nicht, dass diese auch von einem Tag auf den anderen genutzt wird und Bestehendes sofort ablöst. Selten haben wir in den vergangenen Jahren echte Revolutionen aufgrund von Digitalisierung erlebt, oft aber Evolutionen. So auch in Sachen Flugblatt. Flugblätter online, v.a. am Handy, verfügbar zu machen ist per se eine sensationelle Idee: Man hat die aktuellen Aktionen des Handels am Smartphone und damit immer im Hosensack. Allerdings hat auch dieses Service Jahre benötigt, um bei den Verbrauchern wirklich Relevanz zu erhalten. Einen voraussichtlich großen Schritt in diesem Prozess hat aber vermutlich das Corona-Jahr gebracht: Von Besprechungen mit Kunden und Kollegen bis hin zum Online-Shoppen, ein Großteil der Bevölkerung war heuer gezwungen oder auch geneigt, sich mit digitalen Lösungen zu befassen, die man vielleicht bisher als eher wenig spannend wahrgenommen hatte. Und damit ist nun ein Prozess im Gange, der der digitalen Welt generell einen ordentlichen Schub verpasst. Auch wenn es darum geht, die Verbraucher über die Aktionen des Handels, die wichtige Frequenzbringer darstellen, zu informieren. Robert Coric, Leiter Digital Advertising Services Österreichische Post AG: „Positive Auswirkungen konnten auch bei uns festgestellt werden. Seit Anfang April ist die Anzahl der durchschnittlichen Nutzer des Aktionsfinders im Vergleich zu den Vormonaten deutlich gestiegen. Erfreulich ist zudem, dass sich die Loyalität der App-Nutzer nach dem Lockdown im Schnitt um 20% erhöht hat.“ 

Gute Beziehung.

Robert Coric, Leiter Digital Advertising Services Österreichische Post AG

Aber auch dieser Corona-Push bedeutet nicht, dass das „alte“ Medium Print-Flugblatt abgeschrieben ist. Coric: „Obwohl die digitale Welt verstärkt in die Tagesroutine der Konsumenten rückt, stellen physische Flugblätter nach wie vor ein bewährtes Werbemittel dar, auf das der Handel nicht verzichten kann und will. Die beiden Medien koexistieren und Online tritt nicht als Bedrohung auf, sondern als wertvolle Ergänzung und Bereicherung.“ Dass dem so ist, bestätigt übrigens auch eine interne Umfrage des Aktionsfinders, nach der mehr als 50% der User sowohl das physische als auch das digitale Flugblatt nutzen. Dennoch: Über das digitale Flugblatt lassen sich auch jene erreichen, die die Print-Version nicht erhalten. Coric: „Somit sind digitale Flugblätter Teil einer ausgefeilten Multichannel-Strategie. Sie nehmen im Mediamix auch eine immer größere Bedeutung ein, da die Händler wahrnehmen, dass sie eine zusätzliche Möglichkeit sind die Kunden zu erreichen.“ Und man erreicht auf Aktionsplattformen ja auch nicht irgendwen, sondern eben genau jene Konsumenten, die ein Interesse an Aktionen haben und den Einkauf auch durchführen.


Zugänglicher. Entscheidend für die Nutzung eines digitalen Angebots ist natürlich eine hohe Bedienerfreundlichkeit. Umso reibungsfreier, attraktiver und einfacher etwas funktioniert, umso schneller ist man schließlich überzeugt. Der Aktionsfinder hat daher kürzlich sein Produktangebot erweitert und das „Aktionsfinder Digilet“ gelauncht. Das neue Format stellt Online-Prospekte noch übersichtlicher und nutzerfreundlicher dar. Coric: „Damit wirken wir Problemen entgegen, die beim Abbilden der klassischen Prospekte auf mobilen Endgeräten entstehen. Wir setzen dabei auf optimierte Schriftgrößen, größere Produktfotos oder auch prominente Call to Action-Buttons und Verlinkungen etc.“ Dass das ankommt, hat man bereits bei ersten erfolgreichen Kampagnen (u.a. mit DM) bewiesen.  

Nachhaltige Entwicklung.

Oliver Olschewski, CEO Offerista Group Austria

Mit mehr als 1 Mio. Nutzern pro Monat ist Wogibtswas weiterhin das am häufigsten genutzte Aktionen-Portal des Landes. Seit 2018 ist man Teil der Offerista-Gruppe und hat nun auch den Namen des Unternehmens entsprechend geändert. Die Marke „Wogibtswas“ bleibt allerdings für den B2C-Bereich bestehen. Auch hier beschäftigt man sich mit optimierten und maßgeschneiderten Lösungen für noch mehr Attraktivität der Services. Oliver Olschewski, CEO: „Wir glauben, dass die Entwicklung nicht damit stoppt, dass man das Print-Flugblatt einfach in die digitale Welt kopiert. Aus diesem Grund arbeiten wir auch gerade an einem dynamischen Flugblatt, das für die mobile Nutzung optimiert ist und sich nutzerfreundlicher gestaltet.“ Die Pandemie und ihre Auswirkungen sieht man nicht nur als Turbo bei den Nutzern, sondern nimmt ebenso eine Veränderung bei den Kunden wahr. Olschewski: „Wir glauben, dass die außergewöhnliche Situation viele Händler wachgerüttelt hat und Marketing-Strategien neu hinterfragt werden. Es gibt bereits viele namhafte Händler, die eine starke Reduktion der Print-Verteilung planen, um flexibler in digitale Maßnahmen zu investieren.“ Als entscheidenden Faktor für die steigende Nutzung von Online-Plattformen sieht Olschewski auch den Umweltgedanken. Olschewski: „Das Print-Flugblatt hat speziell in Österreich eine bewährte Sonderrolle. Doch die Bevölkerung verändert sich. Ein Faktor ist der steigende Umweltgedanke. Und dieser Wille zu Veränderung ist da: 65% der Verbraucher würden auf Print-Flugblätter verzichten, um der Umwelt etwas Gutes zu tun.“ 

Informationsinteresse.

Thomas Kern, Founder & CEO Marktguru

Den Umweltgedanken empfindet auch Marktguru als relevant für die kommende Entwicklung. Thomas Kern, GF Marktguru: „Da das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz nach wie vor an Wichtigkeit gewinnen wird, blicke ich gespannt in die Zukunft. In manchen europäischen Städten erfolgt die physische Flugblattverteilung nach dem Opt-In-Prinzip anstatt nach dem Opt-Out-Standard, den wir in Österreich praktizieren. Auch in Deutschland wird diese Umstellung in manchen Städten diskutiert.“ Dennoch ist man auch beim Marktguru überzeugt, dass Print und Online (weiterhin) zumindest mittelfristig eine gute Koexistenz führen werden.