Besiegelt biologisch

Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing

Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, analysiert im PRODUKT-Interview die aktuellen RollAMA-Zahlen hinsichtlich Bio-Lebensmittel und befasst sich mit den Schwerpunkten in der Kommunikation betreffend des AMA-Biosiegels.

PRODUKT:  Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wächst laut Ihrer letzten Pressemeldung. Worauf führt man dies bei der AMA-Marketing zurück?

Blass: Bio ist kein kurzfristiger Marketingtrend, sondern eine klar geregelte Wirtschaftsweise mit konkreten Werten. Das spricht die Konsumenten an. Aus unseren regelmäßigen Umfragen wissen wir, dass der Aspekt der Selbstfürsorge ein wichtiges Kaufmotiv ist. Bio-Käufer wollen sich und ihrer Familie etwas Gutes tun.

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PRODUKT: Denken Sie, die Zukunft heißt „Bio-Lebensmittel“?

Blass: Auch hier möchte ich unsere aktuelle Motivanalyse zitieren: 52% der Befragten denken, dass Lebensmittel aus biologischer Produktion weiterhin an Bedeutung gewinnen werden. Die Zustimmung ist seit der letzten Umfrage 2015 gewaltig gestiegen. Bio ist nicht mehr ausschließlich für besondere Anlässe reserviert. 15% konsumieren so gut wie täglich mindestens ein biologisches Produkt, ein Drittel zumindest mehrmals wöchentlich. Auch in der Gastronomie werden immer mehr biologische Zutaten verwendet, wenngleich die Bio-Anteile insgesamt auf niedrigerem Niveau liegen.


PRODUKT:
Das AMA-Biosiegel basiert auf strengeren Kriterien als der Gesetzgeber für Bio-Produkte vorsieht. Warum?

Blass: Für die Landwirtschaft gilt die EU-Bio-Verordnung sowie eventuell weiterführende Kriterien von Bioverbänden. Das EU-Biologo ist verpflichtend auf allen verpackten Bio-Lebensmitteln anzubringen. Die AMA-Biosiegel-Richtlinie setzt auf Ebene der Verarbeitung und des Handels an. Es kann zusätzlich angebracht sein, wenn freiwillig höhere als die gesetzlichen Bio-Standards bei der Herstellung eingehalten wurden. Darüber hinaus garantiert die rot-weiße Version heimische Rohstoffe sowie die Be- und Verarbeitung in Österreich. Also mehr Bio, mehr Qualität und eine klar nachvollziehbare Herkunft.

PRODUKT: Ihre neue Kampagne setzt am grünen EU-Biologo an. Warum?

Blass: Viele Konsumenten fühlen sich ob der Zeichen, Logos und Marken auf Bio-Lebensmitteln überfordert. Mit unserer neuen Kampagne wollen wir das grüne EU-Biologo als verpflichtendes und staatliches Erkennungszeichen für Bio bekannter machen. Dieses Zeichen finden Sie unabhängig von der Einkaufsquelle, also im Supermarkt, im Biofachhandel oder beim Direktvermarkter.
Die Konsumenten sollen Bio nicht nur erkennen, sondern auch wissen, worin die Unterschiede zu konventionellen Lebensmitteln liegen.


PRODUKT: Der Anteil an Produkten mit AMA-Biosiegel beträgt laut der jüngsten RollAMA 8,6%. Wie sind Ihre Zukunftspläne, was die Verbreitung betrifft und durch welche Maßnahmen wird dies gefördert?

Blass: Unsere Bio-Information sieht einen breiten Mix aus Maßnahmen above und below the line vor. Die Kampagne umfasst klassische Plakate, mit denen wir reichweitenstarke Aufmerksamkeit erzielen möchten. In Print-Anzeigen und Advertorials können wir die Inhalte vertiefen. Bio-Produktion braucht viel Erläuterung, daher setzen wir auf dialogorientierte Maßnahmen wie Social Media oder den direkten Kundenkontakt bei den Bio-Aktionstagen im September. Bio wächst nicht nur in Österreich, die Bio-Märkte in Deutschland, in Frankreich oder den skandinavischen Staaten boomen. In diesen Ländern treffen eine hohe Kaufkraft und eine starke Nachfrage nach Bio-Produkten zusammen, die die Produktion im eigenen Land bei weitem übersteigt. Wir unterstützen die Exportaktivitäten der Produzenten mit informations- und kontaktintensiven Maßnahmen wie Verkostungen direkt am Point-of-Sale oder Auftritten bei Fach- und Publikumsmessen.


PRODUKT:
Was sind Ihre Wünsche an den Handel in Sachen Bio-Lebensmitteln?

Blass: Zunächst ist die historische Leistung des Handels beim Bio-Absatz zu würdigen. Bio stünde nicht da, wo es heute steht, ohne die Kompetenz des LEH. Das hat allerdings dazu geführt, dass die Deutungshoheit ein Stück weit von den Produzenten zum Handel gewandert ist. Um den Mehrwert von Bio zu kommunizieren, müssen die Leistungen der Bauern wieder in den Vordergrund gestellt werden. Davon profitieren Produzenten, Verarbeiter, Handel und letztlich die Konsumenten gleichermaßen.

PRODUKT: Vielen Dank für das Gespräch.