Bitte zurückbringen!

Harald Bauer, GF dm, ruft seine Kunden dazu auf, leere Plastikflaschen direkt in die Geschäfte zurückzubringen.

Der Großteil der in Österreich anfallenden Kunststoffverpackungen, insbesondere im Nonfood-Bereich, wird noch nicht recycelt – und zwar u.a. aufgrund der dafür nicht vorhandenen Strukturen. dm hat sich dieser Problematik nun selbst angenommen und fordert seine Kunden auf, Plastikflaschen in die Filialen zurückzubringen, damit sie wieder dem Materialkreislauf zugeführt werden können. Wir haben mit dm-Geschäftsführer Harald Bauer über die Sinnhaftigkeit dieser Initiative gesprochen.

PRODUKT: Seit Kurzem läuft das Pilot-Projekt Verpackungsrücknahme in den dm-Filialen. Was sind die Hintergründe dieser Initiative?
Bauer: Das Pilotprojekt wurde aus zwei Gründen ins Leben gerufen: Einerseits, um den Anteil an Recyclingmaterial in den Kunststoffverpackungen der dm-Marken-Produkte weiter zu steigern und andererseits, um auf die eingeschränkte Verfügbarkeit von Rezyklat am Markt hinzuweisen. Trotz der unglaublichen Zahl von 330.000 Tonnen an Kunststoffverpackungsmüll, der allein in unserem Land jedes Jahr anfällt, und der hohen Sammelbereitschaft der Österreicher und Österreicherinnen über den gelben Sack bzw. die gelbe Tonne, werden aktuell nur 25% recycelt. Denn der Großteil des Sammelguts landet in der Verbrennung – mit allen negativen Folgen für unser Klima, wenn erdölbasierte Stoffe in Form von CO₂ in unserer Atmosphäre „entsorgt“ werden. Daher rufen wir unsere Kundinnen und Kunden dazu auf, ihre leeren Flaschen wieder in die Filialen zurückzubringen. So können wir gemeinsam sicherstellen, dass hochwertige Verpackungsmaterialien im Kreislauf gehalten und Flaschen wieder zu Flaschen werden.

PRODUKT: Das sortenreine Plastik wird zu einem Verwerter in Deutschland geschickt – warum?
Bauer: Im Rahmen der derzeitigen österreichischen Kunststoffsammlungen und -verwertungen kann mangels dazu geeigneter Unternehmen nicht sichergestellt werden, dass die daraus gewonnenen Rezyklate für kosmetische Produkte geeignet sind, da die notwendigen gesetzlichen Anforderungen dafür aktuell nicht erfüllt werden. Anders die Voraussetzungen bei unserem grenznahen Recycler in Deutschland: Hier ist man befugt, die Qualitätskontrolle und die Verwandlung in hochwertiges Rezyklat vorzunehmen, bevor es sich beim ebenfalls in Deutschland angesiedelten Verpackungsproduzenten in neue Flaschen für die dm-Marken verwandeln kann.

PRODUKT: Ist der Abfall tatsächlich so wertvoll, dass dieser Aufwand gerechtfertigt ist?
Bauer: Ja und Nein. Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Pilotprojekt derzeit, wenn überhaupt, ein Nullsummenspiel. Auf lange Sicht hoffen wir aber, einen wichtigen Impuls für ein fähiges Kreislaufwirtschaftssystem in Europa zu setzen. Wir sind uns bewusst, dass wir als international agierendes Unternehmen über ein nicht unwesentliches Potential verfügen, einen positiven Beitrag zur Erfüllung der einschlägigen europäischen und nationalen Zielsetzungen zur Steigerung der Recyclingquoten zu leisten. 

PRODUKT: Bis 2025 sollen 90% der Nonfood-Kunststoff-Verpackungen der dm-Marken zu mind. 30% aus Recyclingmaterialien bestehen. Ist das mit den bestehenden Strukturen ein erreichbares Ziel?
Bauer: Um den Kreislauf zu schließen, ist das Zusammenspiel von Design, Produkt- und Verpackungsherstellern, Händlern, Kunden, Entsorgern und Recyclingunternehmen unabdingbar. Bei dm setzen wir hier an zwei Punkten an: Zum einen gestalten die dm-Marken ihre Verpackungen nach den Design 4 Recycling Regeln, um ihre ideale Recyclingfähigkeit sicherzustellen, zum anderen wollen wir über Projekte wie dem der Verpackungsrücknahme auf die Notwendigkeit hinweisen, neue und Kreislaufwirtschaft freundliche Strukturen in der Abfallwirtschaft zu schaffen. Dabei sind wir äußerst positiv, dass letzten Endes alle an einem gemeinsamen Strang ziehen werden, gilt es doch jetzt als Gesellschaft zukunftsfähig zu bleiben.

PRODUKT: Danke für das Gespräch!