Bubbles we like

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Schaumweine liegen schwer im Trend – nicht nur, aber natürlich ganz besonders zu den großen Feiertagen, die uns jetzt ins Haus stehen. Die Absätze im LEH haben sich jedenfalls, auch zwischen den Lockdowns, sehr erfreulich entwickelt. Wir sehen uns den Markt, die Trends und die Herausforderungen an.

Der Schaumwein-Markt ohne Champagner (also die Nielsen-Segmente Weincocktails, Frizzante, Spumante/Sekt) ist bereits 2020 vs. 2019 um 12% im Absatz und 6,2% im Umsatz gewachsen (der Dämpfer beim Umsatz ist dem Fall der Sektsteuer zuzuschreiben). Wobei das größte Segment Spumante/Sekt am stärksten zugelegt hat (+15,9% Absatz und +7,2% Umsatz) und Frizzante am schwächsten (+3,7% Menge, +1,9% Wert). Im aktuellen Periodenvergleich (KW 1 bis 28/2021 vs. 2020) zeigt sich, dass sich dieser Trend fortsetzt: Schaumwein wächst weiterhin um 18,2%, bei der Menge am dynamischsten wiederum jene Produkte, die dem Segment Spumante/Sekt zugeordnet werden (+21% Menge). Somit lässt sich bereits eine erste Vorliebe der Österreicher festhalten, nämlich jene nach Schaumweinen, die eine natürliche Gärung (im Tank oder in der Flasche) hinter sich haben und auch preislich (meist) höher als Frizzante angesiedelt sind. 

Sì, certo.

Ein Blick auf die Vorlieben nach Ländern zeigt, dass die Italiener (Prosecco Spumante und Frizzante) ungebrochen beliebt sind. Jedenfalls wächst deren Marktanteil (siehe Factbox), während die Marktanteile von Sparklings aus Österreich als auch aus Deutschland leicht zurückgehen. Hier haben zwar keine riesigen Veränderungen stattgefunden, aber eben auch keine Trendumkehr, was schlicht und ergreifend bedeutet: Die Österreicher mögen den italienischen Geschmack und, sehr wahrscheinlich, auch die italienische Art Schaumwein zu konsumieren. Prosecco transportiert eben nach wie vor weniger Festlichkeit und Eleganz – weshalb er z.B. zu Weihnachten und Silvester weniger relevant ist als Sekt – aber dafür umso mehr Leichtigkeit und Ausgelassenheit (z.B. auch als Zutat in Weincocktails).

Rosarot.

Henkell Freixenet hat sowohl Sekt („Henkell“, „Kupferberg“) als auch Prosecco („Mionetto“) sowie Cava und auch Champagner im Portfolio, die Entwicklung sieht man sich daher natürlich sehr genau an. Philipp Gattermayer: „Prosecco war im zurückliegenden Jahrzehnt Treiber der weltweit positiven Schaumweinentwicklung. Auch in den nächsten Jahren dürfte sich diese Entwicklung fortsetzen, nicht zuletzt durch die Einführung von Prosecco Rosé.“ Womit Gattermayer das nächste Trend-Thema anstößt: Rosé – über alle Segmente und Herkünfte – legt weiterhin zu und hat mittlerweile einen Marktanteil von 23% (Nielsen, exkl. H/L, Menge, YTD KW 1 bis 28/2021). Gattermayer: „Sparkling Rosé ist seit Jahren sowohl international als auch in Österreich auf Wachstumskurs. Als leichter und unkomplizierter Trinkgenuss ist er darüber hinaus ein vielfältiger Speisenbegleiter. So kommen wir auch mit unserem ‚Mionetto Prosecco Rosé‘, den wir heuer eingeführt haben, genau diesem Wunsch der Konsumenten nach.“ 

Bio, auch logisch.

Und dann gibt es da noch ein Trend-Thema, das sowohl der Marktführer Henkell Freixenet (jede dritte in Österreich im LEH verkaufte Flasche kommt von Henkell Freixenet), aber auch alle anderen Marktteilnehmer im Auge behalten: Bio-Schaumweine. Gattermayer: „Bio liegt im Trend – dies haben wir bereits im Jahr 2017 erkannt, alle Bio-Zertifizierungen eingereicht, bestanden und den ersten Marken-Prosecco mit ‚Mionetto Bio‘ auf den Markt gebracht.“ Auch die heimischen Sektkellereien sind davon überzeugt. So etwa Peter Szigeti von der Sektkellerei Szigeti: „Die Nachfrage ist nach wie vor vorhanden und leicht steigend. Dieser Trend wird sich auch weiter fortsetzen. Allerdings ist es schwierig die Trauben bzw. Grundweine für die Versektung zu beschaffen. Wir haben Partner im Bezirk gefunden, die Menge ist aber limitiert und nur langsam ausbaufähig. Die Umstellung dauert Jahre.“ Auch Kattus – und seit wenigen Wochen Schlumberger – präsentieren neuerdings Sekte mit Bio-Siegel. Was gar nicht einfach ist, wie Johannes Kattus erzählt: „Die Bio-Herstellung, bei der zur Gänze auf Herbizide und Pestizide verzichtet wird, ist anspruchsvoller und kostenintensiver: Der Personalaufwand ist im biologischen Anbau höher und der Ertrag der Lese volatiler. Zusätzlich sind die Anforderungen durch biokonforme Hefe und Nährstoffe komplexer. Die einzuhaltenden Grenzwerte sind strenger und in Summe sind alle Produktionsfaktoren teurer als bei herkömmlichen Schaumweinen.“ Kattus ist aber dennoch überzeugt von dieser Investition und lanciert nach dem erfolgreichen Start von „Kattus Organic“ 2019 heuer die Rosé-Variante „Kattus Organic Rosé“. 

Innovativ.

Die Sektkellerei Schlumberger ist nicht nur für ihre lange Tradition bekannt, sondern auch für den innovativen Geist, der immer wieder für neue Produkte und Strategien sorgt. So bedient man längst alle bisher genannten Trend-Themen – man wird zum Beispiel mit der „Sparkling-Spring“-Kampagne im Auftritt und bei den Verwendungsanlässen leichter, luftiger und rosa, setzt mit den Aktivitäten rund um den österreichischen Sekt auf hohe Qualität und aktuell mit gleich zwei Launches auf zwei weitere starke Trends: Zum einen kommt mit „Schlumberger Grüner Veltliner Bio Klassik Brut“ das erste biologisch zertifizierte Produkt des Hauses auf den Markt – und darf sich von Beginn an über viel positive Resonanz freuen (siehe auch Seite 24 zu unseren best launches). Und zum anderen, ganz besonders aktuell: Mit „Hochriegl Oh’Secco“ in den Varianten „Bianco“ und „Rosato“ wird ein Produkt lanciert, das im Geschmack (mit seiner etwas höheren Dosage) an typisch italienische Schaumweine erinnert. Benedikt Zacherl, GF Schlumberger: „Mit diesen Innovationen will das Wiener Traditionshaus mit über 130-jähriger Erfahrung in der Sektherstellung bewusst jene Zielgruppe ansprechen, die Schaumweine nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern jederzeit als spritzigen Aperitif genießt und gerne dem ‚Dolce Vita‘ frönt.“ 

Die Preisfrage.

Die Trends sind relativ klar und auch nachvollziehbar. Die Verbraucher wünschen sich Leichtigkeit und gute Stimmung im Glas, gerne in Rosa und zunehmend auch mit Bio-Siegel. Spannend gestaltet sich allerdings die Frage nach den Gestehungskosten der prickelnden Sparklings, denn die Grundwein-Preise schießen beachtlich in die Höhe. Die Gründe dafür sind vielfältig. Gattermayer: „Ernteausfälle führten dazu, dass die Weinproduktion in ganz Europa drastisch reduziert werden musste, fast auf das Niveau von 2017 zurückfiel und eine der kleinsten Ernten der letzten 20 Jahre war. Hinzu kommt die ungebrochen starke Nachfrage nach Trendrebsorten und die exorbitant steigende Nachfrage nach Prosecco.“ Benedikt Zacherl, Schlumberger, führt für den österreichischen Markt aus: „Aktuell sehen wir bei österreichischen Trauben eine Teuerung von 25 bis 30%. Wir setzen grundsätzlich auf langfristige Verträge mit unseren Partnern, die uns dabei helfen, Preisschwankungen teilweise auszugleichen. Insgesamt erreichen die steigenden Rohstoffpreise, aber auch die weiteren Kostensteigerungen ein noch nie dagewesenes Ausmaß, das wir aktuell evaluieren – langfristig gesehen werden sich Preisanpassungen aber nicht vermeiden lassen."