Don´t DIY

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Bei einem Produkt wie Konfitüre, das v.a. mit Selbstgemachtem konkurriert, brauchen die Markenartikler gute Argumente. Ins Treffen führen die Hersteller v.a. Qualität und Herkunft.

Der Konfitürenmarkt war 2017 nach einem 5,1%igen Umsatzwachstum 42,8 Mio. € schwer. Betrachtet man die Entwicklung jedoch auf Mengenbasis, ergibt sich ein anderes Bild: Hier gab es ein Minus in Höhe von 2,1% zu verzeichnen (Nielsen, LEH-Total ohne Hofer/Lidl). Das Wert-Plus resultiert demnach aus Preissteigerungen, die zu Beginn des Jahres umgesetzt wurden. Der leichte Mengenrückgang dürfte hingegen darauf zurückzuführen sein, dass die Österreicher letztes Jahr wieder mehr selbst eingekocht haben, worauf auch die im Sommer etwas erhöhten Gelierzucker-Verkaufsmengen hinweisen. „Das hat den Markt im zweiten Halbjahr 2017 leicht zurückgehen lassen“, erklärt Martin Darbo, Vorstandsvorsitzender der A. Darbo AG. Spannendes Detail am Rande: Die direkte Wettbewerbs-Situation mit liebevoll Selbstgemachtem macht aus dem Konfitüren-Markt ein gutes Pflaster für Premium-Produkte. Dazu passt auch die Tatsache, dass der Eigenmarken-Anteil in dieser Warengruppe im klassischen LEH (ohne Hofer/Lidl) seit Jahren stagniert.

Bewusst.

Darbo streicht in der Kommunikation ja stets die Hochwertigkeit seiner Produkte hervor – und wurde für diese Strategie 2017 einmal mehr belohnt: Der Konfitürenumsatz des Unternehmens konnte auf 25,3 Mio. € gesteigert werden, was einem Marktanteil von 59,2% entspricht (Nielsen, LEH ohne Hofer/Lidl).  Für heuer sind einerseits intensive PoS-Aktivitäten sowie andererseits TV-Werbung für die „Naturrein“-Konfitüren geplant. Zwei intensive Kampagnen im Frühjahr und Herbst sorgen für einen prognostizierten GRP von 848. Natürlich gibt es aus dem Hause Darbo auch auf Produktseite wieder etwas zu berichten: Aktuell wird das „Kalorienbewusst“-Sortiment um die Sorte „Preiselbeere“ erweitert. Diese enthält nur 76 Kalorien pro 100g, punktet zugleich aber mit einem hohen Fruchtanteil von 60%.


»Nach der Obsternte werden die Kartenwieder neu gemischt.«
Martin Darbo, Vorstandsvorsitzender der A. Darbo AG

Sensibilisieren.

Sehr gut im Premiumsegment aufgehoben fühlt man sich auch bei Staud´s. Hier setzt man allerdings weniger auf klassische Werbeoffensiven denn auf ausgewählte Kommunikationsmaßnahmen, wie z.B. eine Kooperation mit Wiener Kulturinstitutionen. So unterstützt man etwa die 650 Jahr-Feierlichkeiten der Österreichischen Nationalbibliothek mit eigens gestalteten Etiketten der „Staud´s“-Marillenkonfitüre. Außerdem will man die Konsumenten hinsichtlich der Herkunft der Rohstoffe und Entstehung der Produkte sensibilisieren. „Denn“, so Geschäftsführer Stefan Schauer: „Wer weiß schon, was es heißt, um seine Marillen zu bangen, wenn mal wieder der späte Frost kommt?“


»Wer weiß schon, was es heißt, um seine Marillen zu bangen, wenn mal wieder der späte Frost kommt.«
Stefan Schauer, GF Staud´s

Hintergrund.

Ganz neu positioniert hat man sich letztes Jahr bei Zuegg. Nach einem umfassenden Relaunch will man den Konsumenten jetzt noch besser vermitteln, dass hinter der Marke „Zuegg“ ein Familienunternehmen mit fünf Generationen, eigenen Obstgärten und Oswald Zuegg an der Spitze steht. Kommuniziert wurde dies Ende des Jahres u.a. durch eine aufmerksamkeitsstarke OOH-Kampagne. Mit dem Ergebnis ist man durchaus zufrieden, konnte Zuegg doch lt. eigenen Angaben mengenmäßig um 30,6% wachsen und freut sich zudem über zusätzliche Listungen.

Besonders.

„Die Verbraucher legen zunehmend Wert auf Qualität“, ist auch Zentis-GF Karl-Heinz Johnen überzeugt. Passend dazu bringt Zentis jetzt ein spezielles Produkt auf den Markt: Anlässlich des 125. Geburtstags des Unternehmens lanciert man die „Sonnen Früchte Jubiläums Edition“ in der Geschmacksrichtung „Erdbeere mit Rosenblüten verfeinert“ und will den Verbrauchern damit ein Produkt anbieten, das einem das Gefühl vermittelt, sich etwas wirklich Besonderes zu gönnen.

Wie von Muttern.
Bei „Bonne Maman“ setzt man – stimmig zu den aktuellen Trends – auf einen Look wie hausgemacht. Ganz neu im Sortiment ist jetzt eine „Quitten-Konfitüre mit Stücken“, die mit Rohzucker verfeinert wird. Erhältlich ist sie im 370g-Glas mit – typisch für „Bonne Maman“ – rot-weiß-kariertem Deckel.

Ausblick.

Die Hersteller sind also in Einigkeit darum bemüht, den Konsumenten zu vermitteln, dass sie beim Kauf von Marken-Konfitüre Top-Produkte bekommen, die den Vergleich mit Selbstgemachtem keineswegs scheuen müssen, sondern – ganz im Gegenteil – auch mit Vorzügen bzw. neuen Geschmackserlebnissen aufwarten, die man aus der eigenen Küche üblicherweise nicht kennt. Wie das Geschäft weitergeht, ist natürlich zu einem guten Teil auch vom Wetter abhängig. „Man wird sehen, wie die Obsternte im Sommer 2018 ausfallen wird – dann werden die Karten wieder neu gemischt“, so Martin Darbo.