„Ein großes Übel“

Ralf Teschmit, GF von Penny Österreich

Nachhaltiges Wirtschaften kann nur funktionieren, wenn die gesamte Wertschöpfungskette mit an Bord ist. Wir haben mit Ralf Teschmit, GF von Penny Österreich, über die Rolle des Handels in dieser herausfordernden Situation gesprochen.

PRODUKT: Nachhaltigkeit ist schon allein durch die zahlreichen Aktivitäten der Markenartikel-Hersteller ein omnipräsentes Thema in PRODUKT. Schildern Sie uns doch bitte, was der Handel zu diesem Thema beitragen kann!'
TESCHMIT: Wir verfolgen bei Penny den Ansatz „vermeiden, verringern, verbessern“. Neben der wichtigen Materialreduktion streben wir Verbesserungen an, indem wir Verpackungen recyclingfähiger machen, Recyclingmaterial einsetzen (recyceltes PET), auf alternative, umweltfreundlichere Materialien wie Distelölfolie, die bei der Verpackung unserer Karotten zum Einsatz kommt, oder auf zertifizierte Rohstoffe setzen (etwa PEFC oder FSC bei Holz).

PRODUKT: Welche Hebel für mehr Nachhaltigkeit im Verpackungsbereich gibt es zudem direkt in den Filialen?
TESCHMIT: Wir forcieren unser Angebot an unverpacktem Obst und Gemüse und bieten unseren Kunden das Ökosackerl an, das sich nach der Verwendung beim Einkauf zusätzlich auch als Vorsammelhilfe für den Biomüll eignet, was zusätzlich Material einspart. Oder das Mehrwegnetz aus Holzfaser, das zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und ebenso wiederverwendet werden kann. Auch Verpackungsmaterial, das für den Kunden nicht sichtbar ist, wie etwa Umverpackungen für den Transport vom Lager in unsere Penny-Märkte, wird ebenso im Kreislauf geführt.

PRODUKT: Welche Fortschritte hat Penny hier bereits gemacht und welche konkreten Ziele haben Sie sich noch gesetzt? Und welche Schwierigkeit gibt/gab es zu bewältigen?
TESCHMIT: Wir haben 2018 die Initiative „Raus aus Plastik“ gestartet, mit dem Ziel, Plastikverpackungen zu vermeiden. Erster Meilenstein war die Umstellung auf lose oder umweltfreundlichere Verpackung bei Obst und Gemüse unserer Bio-Eigenmarke „Echt Bio!“ bis Ende 2019. Bis 2030 werden 100% unserer Eigenmarkenverpackungen umweltfreundlichere Verpackungen haben. Dafür wird von den Experten der Rewe Group Österreich jeder einzelne Artikel und zahlreiche Verpackungsalternativen überprüft sowie sorgfältig abgewogen, welche Auswirkungen sich bei jedem Produkt mit seinen Eigenschaften und Besonderheiten in Bezug auf Haltbarkeit, Qualität und Hygiene ergeben. So konnten wir seit 2018 40 Tonnen Plastik einsparen – das entspricht mehr als 7 LKW-Ladungen voll mit Plastik. Verpackung ist aber auch sinnvoll und dient dem Schutz eines Produktes, führt zu einer längeren Haltbarkeit und verringert so in weiterer Folge Lebensmittelverschwendung. Darum ist es unser Anspruch, nachhaltige Verpackungslösungen zu finden, die sowohl ökologisch, sozial wie auch wirtschaftlich zweckmäßig sind.

PRODUKT: Inwieweit glauben Sie, dass das Thema nachhaltige Verpackungen für den typischen Diskont-Shopper relevant ist?
TESCHMIT: Wir wissen aus Kundenbefragungen, dass die Vermeidung von Plastik auch für Diskont-Kunden eine große Rolle spielt. „Nachhaltigkeit bei Verpackung“ ist auch mir selbst ein wichtiges Anliegen. Im Hinblick auf unsere nachfolgenden Generationen ist es aus meiner privaten Sicht ein großes Übel, wie wir alle die Umwelt vor allem mit Plastik zumüllen, Meere verunreinigen und was wir damit Mensch und Natur antun.

PRODUKT: Welche Aufgaben sehen Sie hier für Politik und Gesellschaft, um ideale Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen?
TESCHMIT: Wichtig ist, das Problem als solches zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Als Maßnahme gegen Lebensmittelverschwendung nehmen wir an der Initiative des Umweltministeriums „Lebensmittel sind kostbar“ teil und weisen auf der Verpackung von Eigenmarken darauf hin, Milchprodukte zu probieren oder daran zu riechen, auch wenn das MHD bereits überschritten sein sollte. Und auch vermeintlich kleinere Umstellungen machen in Summe viel aus: So werden wir künftig bei Joghurts die Plastikdeckel weglassen und bieten in Kürze Mehrwegdeckel an, die ganz einfach gewaschen und wiederverwendet werden können. So einfach kann es sein!

PRODUKT: Herzlichen Dank für das Gespräch! ks/bd