Flotte Manöver

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Der Kreislaufwirtschafts-Gedanke ist in der Fischerei ganz unterschiedlich von Relevanz: Zum einen heißt es Wild-Bestände bzw. Zuchten verantwortungsvoll zu managen, zum anderen Verpackung, Produktion und Energieverbrauch zu optimieren. Getan wird in alle Richtungen einiges.

Nachhaltiger Fisch – also Tiere aus nicht in ihrem Bestand gefährdeten Quellen bzw. aus zertifizierten Aquakulturen – ist den heimischen Verbrauchern wichtig: Rund 70% der Konsumenten gaben in einer Studie des MSC (GlobeScan) an, dass „Nachhaltigkeit“ ein ausschlaggebendes Kriterium beim Kauf von Fisch ist. Das Angebot, das man in den Regalen des heimischen Handels im Bereich TK und Konserve findet, entspricht diesem Bedürfnis auch bereits: So ist z.B. das Sortiment des TK-Marktführers Iglo durchgehend MSC- bzw. ASC-zertifiziert, ähnliches gilt für die Angebote von Frosta, Yuu´n Mee oder Followfood. Und auch in Sachen Dosen sieht es nicht schlecht aus: Das wichtigste Produkt im Regal, der sich schnell vermehrende Skip Jack-Thunfisch, stammt bei den allermeisten Anbietern aus als grün bewerteten Fanggebieten und ist überdies entweder MSC-zertifiziert oder wird beifangminimierend mit der Angel gefangen. Damit ist in Österreich das Angebot durchwegs gut sortiert – und das obwohl international gesehen nur 15% der Wildfangmenge aus MSC-Fischereien und nur etwa 5% aus zertifizierten Aquakulturen stammen. 

Weiter gedacht.

Der Kreislaufgedanke macht allerdings hier nicht Halt, sondern beschäftigt sich neben der Ressource Fisch auch mit der Produktion, der Logistik und der Verpackung derselben. Im Folgenden geben wir einen kleinen Überblick darüber, welche Projekte bzw. Ziele die einzelnen Hersteller über den Fischfang hinaus bereits verfolgen. 

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Nicht für den Müll.

Als Gründungsmitglied des MSC ist Iglo beim verantwortungsvollen Sourcing natürlich am Letztstand. Felix Fröhner, GF Iglo Austria: „Wir ruhen uns auf unseren Lorbeeren aber nicht aus. Gemeinsam mit unseren Lieferanten, Industrieverbänden und dem LEH adressieren wir laufend weitere wichtige Umweltanliegen. Neben einer verantwortungsvollen Beschaffung arbeiten wir u.a. an Wegen, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren und an Möglichkeiten nachhaltige Verpackungen zu entwickeln.“ In Österreich werden lt. WWF etwa 20% des persönlichen CO2-Fußabdruckes durch die Ernährung verursacht. Rund 16% der erzeugten Lebensmittel werden allerdings gar nicht gegessen, sondern landen im Müll. Damit ist die Reduzierung von Food Waste einer der wesentlichen Hebel in Sachen globaler CO2-Reduktion. Bei Iglo setzt man hier sowohl produktionsseitig als auch verbraucherseitig an. Felix Fröhner: „Unser Ziel ist es, die Rohstoffe so zu verarbeiten, dass möglichst wenig Abfall entsteht. Unvermeidbare Lebensmittelabfälle werden als Tierfutter weiterverwendet oder wir schicken sie in die anaerobe Gärung, wo sie in natürliche Düngemittel oder Energie umgewandelt werden.“ Der entscheidende Moment liegt aber bei den Verbrauchern und da kann die Tiefkühltechnologie gut unterstützen. Fröhner: „TKK kann wesentlich dazu beitragen Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Besonders die individuelle Portionierbarkeit trägt dazu bei.“ Natürlich verfolgt Iglo aber auch hinsichtlich Verpackungen, Energie- und Wasserverbrauch ehrgeizige Ziele. Fröhner: „Wir finden das EU-Kreislaufwirtschaftspaket wichtig. Die Ziele, die darin enthalten sind, sind uns seit jeher ein Anliegen, weshalb unsere internen Programme diesbezüglich sogar strenger sind.“ 

Transparent.

Seit der Umstellung auf das Reinheitsgebot 2003 wird bei Frosta ausschließlich MSC-zertifizierter Fisch verarbeitet. Innovativ geht der deutsche TKK-Hersteller zudem insbesondere mit dem Thema Transparenz, aber auch Verpackungen um: Seit 2010 berechnet und veröffentlicht Frosta nämlich den CO2-Abdruck aller Produkte, aber auch die Unternehmensklimabilanz. Friederike Ahlers, Öffentlichkeitsarbeit: „Das hilft uns, genau zu verstehen, wo Emissionen und Verbräuche entstehen und wie wir sie reduzieren können. Darauf aufbauend setzen wir uns alle zwei Jahre neue Reduktionsziele, die wir in unserem Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen.“ Besonders innovativ ist man auch bei den Verpackungen. Neben Optimierungen der Kunststoffverpackungen (sortenreines PP) hat man für TK-Gemüse Papierbeutel auf den Markt gebracht – die Umstellung weiterer Produkte ist geplant. 

Zero Input.

Yuu´n Mee, Experte in Sachen zukunftsorientierter Aquakultur, hat sich bereits bei der Gründung besonders hoher Produktions-Standards verschrieben und forciert so bereits seit 15 Jahren das sensible Thema nachhaltige Garnelen-Zucht. Besonders stolz ist man auf einen weltweit einzigartigen Zero Input Farming-Ansatz im geschützten Mangrovenwald im Mekong Delta. Dabei wachsen die Garnelen bei bewusst geringer Besatzdichte artgerecht in ihrer natürlichen Umgebung auf und ernähren sich nur von dem, was die Natur zur Verfügung stellt. Robert Herman, GF Yuu´n Mee: „Für die langfristige Verfügbarkeit und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen ist es ganz wesentlich, dass der Anteil der nachhaltigen Aufzucht steigt – und auch das Bewusstsein der Konsumenten weiter ausgebaut wird.“ 

Vielschichtig.

Im Bereich Fisch-Konserven zeichnen sich die Lieferanten ebenso wie in der TKK durch viel Innovationsgeist auf unterschiedlichsten Ebenen aus. Normen de Zeeuw, Marketingleiter Vier Diamanten: „Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren am Thema nachhaltiger Fischfang und waren z.B. die erste Marke am österreichischen Markt, bei der alle Produkte mit Haken und Langleine gefangen wurden. Und das obwohl das Thema damals noch nicht so relevant wie heute war. Aus heutiger Sicht können wir stolz sagen, dass alle ‚Vier Diamanten‘-Produkte verantwortungsvoll gefangen werden.“ Darüber hinaus beschäftigt man sich intensiv mit Themen wie Plastikreduktion, Transport-Optimierung und Energiereduktion. De Zeeuw: „Vier Diamanten hat sich in den letzten Jahren sehr stark damit beschäftigt, Plastik in den Verpackungen zu reduzieren. Wir freuen uns, sagen zu können, dass wir unsere Thunfischsalate in Alu statt Plastikschüsseln verkaufen und sämtliche Konsumgüter plastikfrei sind.“ Als Unterzeichner der SDG 12.3 initiative on food waste hat  die Princes Food Group sich auch dazu verpflichtet, bis 2030 Lebensmittelabfälle, die bei der Verarbeitung von Erzeuger zu Verbraucher entstehen, um 50% zu reduzieren. Bis Ende des Jahres soll zudem kein Müll mehr auf Deponien landen (aktuell ist man bereits bei einem sehr geringen Prozentsatz von 1,4%). Die CO2-Bilanz soll bis 2030 drastisch reduziert werden, indem man auf einen Mix aus erneuerbarer Energie (25%), CO2-Ausgleich (25%) und Energieerzeugung vor Ort setzt (50%). De Zeeuw: „Man sieht, wir haben schon viel geschafft, uns aber auch noch viele Ziele gesetzt.“ 

Sparsam.

Reduktion auf allen Ebenen heißt auch das Motto bei „Rio mare“ (Bolton). Neben der stetigen Erweiterung in Richtung nachhaltiges Sourcing, der Verwendung von recycelten und recyclebaren Packstoffen sowie Investitionen in eine wasser- und energiesparende Produktion widmet man sich bei der Produktentwicklung dem Thema Food Waste-Reduzierung. Jörg Grossauer: „Auch bei der Produktentwicklung haben wir uns etwas einfallen lassen: Seit 2019 gibt es mit ‚Thunfisch Natura‘ und ‚Thunfisch in Olivenöl‘ zwei Produkte, bei denen es nicht mehr erforderlich ist, das Öl bzw. die Lake wegzuschütten.“ Dank einer innovativen Technologie wird der Fisch mit gerade so viel Flüssigkeit bedeckt, wie erforderlich ist, um ihm den beliebten Geschmack zu verleihen. Grossauer: „Im gesamten Produktionsprozess wird damit hochwertiges Öl bzw. Wasser eingespart. Unserer Meinung nach sollte die Wertigkeit von Nahrungsmitteln insgesamt in den Vordergrund gehoben werden, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.“

Höchste Ansprüche.

Bei Followfood („followfish“) lautet der Mindeststandard für TK- und Konserven-Fisch: 100% MSC bei Wildfang, Bio bei Aquakulturen. Ein aktuelles Pionierprojekt ist der klimaneutrale „followfish Fair Trade Thunfisch“, der von Hand geangelt wird. Zudem setzt Followfish auf die MSC-Regeln weitere Fischereirichtlinien für noch mehr Umsicht in Sachen Ressourcen-Schutz, Schutz des Ökosystems oder auch Sozialstandards der Fischer am Boot. Ab nächstem Jahr soll das Unternehmen, das zuletzt um 20% vs. Vorjahr im Umsatz gewachsen ist, klimaneutral sein. Julius Palm, Director of Sustainability & Innovations bei Followfood, betont aber einmal mehr: „Nachhaltige Fischerei auf globaler Ebene muss das Ziel sein. Dazu braucht es u.a. strengere Fischereirichtlinien und den Ausschluss stark eingreifender Fangmethoden.“

Regional.

Lebensmittel lokal zu beziehen ist natürlich auch eine gute Lösung. Allerdings sind uns als Binnenland hier Grenzen gesetzt. Von Hink gibt es aber heimischen Wels, Seesaibling, Lachsforelle und Karpfen, die in Konserven angeboten werden. Peter Spak, GF Hink: „Dem Zeitgeist voraus setzt das Unternehmen schon seit Jahren auf heimische Zutaten und nachhaltige sowie schonende Produktion nach höchsten Standards.“ Eine besonders gute Ökobilanz weist übrigens der Karpfen auf, der bei Hink mit kaltgepresstem Rapsöl der Ölmühle Fandler per Hand in die Dose gelegt wird. 


„Dem Zeitgeist voraus setzen wir seit Jahren auf heimische Zutaten und nachhaltige sowie schonende Produktion nach höchsten Standards.“ Peter Spak, GF Hink


In alle Richtungen.

Die TK- und Konserven-Fischlieferanten des Handels mussten sich, aufgrund der sensiblen Ressource, schon früh mit dem Thema Nachhaltigkeit und einem Kreislaufgedanken auseinandersetzen. Unsere kleine Rundschau zeigt, dass sie auch an Land bereits viele Projekte an der Angel haben bzw. bereits entscheidende Schritte gegangen sind.