Für den Kompost

Für die Innovation „Blue Circle Coffee“ haben sich der Verpackungsspezialist Alpla, der Kaffeeröster Amann Kaffee und die strategische Markenberatung Silberball zusammengetan, um Kaffee in heimkompostierbaren Kapseln zu vermarkten. Wir haben Michael Casagranda (Founder Silberball) gefragt, warum das Sinn macht.

Blue Circle Coffee Kapseln können am Heimkompost entsorgt werden

PRODUKT: Auf den Punkt gebracht: Was ist das Sensationelle bei Blue Circle Coffee
Casagranda: Blue Circle Coffee verbindet das Beste aus zwei Welten: schonend veredelter Kaffee von kleinen Röstereien und Kapseln, die einfach auf dem Gartenkompost entsorgt werden können. Seit 2021 leisten wir einen Beitrag, unsere Welt – Kapsel für Kapsel – zu einem saubereren und genussvolleren Ort zu machen. Und das, ohne auf den Convenience-Aspekt der Kapsel verzichten zu müssen. Wir nennen dies „Convenience in Green“. Um Kunden mehr Vielfalt und Genuss zu ermöglichen, rösten wir für Private Labels, füllen und verpacken jegliche Kaffeekreation und unterstützen bei der Vermarktung – von der Gestaltung der Kaffeeverpackung bis hin zum Online-Verkauf über die Blue Circle Coffee Plattform.

PRODUKT: Der große Unterschied zu bisher erhältlichen industriell kompostierbaren Kapseln ist also, dass man sie zuhause am Kompost entsorgen kann? Kann man diese Kapseln dann auch in die öffentliche Bio-Tonne werfen? Geben dazu auch die Entsorger ihren Segen? 
Casagranda: Industriell kompostierbare Kapseln sind im Gegensatz zu der von uns verwendeten Kapsel tatsächlich nicht heimkompostierbar. Auf dem hauseigenen Kompost zersetzen sich unsere Kapseln vollständig in einer Zeitspanne von sechs bis zwölf Monaten. Zum heutigen Zeitpunkt variiert die Entsorgung der Kapseln von Verwerter zu Verwerter. Theoretisch betrachtet erfüllen unsere Kapseln alle gesetzlichen Anforderungen, sodass sie auch in der Bio-Tonne entsorgt werden könnten. Praktisch gesehen besteht zum heutigen Zeitpunkt jedoch oftmals das Problem, dass Verwerter nicht zwischen industriell- und heimkompostierbaren Kapseln unterscheiden können und folglich sämtliche Kapseln, welche über die Bio-Tonne entsorgt werden, aussortieren. Wir arbeiten jedoch mit Hochdruck daran, dieses Problem im Austausch mit Verwertern und Behörden zu lösen. Einen Lichtblick gibt es bereits: Italien verfügt schon über ein auf biologisch abbaubare Kunststoffe spezialisiertes Verwertungskonzept. Zudem vertreten wir die Meinung, dass starre und nicht mehr zeitgemäße Verwertungskonzepte von Politik und Industrie neu gedacht werden müssen. Wir leisten in dieser Diskussion unseren Beitrag und helfen mit, eingefahrene Systeme aufzubrechen.

PRODUKT: Wenn die Kapseln dann doch im Restmüll landen – sind sie trotzdem, aus ökologischer Sicht, besser als Kapseln aus anderen Materialien? 
Casagranda: Sollte der Kreislauf nicht durch eine Kompostierung geschlossen werden können, so kann festgehalten werden, dass die Kapseln in ihrer Produktion und Entsorgung dennoch einen deutlich kleineren ökologischen Fußabdruck besitzen als Kapseln aus Aluminium oder einem nicht abbaubaren Kunststoff.

PRODUKT: Aus welchen Rohstoffen werden die Kapseln gefertigt?
Casagranda: Die Kapseln bestehen aus einem Verbund von Schalenfasern der Sonnenblumenkerne sowie einem biobasierten Kunststoff, welcher bei der Kompostierung kein Mikroplastik oder sonstige ungewünschte Rückstände hinterlässt. Die Schalen der Sonnenblumenkerne wären ohne unsere Verwertung ein Abfallprodukt der Industrie. Zudem besteht kein Engpass an diesen Materialien, so dass keine zusätzlichen Sonnenblumenanbaugebiete erschaffen werden müssen. In anderen Worten: Die so wichtigen Wälder auf unserer Erde sind vor der Abholzung oder einer Brandrodung geschützt. Zuletzt möchten wir auch hervorheben, dass die Kapsel kein PLA beinhaltet.

PRODUKT: Wie sieht es mit den Kosten für die Kapseln aus, bewegen sich diese in einem gängigen Rahmen?
Casagranda: Die Kosten der Kapseln bewegen sich definitiv in einem höheren Rahmen, beispielsweise im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffkapseln. Nichtsdestotrotz belegt unsere eigene Kaffeelinie, dass das fertige Produkt durchaus in der Lage ist, mit den von „Nespresso“ veranschlagten Preisen mitzuhalten.

Rund vier Jahre dauerte die Entwicklung der nachhaltigen Kaffee-Kapseln

PRODUKT: Was war/ist die technologische Herausforderung bei dieser Entwicklung? Etwa Aromaschutz, Maschinentauglichkeit, Nachhaltigkeit des Materials…?
Casagranda: Technologische Herausforderungen gab es auf zahlreichen Ebenen. Es war beispielsweise nicht nur herausfordernd, die Sauerstoffbarriere der Kapsel zu entwickeln (entscheidend für das Aroma und den Geschmack des Kaffees), sondern auch die Kapseln überhaupt in größerer Stückzahl produzieren zu können. Einer der Gründe dafür ist die Zähflüssigkeit des eingesetzten Materials. Sie bewirkt, dass die Kapseln durch ein Spritzgussverfahren nur schwer in Form gebracht werden können. Zuletzt musste auch noch das natürliche Aroma der Kapsel durch ein Belüftungsverfahren auf das Minimum reduziert werden. Alles in allem nahm die Entwicklung der Kapsel über vier Jahre in Anspruch. Abgeschlossen ist die Entwicklung allerdings noch nicht und es wird fortlaufend an weiteren Verbesserungen geforscht.

PRODUKT: Glauben Sie, dass die Zukunft der Kaffee-Einzelportionen in der (Heim-) Kompostierbarkeit liegt? Hat Recycling keine Chance?
Casagranda: Unserer Meinung nach hat die Heimkompostierung von Einzelportionen deutliche Vorteile im Vergleich zu Recycling. Der Recycling-Kreislauf ist oftmals nur in der Theorie vollständig schließbar. Besonders problematisch ist Recycling in weniger entwickelten Ländern, in welchen sowohl Recycling als auch das Sammeln von Wertstoffen kaum funktioniert. Im Kreislauf verloren gegangenes Aluminium muss schließlich mit viel Aufwand in Minen abgebaut werden. Nicht selten werden flächenweite Wälder in Südamerika gebrandrodet, um weitere Aluminiumminen in Betrieb zu nehmen. Zudem benötigt Recycling den Einsatz von zusätzlicher Energie, um wertvolle Rohstoffe wiederverwerten zu können. Durch die Kompostierung unserer Kapseln wird der Wertekreislauf hingegen vollständig geschlossen. Dies beinhaltet auch einen geschlossenen Kohlenstoffkreislauf. Denn der CO2-Gehalt in der Atmosphäre wird nicht erhöht, da die Pflanzen dieses zuvor aufgenommen haben und das CO2 schließlich im Boden gebunden wird.

PRODUKT: Noch ein Wort zum Unternehmen: Sie bieten einerseits das komplette Produkt unter der Marke „Blue Circle Coffee“ an, und andererseits sind Sie auch im Private Label-Bereich tätig? Und im Markenbereich?
Casagranda: Wie zu Beginn kurz beschrieben, sind wir offen für sämtliche Partner wie etwa kleine und mittelgroße Röster oder andere Unternehmen, die gerne ihren eigens gebrandeten und gerösteten Kaffee hätten.

PRODUKT: Besten Dank für das Gespräch!

Haben sich für Blue Circle Coffee zusammengetan: Michael Casagranda (Markenagentur Silberball), Florian Amann (Amann Kaffee) und Nicolas Lehner (Alpla)