Für ein reines Gewissen

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Wasch- und Reinigungsmittel müssen sich innerhalb der aktuellen Nachhaltigkeits-Diskussion gleich mehreren Kritikpunkten stellen, etwa hinsichtlich bedenklicher Inhaltsstoffe, Verpackungsmüll und einer Gefährdung von Wasserorganismen. Hier sind die Antworten der Branche.

Produkte, die uns helfen, den Haushalt, das Geschirr oder die Wäsche sauber zu machen, sowie deren Anwendung werden bei mehreren Anlässen hinterfragt. Das beginnt am PoS, wo besonders umweltbewusste Konsumenten die Art und Menge des Verpackungs-Materials in ihre Kaufentscheidung einbeziehen. Beim Befüllen der Waschmaschine kommt die optimale, weil möglichst nachhaltige Waschtemperatur zum Tragen. Beim bzw. nach dem Putzen oder auch beim Tragen der frischen Wäsche können etwaige Hautprobleme nach dem Kontakt mit dem jeweiligen Produkt ebenfalls stutzig machen. Und nachdem jenes Wasser, mit dem gereinigt wurde, ja idealerweise wieder über den Kanal und die Kläranlage den Weg zurück in natürliche Gewässer geht, hinterfragen aufmerksame Verbraucher natürlich auch, was man da alles mit hinunterspült. Beginnen wir gleich mit dem letzten Punkt und der positiven Nachricht, dass hier in den letzten Jahren und sogar schon Jahrzehnten viel geschehen ist. Phosphate (die zu einer Überdüngung und übermäßigem Wachstum von Wasserpflanzen führen können) wurden etwa in vielen europäischen Ländern schon in den 80er-Jahren in Waschmitteln verboten, aus Geschirrspülmitteln wurden sie im Jahr 2017 durch ein entsprechendes EU-Gesetz verbannt. Tenside sind hingegen als wichtiger Bestandteil von Wasch- und Putzmitteln weiterhin im Einsatz, erfüllen sie doch die Hauptaufgabe, den Schmutz vom jeweiligen Material zu lösen. Hier gab es im Jahr 2005 eine Änderung der Gesetzeslage: Seitdem müssen laut EU Tenside, die in Wasch- und Reinigungsmitteln eingesetzt werden, vollständig abbaubar sein, was wiederum konkret bedeutet, dass sie innerhalb von 28 Tagen zerfallen sein müssen und somit keinen negativen Einfluss auf Wasserlebewesen haben dürfen.

Dufte?

Immer wieder Anlass für Diskussionen bietet auch das Thema Duftstoffe. Was für die einen einer der angenehmsten Nebeneffekte des Waschens und Putzens ist, macht anderen Probleme. Denn bestimmte Stoffe können bei Allergikern zu Hautproblemen führen. Betroffene können heute auch auf duftstofffreie Produkte zurückgreifen. Ein Beispiel für eine solche Neuheit: „Vanish 0%“ – ein Fleckentferner ohne Duftstoffe, Farbstoffe und Chlor aus dem Hause Reckitt Benckiser.

Hülle.

Einen besonderen Stellenwert nimmt aber mittlerweile auch im WPR-Bereich das Thema Verpackung ein. In der Befragung für unsere Nachhaltigkeitsstudie, die wir gemeinsam mit Marketagent.com durchgeführt haben, gaben 69% der Konsumenten an, dass ihnen eine umweltschonende Verpackung beim Kauf von Drogerieprodukten wichtig sei. Und so hört man aktuell aus vielen Richtungen über Verpackungs-Optimierungen in Richtung einer erhöhten Nachhaltigkeit. Erdal etwa berichtete uns im Zuge unserer Recherchen, dass heute alle „Frosch“-Flaschen zu 100% aus Altplastik bestehen. „Inzwischen können außerdem auch schon die Verschlusskappen aus Polypropylen aus recyceltem Material hergestellt werden“, erzählt uns Produktmanager Alexander Litofcenko. Darüber hinaus lässt sich der Kleber auf den Etiketten leicht entfernen, was für die Wiederaufbereitung relevant ist. Auch Neuprodukte hat Erdal zu bieten: So wird die Marke „Frosch“ künftig auch bei WC-Steinen zu finden sein, und zwar mit einem Körbchen aus PET, das ebenfalls zu 100% aus Recyclat besteht. Außerdem soll noch im 2. Quartal der Einstieg ins Segment der Maschinen-Geschirrspülmittel erfolgen. Mit so vielen good News hält Erdal natürlich nicht hinterm Berg, sondern hat für das heurige Jahr die bislang größte „Frosch“-Werbekampagne in Österreich geplant.

Kettenreaktion.

Auch Georg Grassl, General Manager Österreich Laundry & Home Care bei Henkel, bestätigt unseren Eindruck, dass Nachhaltigkeit bei Waschmitteln und Reinigern heute viel mehr heißt als auf fragwürdige Inhaltsstoffe zu verzichten: „Das Nachhaltigkeitsthema hat sich insofern weiterentwickelt, als jetzt die gesamte Wertschöpfungskette im Blickpunkt steht.“ Und so hat man sich – angetrieben auch von neuen EU-Vorgaben – bei Henkel ebenfalls intensiv mit dem Thema Verpackung beschäftigt. Die Folge: Das Unternehmen hat sich u.a. dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2025 35% Recyclingkunststoff in allen seinen Konsumgüter-Verpackungen in Europa einzusetzen. Außerdem sollen bis dahin 100% der Verpackungen wiederverwendbar, recyclebar oder kompostierbar sein sowie 100% des Papiers bzw. Kartons aus Recyclingmaterial oder aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Aber schon bisher stand Nachhaltigkeit bei jeder Neueinführung aus dem Hause Henkel im Fokus: Jede Produktneuheit muss aus Nachhaltigkeitssicht eine Verbesserung gegenüber dem vergleichbaren Vorgängerprodukt bieten. Apropos Neuheit: Im Mai wird das „Clin“-Sortiment um ein spezielles Angebot für besonders ökobewusste Verbraucher ergänzt, und auch bei „Blue Star“ wird heuer noch ein entsprechender Launch folgen.

Kreislauf.

Einen Trend in die richtige Richtung berichtete man uns auch im Hause Unilever: „Unser Fußabdruck pro Verbraucheranwendung ist seit 2010 um ca. 29% zurückgegangen“, so Inka Naumann, Strategische Leitung HPC. „Um der aktuellen Wegwerfkultur ein Ende zu setzen, haben wir uns verpflichtet, bis 2025 mindestens 25% recycelte Kunststoffe in unseren Verpackungen zu verwenden.“ Beim „Comfort intense“-Weichspüler kann der Anteil heuer bereits auf 100% erhöht werden. Und auch bei der neuen „Cif Natur“-Range, bestehend aus einem Anti-Kalk- und einem Fettlöser-Spray, liegt der Anteil an rezykliertem Plastik bereits bei 100%.

Konzentration.

Das Thema Recyclat wird natürlich auch von Procter & Gamble aufgegriffen. So sollen etwa die transparenten „Fairy“-Flaschen bis 2020 zu 100% aus wiederverwertetem Plastik bestehen. Außerdem werden hier die Ressourcen auch durch die Darreichungsform als Konzentrat geschont. Und dies ist insbesondere im Waschmittelbereich ein weiteres wichtiges Nachhaltigkeits-Instrument. „Konzentrierte Produkte bedeuten weniger Wasserverbrauch, weniger Verpackung und weniger Transport“, erklärt Georg Grassl von Henkel. Inka Naumann von Unilever Austria geht auf das Prinzip Kompaktierung anhand des Beispiels „Comfort intense“ ein: „Alle Inhaltsstoffe werden auf einem höheren Niveau in ultrakonzentrierter Form eingesetzt. Durch diese Verdichtung kann trotz Einsatz einer geringeren Menge an Weichspüler eine höhere Wirkung erzielt werden.“

Kälter.

Einen weiteren wichtigen Nachhaltigkeits-Faktor schildert uns Claudia Bach, Unternehmenskommunikation RB: „Was wir erkennen, ist der Trend in Richtung kürzere Waschzyklen und niedrigere Temperaturen bei Waschgängen.“ Georg Grassl, Henkel, bestätigt, dass die neue Generation von Waschmitteln hier früheren Produkten deutlich überlegen ist: „Im Bereich des Kaltwaschens wurde ein enormer Fortschritt erzielt.“ Die „Persil“-Produkte etwa entfalten bereits bei einer Waschtemperatur von 20°C ihre Wirkung, was nur durch den Einsatz neuer Enzyme möglich wurde, die wiederum auch eine Reduktion der Menge an erdölbasierten Tensiden ermöglichte. Sinnvoll ist dies aber natürlich nur, wenn der Konsument die Möglichkeiten des Waschmittels voll ausschöpft. Mittlerweile haben jedoch die meisten Verbraucher Vertrauen in die effektiven Formulierungen, die ja bereits bei vielen Marken zum Einsatz kommen, gefasst und das Temperaturrad von den früher gängigen 60°C ordentlich runtergedreht. Ein wichtiger Schritt: „Denn“, so Georg Grassl, Henkel: „Rund 80% des ökologischen Fußabdrucks eines Waschmittels entfallen auf die Anwendungsphase.“

100%.

Auch im MGSM-Bereich hat sich in Sachen Umweltfreundlichkeit eine Menge getan. Der jüngste Launch in diesem Bereich war die „claro 100%“-Serie für Bio-Märkte. Diese steht für Produkte, die in kürzester Zeit vollkommen biologisch abbaubar sind und außerdem mit einer kompostierbaren Verpackung überzeugen. Die Devise: Zero Waste. In Sachen Wirkung, und da ist man sich bei Claro mit der restlichen Branche einig, müssen Käufer nachhaltiger Produkte übrigens keine Abstriche mehr machen. „Ein Kunde soll nicht dafür bestraft werden, wenn er nachhaltige Produkte kaufen will“, hält Natalie Kastenhuber, Leitung Marketing bei Claro, fest.

Überlegen.

Apropos Performance: Dass grün keineswegs mehr mit mangelnder Wirkung gleichzusetzen ist, bewies auch Durgol mit dem Launch des „durgol Bio Schnell-Entkalkers“. Dieser ist in 18 Tagen zu mehr als 99,5% biologisch abgebaut und enthält keine Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe. Außerdem – und dies soll einen weiteren häufigen Konsumenten-Irrglauben aufklären – ist er auch den klassischen Hausmitteln überlegen: „durgol Bio“ wirkt nicht nur fünf Mal schneller als Essig und Zitronensäure, sondern ist darüber hinaus, und das können Hausmittel beim Entkalken nicht immer von sich behaupten, materialschonend.

Besser machen.

Es gibt also jede Menge, was man zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel tun kann – sowohl auf Hersteller- als auch auf Verbraucherseite. Die zahlreichen in Sachen Nachhaltigkeit weiter verbesserten Produkte dürften das Bewusstsein der Konsumenten und somit auch das Kaufinteresse jedenfalls weiter schüren.